Oberaudorf – „Es gibt doch das Kloster Reisach, das in Oberaudorf mutterseelenalleine dasteht.“ Mit diesen Worten bekundete Christine Bronner, Geschäftsführerin des Ambulanten Kinderhospiz München (AKM), bei einem Benefizspiel in Brannenburg ihr grundsätzliches Interesse an dem Gelände. Doch damit ist Bronner nicht alleine.
Seitdem der deutsche Orden der Karmeliten das Kloster im Jahr 2019 aufgab, gibt es zahlreiche Bekundungen von Gemeinde, Vereinen und anderen Institutionen, das Gelände für sich nutzen zu wollen. Das Problem: Nach dem Auszug des kirchlichen Ordens fiel das Kloster nicht in die Hände der Gemeinde Oberaudorf, sondern in die des Freistaates, genauer in die des Bayerischen Kultusministeriums. Seit vier Jahren soll daher mithilfe der Bayerischen Immobilienverwaltung geklärt werden, wer denn in Reisach nun Einzug halten darf.
Weder Freistaat
noch Kirche
haben Interesse
Mittlerweile steht laut einer Sprecherin des Kultusministeriums fest, dass „weder ein staatlicher Nutzungsbedarf noch ein kirchliches Erwerbsinteresse” besteht. Eine Veräußerung der Gesamtliegenschaft, also von Kirche, Klostergebäude und Garten, wäre demnach aus staatlicher Sicht weiterhin naheliegend und sinnvoll. Ob sich das realisieren lässt, wird laut der Sprecherin immer noch geklärt. „Auch unter Berücksichtigung der Interessen der Gemeinde Oberaudorf, zu der enger Kontakt besteht”, heißt es vonseiten des Ministeriums. Die Gemeindeverwaltung Oberaudorf versucht nach wie vor, die Klosteranlage getrennt von der Kirche zu erwerben und erstellte dafür bereits Ende 2021 ein Nutzungskonzept. „Aktuell legen wir weitere notwendige Gutachten vor, um in der Sache weiterzukommen”, meint Oberaudorfs Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt. Durch die Bildung einer neuen Landesregierung, befürchtet er jedoch, dass Positionen neu besetzt werden könnten und sich der Prozess aufseiten des Freistaates dadurch weiter verzögert.
Der Rathauschef betont jedoch, dass das Gebäude keinesfalls „einfach nur so rum stehe” und dementsprechend auch nicht ohne Weiteres bezogen werden könnte. Denn selbst wenn die Gemeinde den Zuschlag erhält, seien erstmal einige Sanierungsarbeiten notwendig. „Dafür müssen mehrere Millionen Euro investiert werden. Das wird immer wieder gerne übersehen“, meint Bernhardt.
Auch bei der Kirche des Klosters, an der die Gemeinde kein Interesse hat, gibt es einiges instand zu halten. Einen ersten Schritt übernahm dafür bereits das Staatliche Bauamt Rosenheim mit sogenannten Schutzmaßnahmen. Wie weit die Arbeiten schon sind und was noch geplant ist, dazu gab das Bauamt bis Redaktionsschluss keine genaueren Angaben. Ziel der Gemeinde Oberaudorf sei es, das Gelände für Vereine zur Verfügung zu stellen und einen Teil der Sanierungskosten über Pachten wieder reinzuholen.
Anfragen von anderen Institutionen gibt es reichlich
Anfragen von anderen Institutionen, wie dem AKM aus München, gibt es laut Bernhardt reichlich. Solange die Lage aber nicht geklärt ist, müssten diese erst einmal hinten anstehen. Auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitung bestätigte zudem eine Sprecherin des AKM, dass das Thema Kloster Reisach aktuell noch nicht spruchreif ist.
Wann genau eine Entscheidung über das Kloster fallen soll, kann somit weiterhin weder die Gemeinde, noch die Verwaltung im Freistaat vorhersehen. Das Tauziehen geht weiter.