Chiemgau – „Königinnen“ heißt der Münchner Tatort, der am Sonntag, 29. Oktober, in der ARD ausgestrahlt wird. Wenn sich dann das Ermittler-Duo Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) auf Spurensuche begeben, dann spielt natürlich auch die Begleitmusik eine Rolle. Sie wechselt zwischen dramatisch-hektischen Momenten ab, um in der nächsten Einstellung wieder balladenartig etwas Geschwindigkeit aus den Filmsequenzen zu nehmen. Nicht die übliche Filmmusik, die dann durch den Lautsprecher des Fernsehens den Weg ins Wohnzimmer findet. Bei diesem Tatort sind es Blechblasinstrumente, die zu hören sind. Und zwar die von LaBrassBanda.
Blasmusikklänge
im Kult-Krimi
Nicht nur, dass die Kultband aus dem Chiemgau in einer kurzen Sequenz im Tatort zu sehen ist. Frontmann Stefan Dettl hat zusammen mit seinem Tubisten und Tontechniker Matthias Hoffmann aus Aschau am Inn die Musik für den 90-minütigen Krimi kreiert, der am Sonntag, 29. Oktober, um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird.
„Regisseur Rudi Gaul ist offenbar ein Fan von LaBrassBanda, er wollte, dass wir die Musik machen, den kompletten Score für 90 Minuten“, berichtet Matthias Hoffmann, der nicht nur Tubist in der legendären Brass-Combo ist, sondern auch ein Musikstudio in Aschau am Inn besitzt. 30 bis 40 Lieder sind innerhalb der kreativen Phase von Hoffmann und Dettl entstanden, sogar die Anfangsmelodie haben die Blechbläser neu eingespielt.
Wie kann man sich so eine Zusammenarbeit vorstellen? „Das hat damit begonnen, dass wir uns während der Dreharbeiten besprochen haben, was sich der Regisseur so vorstellt“, erzählt Hoffmann. Einen Tag lang sei die komplette Band vor Ort gewesen, um eine kurze Szene einzuspielen. Nach Abschluss der Dreharbeiten habe man dann den Rohschnitt erhalten, einzelne Szenen, die Komponisten haben sich Bilder angesehen und ihre Lieder auf die Emotionen abgestimmt.
Dettl habe, so Hoffmann weiter, ganz früh mit dem Schreiben begonnen, bevor er sich auf USA-Reise begeben habe und das Projekt an Hoffmann übergeben habe. „Wir standen auch in Übersee, drei Monate, Tag und Nacht, in Verbindung, um das beste Ergebnis zu erzielen.“
Tatsächlich beschreibt es Hoffmann heute als das größte Projekt, insgesamt fünf Monate lang habe man sich auf die Tatort-Sache konzentriert, bevor im März die Lieder in den Film eingemischt wurden. Im typischen LaBrassBanda-Sound wird man sie später im Tatort hören: „Viele Bläser, spannende Harmonien“, so Hoffmann, „wir haben alles mit Instrumenten eingespielt. Jede Änderung des Regisseurs ist dann eben neu eingespielt worden.“
Im Filmgeschäft sei das eigentlich nicht mehr üblich, vieles werde am Computer geschaffen. „Aber wir sind eben keine Keyboard-Band. Wir haben einen hohen Klanganspruch.“ Ein Klanganspruch, der aktuell auch noch an anderer Stelle zu hören ist. Bei der vierten Staffel der Reihe „Babylon Berlin“ ist mit „Teufelstanz“ ebenfalls eine Nummer von LaBrassBanda zu hören.
Themen sind immer wieder zu hören
Stefan Dettl habe Themen vorbereitet, die während des Tatorts immer wieder zu hören seien, die sich immer wieder finden. Eingespielt hat diese Lieder eine Jazzband, die Stefan Dettl zusammengestellt hat. Als es hieß, man benötige Blasmusik im Hintergrund, hat sich Matthias Hoffmann hingesetzt und innerhalb weniger Stunden einen Marsch komponiert. „Auf dem Rindermarkt“ heißt dieser. Seine Frau Katrin hat die Noten dann zur Probe der Musikatzen, einer Blaskapelle mit Sitz in Neumarkt-St. Veit und Aschau, mit den besten Musikern, die der nördliche Landkreis zu bieten hat, mitgenommen, die dieses traditionell klingende Stück dann kurzerhand eingespielt haben. „Man wächst mit den Aufgaben und Zeitdruck ist immer das Beste“, lacht Hoffmann heute, der nicht nur hier seine guten Kontakte zur heimischen Musikszene genutzt hat. Auch Rainer Amasreiter durfte mit der Ziach ran, er spielte einen „Boarischen“ für den Tatort ein, auch aus der Feder von Hoffmann.
Das Tatort-Projekt ist natürlich längst abgeschlossen. LaBrassBanda ist längst schon wieder unterwegs, tourt gerade quer durch Europa. Gut möglich also, dass sie den Tatort dann alle gemeinsam in irgendeinem Tour-Hotel anschauen, wenn sie nicht gerade in Amsterdam, Hamburg, Leipzig, Berlin, Prag oder Budapest auf der Bühne stehen. Und wer weiß, vielleicht klingt diesmal auch die Titelmelodie, die einst Klaus Doldinger komponiert hatte, nach LaBrassBanda.