Griesstätt – Hilfeschreie aus dem oberen Stockwerk des westlichen Anbaus an der Altenhohenauer Klosterkirche. Es brennt. Das war die Ausgangslage für eine herausfordernde abendliche Lösch- und Rettungsübung, bei der über 30 Feuerwehrler aus Griesstätt und Freiham mit vier Einsatzfahrzeugen und zwei Atemschutztrupps ihr Können unter Beweis stellten.
Rangieren im
Dunkeln erschwert
Erschwerende Bedingungen: eine unbekannte Rettungslage vor Ort, die äußerst schmale Zufahrt, wenig Platz und nur geringe Rangiermöglichkeiten bei Dunkelheit. Fazit der Übung: Es besteht dringender Handlungsbedarf bezüglich der Sicherheitslage im Bereich des ehemaligen Klosters und der Kirche bei einem Brandfall.
Ein deutliches Knacken signalisierte die Ankunft des ersten Löschfahrzeuges um 19.45 Uhr, das als verbindende Pumpstation eingeplant war, denn ein Ast war auf der schmalen Zufahrt zum Einsatzort schon mal im Weg. Auch die Rückspiegel waren an einer Engstelle nicht einsatzfähig beim langsamen Vortasten kurz nach der Alarmierung. Dann lief aber alles schnell und routiniert ab, obwohl man spontan die angenommene Einsatzlage änderte und nicht wie angenommen zwei Personen zu retten waren, sondern noch zwei weitere gesucht und gerettet werden mussten. Das erfuhren die mit Atemschutzgeräten ausgerüsteten Retter aber erst, als sie schon glaubten, ihr Soll erfüllt zu haben. Nur zehn Minuten dauerte es bis die ersten beiden Personen trotz schmaler Treppe und verrauchtem Treppenhaus im Freien versorgt werden konnten.
Um 20.05 Uhr waren dann auch die beiden fehlenden Personen geborgen. Eines der fiktiven Brandopfer, die Mesnerin Elisabeth Arnold, kommentierte ihr Erlebnis in rauchiger Dunkelheit dabei mit: „Gut, dass es nicht ernst war!“ Vor sieben Jahren, kurz vor dem Verkauf des Klostergebäudes, sei zum letzten Mal hier geübt worden, so Einsatzleiter und Erster Kommandant der Griestätter Feuerwehr, Georg Weiderer. Zwischenzeitlich seien im Bereich der westlichen Anfahrt zur Kirche und den anschließenden Gebäuden bekanntermaßen erschwerende Bedingungen entstanden, die durch wucherndes Grün am Straßenrand, Steine und neue Anpflanzungen entstanden seien.
Eine zu enge Zufahrt und fehlende Wendemöglichkeiten vor Ort seien derzeit das Hauptproblem, so Weiderer. Das bewies nun die Großübung sehr deutlich auch in der Praxis. Auch schon das direkte Anfahren von Rettungsfahrzeugen oder des Notarztwagens wäre nicht möglich, wenn die Feuerwehr bereits vor Ort ist, damit auch jeglicher Gegenverkehr auf der schmalen Straße.
Das zeigte die Nachbesprechung der Einsatzkräfte eindeutig, die auch ergab, dass ohne präzise Einweisung bereits bei der Anfahrt ein geordnetes Löschen und Retten vor Ort fast unmöglich ist. Im Prinzip müsse man bereits vorher genau wissen, was an Material gebraucht werde. Nachlieferungen und Abtransport von Verletzten müssten zu Fuß bewältigt werden, da auch auf der Ostseite eine Zufahrt eng und zum Beispiel bei winterlichen Bedingungen gefährlich werden könnte. Die Wasserzuführung vom Inn her, die die Freihammer Wehr in solchen Fällen übernimmt, müsse von vorneherein über die östliche Zufahrt erfolgen. Funkabsprachen hierbei seien das A und O eines erfolgreichen Löschangriffs, das ergab die Nachbesprechung ebenfalls.
Unklare Fluchtwege
in den Gebäuden
Allgemeines Fazit der Großübung: Es bestehe „dringender Handlungsbedarf“ bezüglich der Sicherheitsmaßnahmen im Brandfall rund um Klosterkirche und Kloster, vor allem, da bei Veranstaltungen und Gottesdiensten Wege und Wendemöglichkeiten meist komplett zugeparkt sind. Nicht auszudenken, wenn genau da eine Alarmierung in Altenhohenau erfolge, waren sich die Feuerwehrler einig. Auch bezüglich der möglichen Fluchtwege in den Gebäuden herrsche noch Unklarheit. Eine eventuell nötige Drehleiter an das ehemalige Kloster heranzubringen, gehe auf der westlichen Zufahrt wegen einer engen Kurve „überhaupt nicht“ und erweise sich auch auf der östlichen Umfahrung als schwierig, wenn die Wetterbedingungen nicht ideal seien, so die Bilanz des Einsatzleiters. Einzig als sehr positiv stellte sich heraus, dass es genug Löschwasser vor Ort dank des Inns gebe. Nur am Ufer müsse man beim Auslegen des Materials und der Saugschläuche an der dafür vorgesehenen Stelle aufpassen, da dort Biber gelegentlich die Böschung unterhöhlten.