Chiemgau-Express bis nach Rosenheim?

von Redaktion

Idee im Priener Marktgemeinderat vorgestellt – Betriebskosten würde Bahn tragen

Die regionale Zugverbindung hätte von Stephanskirchen bis Aschau ein Fahrgastpotenzial von 58000 Passagieren – Tendenz steigend. Klinger

Chiemgau/Rosenheim – Eine neue, durchgehende Bahnverbindung von Aschau über Prien bis nach Rosenheim? Mit der Idee des „Chiemgau-Express” soll die Region besser an Rosenheim und die übrigen Verkehrswege angeschlossen werden. Erst kürzlich wurde erneut im Priener Gemeinderat über die Idee diskutiert. Die neue Linie soll die Chiemgau-Bahn, die bisher von Prien nach Aschau und zurück fährt, bis nach Rosenheim erweitern und neue Haltestellen in Stephanskirchen, Krottenmühl und Rimsting bekommen.

Projekt läuft
schon länger

„Ursprünglich wollten wir mit einem Bürgerbegehren einen Bahnhalt in Stephanskirchen”, sagt Dr. Christian Sievi, einer der Initiatoren des damaligen Bürgerbegehrens. Er hat das Konzept des Chiemgau-Expresses mit entwickelt. „Dieser Bahnhalt war so gedacht, dass der Meridian, der von München nach Salzburg fährt, zusätzlich in Stephanskirchen hält.”

Das ist damals gescheitert, weil die Bahn laut Sievi gesagt habe, dass die Anschlusszüge in Traunstein, Rosenheim und Prien dann nicht rechtzeitig erreicht werden könnten, wenn der Zug zwei Minuten länger braucht. So wurde eine neue Idee geboren. Die Verlängerung der Chiemgau-Bahn bis nach Rosenheim. „Wenn man schon einen neuen Zug etabliert, dann wäre es sinnvoll, wenn er nicht nur in Stephanskirchen hält, sondern eben auch in Rimsting und Krottenmühl und dann durchgeht bis nach Aschau.”

Neue Haltestellen
erforderlich

Mit den Plänen, künftig auch Haltestellen in Stephanskirchen, Krottenmühl und Rimsting anzufahren, ist es aber nicht getan. Die Gemeinden liegen zwar am Trassenverlauf des Meridians, haben aber keine eigenen Haltestellen mehr oder hatten nie eine. In Stephanskirchen wären nach den Initiatoren zwei Haltestellen möglich. Ein möglicher Haltepunkt des Chiemgau-Express wäre am Bahnübergang der Pulvermühlstraße, der andere am Bahnübergang, wo die Riederinger Straße in die Simsseestraße mündet. Beide möglichen Haltepunkte seien für viele Stephanskirchner und Riederinger zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar, also seien nur wenige neue Parkplätze notwendig. Da beide Haltepunkte an einem beschrankten Bahnübergang liegen, seien außerdem keine Unterführungen notwendig, auch wenn sich diese aus Sicherheitsgründen anbieten würden.

Bahnsteig in Rimsting
theoretisch nutzbar

Rimsting wiederum hat bereits einen Bahnhof. Der wurde allerdings bereits 1981 stillgelegt, mittlerweile befindet sich in den Räumlichkeiten ein Restaurant. Der damalige Bahnsteig könnte aber wieder genutzt werden. Der mögliche Haltepunkt in Krottenmühl im Gemeindegebiet von Söchtenau wäre am Bahnübergang zum Simssee, der damit besser als beliebtes Naherholungsgebiet für die Menschen aus Rosenheim und Bad Endorf erschlossen werden würde.

„Wir haben den Chiemgau-Express schon im Gemeinderat besprochen. Von der Idee sind wir sehr angetan”, sagt Söchtenaus Bürgermeister Bernhard Summerer. „Allerdings sind wir von der möglichen Haltestelle Krottenmühl nicht sehr begeistert.” Es sei noch nicht richtig geklärt, wie eine Haltestelle dort finanziert werden könnte, die Gemeinde selbst könne das nicht stemmen. Der alte Bahnhof sei auch nicht mehr nutzbar, der befinde sich mittlerweile in Privatbesitz. Auch die fehlenden Parkplätze sieht Summerer als großes Problem. „Wenn die Finanzierung gesichert ist, dann reden wir nochmal darüber.”

Auch der Priener Marktgemeinderat will das Projekt weiter unterstützen, sofern dafür keine Kosten eingesetzt werden müssen. „Demnächst wird der Chiemgau Express in Aschau besprochen. Auch da erhoffen wir uns eine Zustimmung”, sagt Sievi.

Über die Finanzierung und wer was zahlen muss, hat sich Sievi auch schon Gedanken gemacht. „Die Haltestellen würde die Bahn bezahlen müssen, also den Bahnsteig und die Fahrkartenautomaten, den Betrieb zahlt die Bayerische Eisenbahngesellschaft”, sagt er. Was auf die Gemeinden zukomme, sei die mögliche Erschließung der Haltestellen. Also Parkplätze und Fahrradunterstellmöglichkeiten. Außerdem müssten die Straßen zu den Haltestellen geschaffen werden. Denn nicht überall können die alten Anlagen benutzt werden.

Eine weitere Hürde: Die Strecke von Aschau nach Prien ist nicht elektrifiziert. Dort fährt momentan eine normale Diesellok. „Die ist von der Beschleunigung aber zu langsam und würde den ganzen Verkehr zwischen Prien und Rosenheim praktisch ausbremsen”, weiß Sievi. Man bräuchte also etwas Neues. Entweder einen batteriebetriebenen Zug, der sich auf der elektrifizierten Strecke aufladen würde und dann das kürzere Stück elektrisch fährt. Oder: „Wasserstoff wäre auch eine Möglichkeit, uns ist das egal. Die Lösung mit Batterie wäre die einfachste, weil das schon funktioniert. Wir sind technologieoffen.”

Neue Verbindung
käme vielen zugute

Sollte der Chiemgau-Express in seiner angedachten Form Wirklichkeit werden, würden viele Menschen und auch die Region davon profitieren, da ist sich die Initiative um Dr. Christian Sievi sicher. Nicht nur die Tausenden Bürger in den an der Linie gelegenen Gemeinden, sondern auch die Rosenheimer hätten die Möglichkeit, mit dem Zug an den Simssee, den Chiemsee und in die Berge fahren zu können. Auch Münchner könnten – mit Umstieg in Rosenheim – den Chiemgau-Express nutzen.

Verwirklichung
kann noch dauern

Wie lange das dauern würde, ist die große Frage. „Wir glauben nicht, dass das vor dem Ablauf von zehn Jahren etwas werden könnte”, sagt Sievi.

So etwas brauche Zeit. „Aber wenn wir jetzt nicht anfangen, dauert das noch länger.” Momentan sei aber eine gute Stimmung für Investitionen in die Bahn. „Wir haben in allen Orten Mitstreiter, die sich für die Sache einsetzen.”

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