Tiroler kämpfen gegen Bauabfälle

von Redaktion

In Schwoich bei Kufstein gehen Bürger gegen eine geplante Deponie der Rohrdorfer Umwelttechnik GmbH auf die Barrikaden. Künftig sollen in der Gemeinde zwischen 57800 und 78000 Tonnen Bauabfälle angeliefert werden – pro Jahr.

Rohrdorf/Schwoich – Der Strom der Schwoicher, die auf dem Weg zur Mehrzweckhalle unterwegs sind, will nicht abreißen. Auch wenn es erst knapp nach 8 Uhr ist.

Äußerst
strittiges Projekt

Immerhin muss noch eine Ausweiskontrolle passiert werden, bis man zur Behördenverhandlung über ein äußerst strittiges Projekt zugelassen wird. Um Punkt 9 Uhr soll nämlich wieder über die Baurestmassen-Deponie am Eiberg verhandelt werden. Zum zweiten Mal.

2020 hatte die Rohrdorfer Umwelttechnik GmbH einen Antrag zurückgezogen, drei Jahre später versucht sie es erneut. Auf mehr Gegenliebe im Ort stößt sie damit noch immer nicht und wird es kaum jemals.

Die Ausmaße des Projekts sind auch gewaltig. Die Firma möchte 20 Jahre lang in einem alten Steinbruch 680000 Kubikmeter Material ablagern. Jährlich sollen zwischen 57800 und 78000 Tonnen an Baurestmassen angeliefert werden. Genauso groß wie die Deponie sind auch die Bedenken der Schwoicher und der örtlichen Bürgerinitiative, die seit Bekanntwerden der Pläne vehement mit Unterstützung der Gemeindeführung gegen das Vorhaben kämpfen.

„Der Standort ist für die Deponie absolut ungeeignet, für die Ablagerung von Abfällen, die mit so vielen Schadstoffen behaftet sind“, sagt Ira Leuthäusser von der Bürgerinitiative. In Schwoich gebe es eine ganz spezielle Windsituation. Der Wind könne die Stäube und damit Zink, Blei und Arsen auf die Felder und Gärten und ins Quellschutzgebiet tragen.

Die Bürgerinitiative und Gemeinde können zudem auf ein Gutachten verweisen, das ebenfalls zum Schluss kommt, dass der Standort ungeeignet sei.

Die Schwoicher haben auch nicht vergessen, für ein bisschen Aktionismus zu sorgen. Eine Frau marschiert mit Kind und Tafel auf.

„Nein zur Giftmülldeponie“ ist darauf zu lesen. Nach einem Foto marschiert sie in den Verhandlungssaal. Dort sind Fotografieren und Tonaufnahmen strikt verboten. Ob es nach Abschluss der Verhandlung auch zu einem Nein der Behörde zur Deponie kommt, bleibt abzuwarten, die Verhandlung wurde auf zwei Tage angesetzt.

Bescheid nicht vor
2024 erwartet

Und dann ist sicher nicht Schluss, beide Parteien dürften versuchen, den Bescheid zu bekämpfen, wenn er nicht in ihrem Sinne ausfällt. Die Rohrdorfer Umwelttechnik GmbH wollte mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Stellungnahme abgeben. Mit einem behördlichen Bescheid rechnet man dort nicht vor dem Frühjahr 2024.

Dieser Bericht stammt aus einer Kooperation mit der Tiroler Tageszeitung.

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