Kiefersfelden/Oberaudorf – Knapp 28 Millionen Euro hat die Deutsche Bahn investiert, um das Ziel der Machbarkeitsuntersuchung Inntal aus dem Jahr 2017 umzusetzen. Kilometerlange Schienendämpfer und Schutzwände werden dabei entlang der Bahnstrecke München, Rosenheim und Kufstein aufgebaut, um den Lärm durch die Züge für die Anwohner erträglich zu gestalten. Für rund 10000 Personen soll laut der Studie die Lautstärke unter die Marke von 55 Dezibel fallen.
Gespräch in
Zimmerlautstärke
Zum Vergleich: Dieser Pegel entspricht beispielsweise einem Gespräch in Zimmerlautstärke oder einer laufenden Nähmaschine. Wenn also künftig ein Zug zwischen dem Kiefersfeldener Bahnhof und dem Kieferbach oder an der Florianiberg-/Mühlenstraße entlangfährt, sollen die Anwohner ab sofort nur noch wenig zu hören bekommen.
Laut einer Sprecherin der Deutschen Bahn wurden dafür Wände mit einer Länge von zweimal 60 Meter rund um den Bahnhof sowie eine 250-Meter-Wand rechtsseitig rund um den Ortsteil Mühlbach errichtet.
Ein weiterer, 340 Meter langer Schutzwall soll ebenfalls im Ortsteil Mühlbach folgen. „Dieser wird im Frühjahr 2024 fertig“, bestätigt die Sprecherin auf Nachfrage des OVB. Im Bereich der Reisachstraße zwischen den bestehenden Wänden in Niederaudorf und dem Bahnhof Oberaudorf soll anschließend ebenfalls ein Schutz von 300 Meter Länge aufgebaut werden.
„Das hat sich schon ganz schön gezogen”, sagt Kiefersfeldener Bürgermeister Hajo Gruber. Er erinnert sich noch an die Ankündigung des Bundesverkehrsministers Alexander Dobrindt, der bereits 2012 versprach, das Inntal zu entlasten. Erst rund fünf Jahre später wurde angefangen zu planen und zu bauen. „Ab dann ist allerdings alles gut gelaufen“, meint Gruber. Bei den Bauarbeiten seien zwar auch in der Nacht ab und an Sirenen zu hören gewesen, die den Zugverkehr vor der Baustelle warnen sollten. In den vergangenen sechs Jahren habe der Bürgermeister allerdings keine einzige Beschwerde von den Anwohnern erhalten. „Das nehme ich als gutes Zeichen“, sagt der Rathauschef. Ob die neuen Wände nun wirklich dauerhaft für mehr Ruhe sorgen, werde sich zeigen. Auch hier seien Gruber bisher keine negativen Äußerungen von den Bürgern zu Ohren gekommen.
Einen Grund für den reibungslosen Ablauf sieht Gruber darin, dass die Betroffenen frühzeitig gewarnt wurden und sich auf die ungewohnten Geräusche einstellen konnten. „Wir informieren die Anwohner kontinuierlich und kündigen Nachtarbeiten durch Postwurfsendungen an“, sagt auch die Bahnsprecherin. Diese Wirkung der frühzeitigen Warnung erhofft sich der Bürgermeister nun auch bei den neuen Testbohrungen, die bis März 2024 am Kieferbach auf der Höhe des Sportplatzes des ASV Kiefersfelden stattfinden. Diese beziehen sich allerdings ausschließlich auf die Planungen des neuen Brenner-Nordzulaufs. „Zu der Lärmsanierung am Bestandsnetz besteht kein Zusammenhang“, bestätigt auch die Sprecherin der Deutschen Bahn.
Vorarbeiten für weitere Maßnahmen
Komplett abgeschlossen ist der Lärmschutz im Inntal allerdings auch 2024 noch nicht. Ab Spätherbst 2023 beginnen die Vorarbeiten zu vier weiteren Wänden in Fischbach, Flintsbach, Brannenburg und Raubling mit einer Gesamtlänge von 1,13 Kilometern. Diese sollen von 2024 bis 2026 fertiggestellt werden. Danach kommen in der Ortsdurchfahrt Rosenheim ab 2026 weitere fünf Wandabschnitte von 1,84 Kilometern Länge hinzu. Dobrindts Versprechen wird nicht nur das Inntal somit noch eine Weile beschäftigen.