Aschau – Der Klinik Sonnenbichl in Aschau, einer seit Jahren anerkannten Mutter-Kind-Klinik droht ein existenzielles Problem: Im Gegensatz zu Akuthäusern und reinen Rehabilitationseinrichtungen soll es für den Bereich der Mutter-Kind-Häuser künftig keine Baukostenzuschüsse mehr geben. In der Aschauer Einrichtung können mehr als 37 Familien pro Kur aufgenommen werden. Das ganze Jahr über werden täglich über 100 Personen betreut, zur Vorsorge und Rehabilitation für belastete Mütter.
Konsequenzen
für Klinik Aschau
Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen erläutern Nadja Düvelmeyer, Geschäftsführerin der Klinik Sonnenbichl, und Elmar Stegmeier, Kreisvorsitzender des Gesundheits- und Pflegepolitischen Arbeitskreises (GPA), warum sie sich gegen die Streichung der Investitionskostenförderung durch das Bundesverwaltungsamt wehren und welche Konsequenzen dies für die Klinik in Aschau haben könnte. Stegmeier holt dafür weiter aus. Deutschlandweit gibt es derzeit über 70 Kliniken, die Eltern-Kind-Kuren zur Vorsorge und Rehabilitation anbieten, zehn davon in Bayern. Seit Jahren sind die Häuser unterfinanziert, sie bekommen von den Krankenkassen nur die Grundlohnsummensteigerung refinanziert, was für die Deckung der Betriebskosten gedacht und knapp kalkuliert ist.
Dass der Bund nun die Fördermittel um sechs Millionen Euro kürzt und damit anstehende und bereits geplante Bau- und Sanierungsvorhaben wegfallen, sei nicht hinnehmbar, so Stegmeier. Die Klinik Sonnenbichl treffe es besonders hart, so Düvelmeyer.
Denn die Schneekatastrophe im Winter 2019, die einen Riss an einer Zimmerdecke im Dachgeschoss verursachte, zeigt jetzt Nachwirkung: Bei vermeintlich kleinen Reparaturarbeiten am Dachstuhl stellte sich heraus, dass die Balken unter der PV-Anlage nass sind. Weitere Überlegungen zu einer Sanierung des Dachstuhls samt Anhebung für eine Erweiterung sind damit vom Tisch.
Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie standen die Kliniken kurz vor der Insolvenz, da der Rettungsschirm Mutter-Kind-Einrichtungen nicht umfasste. Vorsorge und Rehabilitation sind nämlich zwei unterschiedliche Bereiche des Gesundheitswesens. Zudem seien die meisten Einrichtungen klein, gemeinnützig und hätten keine Lobby, erklärt Stegmeier.
Mit Hilfe der GPA konnten die Kliniken vor der Insolvenz bewahrt werden, nun droht das nächste Ungemach. Stegmeier: „Hier schlagen wir Alarm! Ohne diese Mittel leiden am Ende die Mütter und deren Familien.“
Für Düvelmeyer nicht minder eine Katastrophe: „Wir brauchen auch weiterhin Mutter-Kind-Kuren. Die Pandemie hat viele Familien belastet. Die Auswirkungen sind vor allem bei den Kindern spürbar. Die Warteliste für die Klinik Sonnenbichl beträgt jetzt schon über ein Jahr. Die Zahl der Anfragen steigt, da parallel auch die Plätze der alternativen Kinder- und Jugendrehabilitation begrenzt und mit noch längerer Wartezeit verbunden sind.“
Sorge um rund
80 Mitarbeiter
Ein Ausbau der Zimmer, um den Bedarf zu decken, wäre sinnvoll, jedoch ohne Möglichkeit einer Finanzierung nicht umsetzbar; so Düvelmeyer.
Sie sorgt sich auch um ihre rund 80 Mitarbeiter. Auch für die Gemeinde könnte das Auswirkungen haben. Die CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag hat nun mit Blick auf den im Bundeshaushalt 2024 geplanten Förderstopp für Einrichtungen des Müttergenesungswerks einen entsprechenden Antrag eingebracht: Schluss mit Mittelkürzungen im Gesundheitsbereich zum Leidwesen von Familien. Bleibt abzuwarten, ob der Antrag Gehör findet.