Oberaudorf – „Wozu braucht es hier eigentlich so zwingend eine Verknüpfungsstelle?” Diese Frage stellte Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt bei der vergangenen Oberaudorfer Gemeinderatssitzung in den Raum. Nur um gleich darauf festzustellen: „Darauf konnte mir bisher noch keiner eine zufriedenstellende Antwort geben.” Auch nicht der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Michael Theurer. Dieser antwortete laut Bernhardt auf genau diese Frage, dass es ohne die geplante Verknüpfung in Niederaudorf vermutlich zu Einschränkungen für den Betrieb der Deutschen Bahn kommen würde.
Bauvorhaben ersatzlos streichen
Dieses „vermutlich” im Satz des Staatsministers störte den Oberaudorfer Gemeinderat, der die Verknüpfungsstelle des Brenner-Nordzulaufs ersatzlos streichen möchte. „In Kufstein laufen die Trassen ohnehin wieder zusammen”, meint Gemeinderätin Katharina Kern (CSU). Gut zwölf Kilometer flussabwärts eine weitere Verknüpfung aufzubauen, sei daher nicht notwendig, sondern würde nur landwirtschaftliche Flächen zerstören.
„Die Verknüpfung aus der Planung zu streichen, muss unsere erste Priorität sein”, stimmte Gemeinderat Hannes Rechenauer (CSU) zu. Denn wenn der Zusammenschluss von alter und neuer Trasse im Inntal gar nicht zustande käme, würden sich alle anderen Forderungen, wie die Verlegung in den Wildbarren, die Positionierung der neuen Gleise sowie die Platzierung der notwendigen Baustellenflächen erübrigen. Ganz so logisch aufgereiht, wie es der Rat gerne hätte, werden die Oberaudorfer Wünsche allerdings nicht im Bundestag landen, wie Bernhardt verdeutlichte.
„Unsere Forderungen gehen zunächst an die Bahn. Die bewertet alle Standpunkte und legt sie beim Bundestag vor.” Die Reihenfolge, in der die Forderungen beim Bundestag auf den Tisch kommen, sei somit nicht vorherzusehen.
Nicht zuletzt deshalb bleibt auch die Verlegung in den Wildbarren ein Thema in der Gemeinde. Nachdem die Deutsche Bahn aufgrund einer Machbarkeitsstudie die Tunnelvariante als „nicht vereinbar mit den Richtlinien der EU und des Eisenbahn-Bundesamtes” verworfen hatte, haben die Inntalgemeinden ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben. „Die ersten Aussagen dazu gehen in die Richtung, dass es durchaus möglich wäre”, meint der Bürgermeister.
Dementsprechend bliebe der Anspruch auf die Verlegung in den Berg seitens der Gemeinde durchaus bestehen.
Bürgermeister im Inntal stimmen sich ab
Bevor die Kernforderungen an die Bahn geschickt werden, wollen sich die Bürgermeister im Inntal zusammen mit dem Rosenheimer Landratsamt koordinieren. So sollen ähnliche Standpunkte zusammengefasst und in eine einheitliche Form gebracht werden. „Denn wenn der Bundestag 100 Punkte zum Abstimmen hat, haben die Abgeordneten auch irgendwann keine Lust mehr”, meint Bernhardt. Zumindest bei den Kernforderungen war sich das Gremium aus Oberaudorf schnell einig und beschloss einstimmig die Punkte gegen die Verknüpfungsstelle Niederaudorf.