„Soll Trasse im Nirwana enden?“

von Redaktion

Radweg von Kolbermoor nach Großkaro kommt nicht – Hoffnung auf Westtangente

Kolbermoor – Im Norden der Stadt bleibt alles beim Alten. Die Radler müssen sich auf Flur-, Filzen- und Kolberstraße auch in Zukunft in den fließenden Verkehr einordnen. Auch der Wunsch der Anwohner nach mehr Sicherheit für die Schulkinder lässt sich nicht realisieren. Für eine Kombination aus Fahrbahn für den Begegnungsverkehr, Fußweg, Radweg und Querungshilfen ist die Straße einfach nicht breit genug. Die einzige Hoffnung auf Beruhigung des Verkehrs liegt auf der Westtangente, denn vielleicht könnten sich dadurch die Verkehrsströme auf der Ortsverbindungsstraße von Kolbermoor und Großkarolinenfeld verringern.

Radfahrer werden im
Norden nie sicher sein

„Es wird in diesem Bereich nie so wenig Verkehr geben, dass Radfahrer sicher und komfortabel unterwegs sind. Die Kurven sind eng und unübersichtlich, daran können wir nichts ändern“, sagt Bürgermeister Peter Kloo. Er ist enttäuscht von der Diskussion im Stadtrat: „Es gab vorgefertigte Meinungen. Argumente wurden gar nicht gehört. Das Moor wäre vom Radweg nicht beeinträchtigt worden, da wir für ihn landwirtschaftliche Flächen genutzt hätten.“ Doch die demokratische Entscheidung sei gefallen.

„Es ist wirklich schade, dass es so gelaufen ist“, bedauert Bernd Fessler, Bürgermeister der Gemeinde Großkarolinenfeld. Klaus Höglauer, der Radbeauftragte der Gemeinde, wohnte der Stadtratssitzung in Kolbermoor bei und überbrachte noch am gleichen Abend die schlechte Nachricht. Gemeinsam mit der Nachbargemeinde war die Radwegverbindung von Großkarolinenfeld nach Kolbermoor geplant worden.

In Großkaro war dazu schon im Juli 2022 ein einstimmiger Gemeinderatsbeschluss gefallen. Inzwischen hatte die Gemeinde Großkarolinenfeld in einigen Bereichen sogar schon die erforderlichen Grundstücke erworben. Der Radweg hätte auf ihrem Gebiet eine Strecke von 2,4 Kilometern gehabt, auf Kolbermoorer Gebiet wären es 1,2 Kilometer gewesen. Die angedachte Route sollte am Friedhof in Großkaro beginnen und kurz vor der Moorkultur an der Theodor-Mayer-Straße in den Kolbermoorer Radweg münden. „Wir werden das Projekt nur gemeinsam mit Kolbermoor verwirklichen“, betont Fessler auf Anfrage des OVB. Und Bürgermeister Peter Kloo ergänzt: „Es macht auch keinen Sinn, einen komfortabel ausgebauten Radweg im Nirwana enden zu lassen. Dafür gibt es keine Fördermittel.“

Für Mobilitätsmanagerin Veronika Winkler ist mit dem Stadtratsbeschluss die Arbeit von fast zwei Jahren passé. Trotzdem bleibt sie motiviert: „Es ist eine demokratische Entscheidung. Wir arbeiten weiter an unserem Radverkehrskonzept.“ Die Arbeiten am 500 Meter langen Abschnitt der Friedrich-Ebert-Fahrradstraße zwischen Ludwig- und Brückenstraße sind kurz vor dem Abschluss. Derzeit wird der Anschluss an die Brückenstraße hergestellt.

„Im Radverkehrskonzept der Stadt Kolbermoor sind für das Alltagsradnetz Hauptrouten festgelegt“, erklärt Winkler. Die Hauptrouten sollen die zentralen Quellen und Ziele im Stadtgebiet durch ein durchgehendes Netz an sicheren und bequem befahrbaren Routen verbinden. Die Friedrich-Ebert-Straße ist ein Teilstück der Hauptroute vier. Sie soll den Radverkehr von der Rosenheimer Straße auf die Parallelroute und die Radfahrer entlang des Mangfallkanals sicher nach Rosenheim bringen.

