Raubling/Traunstein – Auf der Autobahn A8 bei Raubling zogen Schleierfahnder am 3. Oktober 2022 einen Pkw mit slowenischem Kennzeichen mit einem 34-jährigen Serben am Steuer und einem Begleiter aus dem Verkehr. Brisant war die Fracht: Alles, was man zum Duplizieren gestohlener Tankkarten benötigt.
Die Zweite Strafkammer am Landgericht Traunstein mit Vorsitzendem Richter Volker Ziegler verurteilte den 34-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und neun Monaten – wegen gewerbs- und bandenmäßiger Fälschung von Zahlungskarten in 26 Fällen. Weiter ordnete das Gericht an, einen Wertersatz in Höhe von 94862 Euro einzuziehen.
In dem gestoppten Auto hatten Schleierfahnder an jenem Tag gegen 1.15 Uhr nachts in einer Tasche neben einem Laptop ein Kartenlesegerät sowie 24 so genannte „White Plastics“, also Scheckkartenrohlinge, entdeckt. 14 waren vom Angeklagten bereits mit Daten von Tankkarten beschrieben worden. Bei den folgenden Ermittlungen stellte sich heraus, dass man es mit einer kriminellen Bande zu tun hatte, die mit dem Vervielfältigen echter Tankkarten und dem Einsatz der „Doppelgänger“ gewerbsmäßig einen enormen Gewinn machte. Die duplizierten Karten wurden in der ganzen EU eingesetzt, um an „kostenlosen“ Kraftstoff zu gelangen. Mitglieder der Bande brachen vorher in Lkws ein und durchsuchten die Fahrerkabinen nach Tankkarten und zugehörigen PINs. Unter ihnen war der jetzt verurteilte 34-Jährige. Gemäß Anklage war der anderweitig verfolgte Beifahrer, der in Traunstein aber nicht mit vor Gericht stand, wegen solcher Delikte schon mehrmals straffällig geworden.
Die Daten der echten Karten wurden von der Bande fotografiert und auf „White Plastics“ übertragen. Die manipulierten Karten wurden dann an Lkw-Fahrer weitergegeben. Der Angeklagte hatte eine Spedition und rüstete auch eigene Fahrer damit aus. An die Gruppierung mussten die Fahrer einen Obolus in bar entrichten – entweder in voller Höhe des Tankbetrags oder auch mit Rabatt.
Zwischen 25. September 2021 und 29. Juli 2022 war der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft an zahlreichen Kartendiebstählen aus Lkws in Tschechien beteiligt. Nach dem Kopieren wurden die Karten zurückgelegt und die Duplikate später in Italien, Slowenien und Frankreich verwendet. Auf dem Handy und dem Laptop des 34-Jährigen wurden zusätzlich die Daten samt PINs für 104 weitere Tankkarten nachgewiesen. Er hatte sie teils selbst beschafft, teils durch Dritte beschaffen lassen. Ein Teil der Daten landete auf „White Plastics“, die er selbst herstellte, der Rest bei der Bande. Schaden richteten diese illegalen Duplikate in Deutschland an, überwiegend jedoch wieder in Italien, Frankreich und Slowenien.