Höhenmoos – Wie sehr sich die Rahmenbedingungen des Glaubens in den vergangenen 100 Jahren verändert haben, zeigt das Beispiel Höhenmoos. Heute wird mehr oder weniger gottergeben hingenommen, dass die Pfarrverbände immer größer werden und die Gläubigen immer weiter fahren müssen, um an einem Gottesdienst teilzunehmen.
Geburten geben
den Anstoß
Vor gut 100 Jahren aber setzten die Höhenmooser „Himmel und Hölle“ in Bewegung, um zu einer eigenen Pfarrei und damit zu einem eigenen Pfarrer zu kommen. Den Wunsch danach gab’s schon lange, noch einmal 100 Jahre vorher.
Seit 1802 gab es immer wieder Vorstöße. Der Grund dafür war auch praktischer Natur. Nach dem damaligen Verständnis waren Neugeborene noch am Tag ihrer Geburt zu taufen.
Das aber bedeutete einen gut einstündigen Fußmarsch mit dem gerade erst geborenen Kind zur Taufkirche nach Lauterbach oder gar zur Kirche nach Rohrdorf – bei jedem Wind und Wetter.
Die Vorstöße der Höhenmooser aber waren vom Erzbischöflichen Ordinariat immer abgelehnt worden, mit dem Hinweis, dass die Gemeinde ja weder Geld für ein Pfarrhaus noch für den Unterhalt des Pfarrers habe. 1907 aber nahmen die Höhenmooser die Sache richtig in die eigenen Hände. Sie gründeten einen Verein, dessen Ziel es war, das Geld für den Bau eines Pfarrhauses zusammenzubringen. Und im Jahr 1921 verfügte der Verein über 20000 Reichsmark – ein Vermögen. Das Geld ermöglichte die Zusicherung, dass Höhenmoos auf eigene Kosten ein Pfarrhaus errichtet und der Kirche unentgeltlich übereignet.
Damit war seitens des Erzbischöflichen Ordinariates der Weg frei für Taufen in der Höhenmooser Kirche und für die Führung eines eigenen Kirchenbuches. Die endgültige Genehmigung für eine eigene Pfarrei unterschrieb Kardinal Faulhaber am 15. Februar 1923.
Wie lebendig der Glaube in Höhenmoos auch heute ist, war beim feierlichen Jubiläum zur Pfarreierhebung zu spüren. Die Kirche war voll besetzt. Pfarrer Robert Baumgartner zeigte beim Gottesdienst das erste Kirchenbuch der Pfarrei: als Bindeglied zwischen der Vergangenheit und der Zukunft. Gleichzeitig drückte es aus, was eine Pfarrei ausmacht: Die Menschen, die sich ihr zugehörig fühlen. Ein weiterer Höhepunkt des Festtages war die Weihe eines Kreuzes auf dem alten Friedhof. Dieses war dort schon seit der Friedhofserweiterung vorgesehen. Nun gibt es dem Kirchenfriedhof einen Mittelpunkt. Mittlerweile hat das Kreuz eine Entsprechung im neuen Teil, dem Gemeindefriedhof, erhalten. Dort ersetzt es das alte, verwitterte Kreuz.
Zwei Kruzifixe
und eine Bank
Die beiden Kruzifixe dienen als Zeichen des Glaubens in Höhenmoos. Zudem bereichert eine Bank, die die Firmlinge nicht allzu weit von der Kirche entfernt aufstellten, das Umfeld des Gotteshauses. Solange sich die Pfarrjugend zu solchen Gemeinschaftsprojekten zusammenfindet, ist der Glaube noch lebendig. jt