„Nur Geld senden ist keine Alternative“

von Redaktion

Petra Carqueville ist das Gesicht vom Verein love-learn-live aus Brannenburg. Zusammen mit ehrenamtlichen Helfern unterstützt sie bedürftige Menschen im ländlichen Teil von Indien. Anhand der berührenden Geschichte der jungen Inderin Sonali Kale wird deutlich, wie echte Hilfe aussehen kann.

Brannenburg – Nach Informationen des Vereins lovelearn-live ist etwa ein Fünftel der Inder unterernährt und rund ein Drittel der Erwachsenen können nicht lesen und schreiben. Die Brannenburgerin Petra Carqueville möchte das ändern und hilft mit ihrem Verein den Menschen in Indien vor Ort, ganz besonders den Jugendlichen. Zusammen mit zehn ehrenamtlichen Helfern verwirklicht sie verschiedene Projekte im ländlichen Teil des Landes. „Das Hauptprojekt des Vereins ist im Moment das College-Student-Programm”, sagt Petra Carqueville.

Schulbesuch
wird unterstützt

Der Schulbesuch in Indien wird bis zur 10. Klasse von der Regierung unterstützt. Wie der Verein auf der eigenen Webseite schreibt, haben Kinder vom Land danach meist keine andere Wahl, als wieder ins Dorf ihrer Familie zurückzukehren und dort als Tagelöhner zu arbeiten. „Das College-Student-Programm unterstützt Kinder, vorwiegend Mädchen, finanziell, damit sie die Schule beenden und danach auch das College besuchen können“, teilt Carqueville mit.

Eine Absolventin des Programms ist Sonali Kale. Sie ist 25 Jahre alt und seit einigen Wochen auf Besuch in Deutschland. Petra Carqueville und die junge Inderin kennen sich seit Sonali zehn Jahre alt ist. Sie hatte damals eine Entzündung im Bein. „Petra hat meinen schlechten Zustand erkannt und hat mir bei den Operationen geholfen“, sagt Sonali. „Ihr Gesundheitszustand war besorgniserregend, wenn wir sie nicht gefunden hätten, wäre Sonali wahrscheinlich gestorben“, meint Carqueville rückblickend: „Nach zehn Operationen hat der Arzt dringend zur Amputation des Unterschenkels geraten, um das Knie zu retten.“ Kurz bevor sie nach Deutschland gekommen ist, hat Sonali vom Verein eine neue Prothese für ihr Bein bekommen. Die Prothese ist von einem deutschen Hersteller, dieser „gilt im Bereich Prothetik als Mercedes“, versichert Carqueville. In Deutschland hat Sonali damit sogar Fahrradfahren lernen können.

Während ihrer Behandlungen wurde Sonali in ein Hostel von Pater Parkaash Raut, einem Unterstützer des Vereins aufgenommen. In dem Hostel leben Kinder, deren Eltern nicht die Möglichkeit haben, sie zur Schule zu schicken. Dort hat Sonali die Schule bis zur zehnten Klasse gemacht, danach wurde sie in das College-Student-Programm von lovelearn-live aufgenommen.

Mithilfe des Programms hat sie ihren Abschluss in Management an der Universität in Pune im Westen von Indien abgeschlossen. „Aktuell ist sie zu Besuch in Deutschland, um am Goethe-Institut in München ihr Deutsch zu verbessern“, erzählt die Vereinsleiterin.

Sonali meint, dass wenn sie zurück in Indien ist, sie gerne im Marketing arbeiten möchte. „Wir hoffen, dass sie durch die deutsche Sprache eine zusätzliche Qualifikation erwirbt, die sie für indisch-deutsche Unternehmen interessant macht“, so Carqueville. Sonali ist noch bis zum 26. November in Deutschland, danach geht es für sie wieder zurück nach Indien. Aber das Wiedersehen mit Petra Carqueville ist in nicht allzu weiter Ferne. „Denn nur Geld zu senden ist keine Alternative“, sagt Petra Carqueville. Sie fliegt jedes Jahr nach Indien zu den Projektstandorten. „Meine persönlichen Ausgaben vor Ort und auch die Flüge werden von mir selbst getragen”, versichert sie: „Deshalb können wir nicht ohne Stolz behaupten, dass jeder gespendete Euro vor Ort ankommt.” Zu den Projekten vor Ort gehört zum Beispiel ein solarbetriebener Trinkwasserbrunnen. Die Brannenburger Helfer haben dafür einen Motor, Solarpanels und Schulungen zur Benutzung und Wartung des Brunnens ermöglicht.

Elf Anlagen
installiert

Die Unterstützung des Vereins ist aber an ein paar Bedingungen gebunden. Beispielsweise müssen die Gemeinden einen öffentlichen Grund bereitstellen und allen sozialen und religiösen Gemeinschaften Zugang zum Brunnen gewähren. Laut Vereinsangaben wurden mittlerweile erfolgreich elf Anlagen installiert.

Auch in Zukunft will der Verein weiter unterstützen. Leiterin Carqueville hat dabei auch schon genaue Vorstellungen. „Unser mittelfristiger Traum ist der Bau einer Sozialstation, die elternlose, beziehungsweise vernachlässigte Kinder sowie alleinstehende Frauen mit Gewalterfahrung aufnimmt.“

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