„Viele Sinne fördern und reizen“

von Redaktion

Aschauer Preysing-Grundschule unterrichtet jetzt im Wald

Aschau – Klassenzimmer im Wald: Ein neuer Ansatz der Aschauer Preysing-Grundschule ab diesem Schuljahr. Und die Aschauer Grundschulkinder sind begeistert. Christina (7) findet: „Unterricht im Wald macht mehr Spaß als im Klassenzimmer.“ Am offiziellen Wandertag der Grundschule wurde das Klassenzimmer im Wald eröffnet. Mitten auf einer Lichtung. Holzstämme, zu Bänken umgearbeitet, eine wetterfeste Schiefertafel, ein paar Leinen, die das Areal abgrenzen und als Garderobe dienen – mehr brauchte es nicht.

Holzstämme
als Bänke

Überhaupt ging alles ganz schnell: Ludwig Freiherr von Cramer-Klett stellte das Grundstück zur Verfügung, Sepp Rinner, beim Freiherrn für die Land- und Forstwirtschaft zuständig, und der Bauhof checkten die Gefährdungslage, lichteten teilweise aus und richteten das Klassenzimmer ein, erinnert sich Astrid Sauer, Rektorin und Zweitklasslehrerin.

In Traunstein hatten sie und ihre Kolleginnen aus der Grundschule sich das Konzept Klassenzimmer im Wald angeschaut und waren sofort von dem Nachhaltigkeitskonzept begeistert. Die Gemeinde nicht minder: Zweiter Bürgermeister Michael Andrelang, der auch bei der Eröffnung mit dabei war, findet es „eine schöne Sache.“ Früher hätten Kinder viel mehr im Wald und auf den Feldern gespielt. Den Kindern die Liebe zur Natur zu vermitteln, ihnen beizubringen, dass der Wald wichtig und schützenswert ist, überhaupt rauszukommen, sich im Freien zu bewegen und dort sogar noch unterrichtet zu werden, sei sicher eine besondere Erfahrung. Auch die Eltern wurden bei einem Elternabend von dem Projekt überzeugt. Obwohl, da war wohl nicht viel Überzeugungsarbeit nötig. Spätestens beim Anblick der leuchtenden Kinderaugen weiß man Bescheid. Geplant ist, dass jede Klasse zwischen den Ferienblöcken zwei- bis dreimal das Klassenzimmer im Wald aufsucht. Bei der ersten Deutschstunde im Wald – also am Tag nach der offiziellen Eröffnung – sind die Kinder mit genau so viel Freude dabei wie am Vortag.

Auch wenn der „Aufstieg“ von der Grundschule in den Wald nicht allen gefallen hat: „Mir ist schon jetzt warm,“ seufzte da so mancher Schüler. Doch in der Gemeinschaft wandert es sich leichter. Überhaupt werde da so manches gefördert, was im Schulalltag nicht immer so leicht umzusetzen ist beziehungsweise leicht fällt. Sei es die Förderung der Fitness und der Motorik, sei es der Ruhelevel oder die Entspanntheit. Den Beweis liefert schon die erste Deutschstunde. Schulassistentin Irmi Scheck hat an einige Bäume Lernwörter geheftet, die Kinder sollen diese finden und abschreiben. „Zehn Worte sind es“, gibt Astrid Sauer den Zweitklässlern mit auf den Weg. Und schon stürmen die Schüler los: Auf Klemmbrettern schreiben sie die Worte ab. „Ich kann hier nicht so schön schreiben“, jammert Jack. „Macht nichts“ tröstet Astrid Sauer. Mancher hat nur acht Worte gefunden, auch was die Rechtschreibung angeht, sind sich einige noch nicht ganz sicher. Später müssen sich die Kinder ganze Sätze, die an anderen Bäumen aufgehängt sind, merken und zurück am Platz aufschreiben.

„Schöne,
frische Luft“

„Ich finde es schön hier,“ ist die einhellige Meinung. Aurelia findet den Unterricht im Wald „viel schöner als im Klassenzimmer.“ Valentin lobt die „schöne, frische Luft.“ Und Leonhard sagt: „Ich kann mich hier voll gut konzentrieren.“ Das Klassenzimmer im Wald kann vielfältig in alle Unterrichtsfächer miteingebunden werden, sagt Astrid Sauer noch. Und es sei ein Ort zur Beobachtung und Erforschung der Natur. Es werden viele Sinne gefördert und gereizt. Und trotzdem beobachte sie, dass die Kinder ruhiger und aufmerksamer seien. Bewegter Unterricht und entdeckendes Lernen – das Klassenzimmer im Wald macht es möglich.

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