Bad Feilnbach – Es ist ein Vorschlag von Bundesinnenministerin Nancy Faeser, der Bad Feilnbachs Tourismuschef Raphael Wagner Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Als einen „echten Hammer“, bezeichnet er die Idee, die Meldepflicht für deutsche Bürger abzuschaffen. Gäste von Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und dergleichen müssten dann beim Gastgeber keine Daten mehr angeben.
Diese Befreiung gelte allerdings nur für deutsche Staatsangehörige, Gäste aus dem Ausland müssten sich weiter anmelden.
Für Tourismusorte wie Bad Feilnbach hätte das enorm negative Auswirkungen. Das beträfe vor allem den Kurbeitrag, den die Gäste in den Tourismusorten zahlen und der auf Grundlage dieser Meldedaten erhoben wird. „Der Kurbeitrag ist unsere einzige direkte Einnahme, die wir im Tourismus haben“, machte Wagner seinem Unmut in der Sitzung des Wirtschafts-, Kur- und Tourismusausschusses Luft. Auf Nachfrage der Chiemgau-Zeitung heißt es aus der Kämmerei des Rathauses, dass sich die Einnahmen aus dem Kurbeitrag in der Größenordnung einer Viertelmillion Euro bewegen. Diese Einnahmen sind zweckgebunden für den Bereich Tourismus zu verwenden und würden im Zweifelsfall im gemeindlichen Haushalt fehlen, das Geld müsste eingespart oder anderweitig aufgebracht werden. „Außerdem hätten wir dann keine Statistik mehr“, führte Wagner weiter aus. „Wie sollen wir Marketing betreiben, wenn wir nicht wissen, wer bei uns nächtigt; welche Zielgruppen sollen wir künftig mit unserer Werbung ansprechen?“, gab der Leiter des Bereichs Kur und Tourismus zu bedenken. Er berichtete auch von einer gewissen „Panik“ im Tourismusverband.
Noch mehr wundert Raphael Wagner jedoch, dass der deutsche Tourismusverband den Vorstoß „grundsätzlich begrüße und nur einige Bedenken geäußert“ habe. Begründet wird die geplante Abschaffung der Meldepflicht damit, dass dadurch Bürokratie abgebaut werde. Das Argument lässt Raphael Wagner nicht gelten: „Die Gäste erhalten bei der Ankunft einen ausgefüllten Meldeschein, den sie nur noch unterschreiben müssen“, so Wagner.
Dank einer kürzlich neu eingeführten Meldesoftware sei dies kein Problem mehr. Nun befürchten die Touristiker, dass die Abschaffung der Meldepflicht kurz vor Weihnachten ohne großes mediales Aufsehen beschlossen werden könnte. Auch über die Konsequenzen und Herausforderungen, die das neue Gesetz mit sich bringen würde, scheinen sich die Verantwortlichen nicht im Klaren zu sein.
Wagner äußerte die Befürchtung, dass die Mentalität herrsche „Wir führen das jetzt mal ein, dann schauen wir“.
Peter Menhofer (ÜW) dachte bereits einen Schritt weiter und überlegte, wie es die Gemeinde ohne gesetzliche Verpflichtung schaffe, die Daten der Gäste zu erheben. Er schlug vor, die Gästekarte so attraktiv zu gestalten, dass sich viele Gäste anmelden und dem Gastgeber aufgezeigt wird: „Es lohnt sich mitzumachen“. Wagner appellierte indes an die Kommunalpolitiker, sämtliche Kanäle zu nutzen, Politiker anzuschreiben, Gespräche zu führen und auf das Problem aufmerksam zu machen. Konrad Kriechbaumer