Prutting – Die Energiezukunft Pruttings ist einen entscheidenden Schritt näher gerückt. Für ihr Großprojekt „Wärmenetz“ erhielt die Gemeinde am vergangenen Montag eine erste Förderzusage. Damit können die bereits abgeschlossenen umfangreichen Vorstudien durch eine Detailplanung ergänzt werden. Dabei wird nicht nur die Reihenfolge des Ausbaus festgelegt, sondern am Ende steht auch eine genaue Kostenermittlung, auf deren Grundlage der Gemeinderat über die Realisierung des Projekts entscheidet.
Genügend Bürger
müssen mitmachen
In der zweiten und nächsten Projektphase kann mit der Ausführungsplanung und dem Bau des ersten Netzabschnittes begonnen werden. Der Baubeginn könnte schon im nächsten Jahr erfolgen. Voraussetzung für die Umsetzung ist, dass sich neben den kommunalen Großverbrauchern wie Schule und Rathaus sowie den Betrieben im Gewerbegebiet genügend Pruttinger Bürger anschließen lassen.
Die Zeichen dafür stehen bestens. Denn schon bei der Voruntersuchung haben gut 110 Eigentümer ihr Interesse bekundet. Dass es sich dabei nicht nur um vage Absichtserklärungen handelt, zeigte ein Bürgerinformationsabend am vergangenen Mittwoch, zu dem mehr als 80 Pruttinger in den Dorfstadel gekommen waren, um sich über die nächsten Projektschritte informieren zu lassen.
Bürgermeister Johannes Thusbaß hatte dazu Michael Perkmann, den Vorsitzenden des Regionalwerks Chiemgau-Rupertiwinkel, eingeladen. Dieser Verbund aus 31 Kommunen, dem auch Prutting angehört, macht das Projekt erst möglich: Denn der Zusammenschluss, dessen Ziel und Aufgabe es ist, die beteiligten Gemeinden in eine tragfähige Energiezukunft zu führen, verfügt über das entsprechende Personal und das aus Erfahrung gewachsene Know-how. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass ein Großteil der mit dem Projekt verbundenen Planungsarbeit – und später auch der Betrieb – dem Regionalwerk obliegt, die daraus resultierenden Umsätze und damit die Wertschöpfung aber vor Ort anfallen. Entscheidend dabei ist, dass das Regionalwerk und sein Gegenpart, das Pruttinger Kommunalunternehmen, zu hundert Prozent den jeweiligen Gemeinden beziehungsweise Prutting und damit den Bürgern gehören. Eine Gewinnorientierung, etwa durch die Beteiligung privater oder gewerblicher Partner, ist gesetzlich ausgeschlossen. Enziges Ziel bleibt es, die übernommenen Aufgaben so günstig wie möglich für die Bürger zu verwirklichen.
Was die Ausbauplanung betrifft, so ist nach derzeitigem Stand davon auszugehen, dass im ersten Verwirklichungsschritt das Gewerbegebiet und der Pruttinger Ortskern mit Kindergarten, Kirche, Rathaus sowie Schule angeschlossen werden, im letzten Ausbauschritt dann der Ortsteil Bamham. Wichtig dabei: Die konkrete Planung des Nahwärmenetzes fällt, wie Perkmann erläuterte, zeitlich mit einer von der Regierung geforderten kommunalen Wärmeplanung zusammen.
Dabei geht es um die Energiezukunft der gesamten Gemeinde. Entscheidend sei, dass alle Bürger dadurch Planungssicherheit erhalten, nicht nur, weil sie wissen, wie die Aussichten auf einen späteren Netzanschluss stehen und wann dieser erfolgen könnte, sondern auch, weil es Ziel der kommunalen Wärmeplanung ist, die Bürger beim Ausloten aller möglichen Wärmeerzeugungsvarianten zu unterstützen.
Intensive und
persönliche Beratung
Gleiches gilt für die Bürger, die als Erste in den Genuss einer Nahwärmeanbindung kommen könnten. Auch für sie sei im nächsten Projektschritt eine intensive und individuelle Beratung vorgesehen, betonten Perkmann und Thusbaß, die unter anderem auch die jeweils zu erwartenden Kosten auflisten werden. Diese seien durchaus konkurrenzfähig zu anderen Möglichkeiten der Energieerzeugung wie Pellets- oder Hackschnitzelkessel.
Der entscheidende Vorteil ist aber, dass der Pruttinger Netzverbund auf einen Energiemix aus oberflächennaher Erdwärme und Hackschnitzelkesseln setzt. Damit ist zum einen die Betriebssicherheit gewährleistet, zum anderen kann die Wärme aus heimischen Rohstoffen ohne Transportwege und mit geringerer Abhängigkeit vom „großen Markt“ erzeugt werden.