Eines der Planungsziele des Radverkehrskonzeptes wird an der neuen Fahrradstraße schon gut sichtbar: „Hauptrouten sind frei von Hindernissen, erlauben ein Überholen und Nebeneinanderfahren von Radfahrern und reduzieren die erforderlichen Interaktionen mit Autos auf ein Mindestmaß“, erklärt die Mobilitätsmanagerin. Sie sollen kurze Wege in der Stadt bieten, Radfahrer bevorrechtigen und vor allem Kindern und älteren Menschen ein sicheres Gefühl geben.

Im Süden Kolbermoors ist eine weitere Fahrradstraße im Bereich der Hauptroute eins geplant. Dafür gibt es bereits einen mehrheitlichen positiven Stadtratsbeschluss. „Die Verbindung in Nord-Süd-Richtung soll an der Wilhelm-Zerr-Straße beginnen, über die Sepp-Straßberger-Straße bis zur Unterführung Albert-Schalper-Straße und von dort über die Pfarrer-Birnkammer- und Heubergstraße bis zur Mangfallbrücke führen“, verdeutlicht Veronika Winkler den Verlauf. Die Planung der Fahrradstraße hat ein spezialisiertes Planungsbüro übernommen. „Es wird besonders darauf geachtet, dass die Zufahrten vor und nach der Unterführung sicher und komfortabel für Radfahrer sind“, so Winkler. Ein wichtiges Ziel sei auch hier: Schulkindern und Radlfahrern – auch mit Lastenrad oder Anhänger – eine angenehme Wegeführung anzubieten.

„Wir haben jetzt einen ersten Entwurf erhalten“, informiert die Mobilitätsmanagerin. Dieser werde mit Trägern öffentlicher Belange wie Naturschutzbehörde und Polizei beraten, ehe er dem Stadtrat zur Diskussion vorgelegt werde. Ziel sei es, die Arbeiten in den Wintermonaten auszuschreiben und im kommenden Jahr mit dem Bau der Fahrradstraße zu beginnen. „Ein weiteres Projekt in diesem Zusammenhang wird die Verbreiterung der Unterführung unter der Staatsstraße sein, die mittelfristig umgesetzt werden soll, zeitgleich mit dem Ausbau der Staatsstraße“, informiert Winkler. Doch wann wird die St2078 ausgebaut? „Der Ausbau ist schon seit etwa 15 Jahren ein Thema, denn die St2078 ist mit etwa 20000 Fahrzeugen am Tag eine der am höchsten belasteten Straßen Bayerns“, macht Bürgermeister Peter Kloo die Dringlichkeit klar. Für den vierspurigen Ausbau des Abschnitts zwischen Geigelsteinstraße und Anschlussstelle zur B15 gebe es noch keine konkreten Planungen. Dagegen seien im Abschnitt zwischen Brücken- und Farrenpointstraße die Planungen des Staatlichen Bauamtes Rosenheim schon vor Jahren bis zur Planfeststellung gereift. Vorgesehen seien in diesem Abschnitt Abbiegespuren, Querungshilfen und teilweise auch Lärmschutzwände. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Der Grunderwerb für den Gehwegebau ist schon seit mindestens fünf Jahren abgeschlossen“, macht der Bürgermeister klar. Doch bislang sei nicht klar, wann der Ausbau erfolge: „Im Jahr 2024 auf jeden Fall noch nicht“, hat der Bürgermeister auf Nachfrage im Staatlichen Bauamt erfahren.

Kampagne lenkt Blick
aufs Miteinander

Neben baulichen Verbesserungen der Infrastruktur mit Radwegen, Fahrradstraßen, Beschilderungen oder neuen Parkmöglichkiten für Radfahrer setzt Mobilitätsmanagerin Veronika Winkler auch auf Statements im öffentlichen Raum, denn „das Hauptproblem ist und bleibt die gegenseitige Rücksichtnahme“. Die Kampagne unter dem Titel „Alle Achtung!“ spiegelt sich in der Stadt in großflächigen Bannern und Plakaten. „Jeder Verkehrsteilnehmer ist in seiner eigenen Welt unterwegs, mit unserer Kampagne wollen wir wieder stärker füreinander die Augen öffnen“, beschreibt Winkler und freut sich auf Anstand und Abstand, Vorsicht und Rücksicht sowie Sehen und Gesehenwerden

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