Pittenhart – In der kalten Jahreszeit muss sich der Mensch warm anziehen oder „zamruckn“ in der warmen Stube, wo es sich wunderbar musizieren lässt. Blöd nur, wenn die zünftige Musi zum schrägen Geschrammel verkommt, etwa weil sich eine gemeine Drude genau auf die Saite oder Taste hockt.
Auch wenn es beim herbstlichen Sänger- und Musikanten-Hoagart im Hilgerhof in Niederbrunn, zumindest textlich, viel um Druden und Hexen ging, so hatte man dort offenbar diesen gemeinen Musikantendruden ganz gut im Griff. Jedenfalls war die Musi alles andere als schräg. Drei gut aufeinander eingespielte Gruppen begeisterten die Gäste mit ausgesuchten volksmusikalischen Genusshappen – der Inhofer Dreigsang aus dem Salzburger Land mit Simone Kiesenhofer und Magdalena und Ruap Reindl, die Boarische Almmusi mit Simone an der Zither und Albert Lahner an der Kontragitarre aus Bergen und Manfred Wörnle an der Zither aus Mittenwald sowie Susanne Dräxl-Sinhart an der Harfe und Robert Sinhart an der Ziach aus Nußdorf.
Zwischen die musikalischen Beiträge streute Siegi Götze, passend zur finsteren Novembernacht, selten gehörte Geschichten zum Fürchten und Schmunzeln von Hexen und Druden. Ein Drude oder Druckgeist ist, wie Götze klarstellte, ein Wesen des Volksglaubens, das sich nachts auf die Brust von Schlafenden setzt und Albträume, Beklemmungen und Atemnot verursacht. Es kann in unterschiedlicher Gestalt erscheinen. Man kann die Existenz jener Quälgeister für so ziemlich alles, was schief geht oder für das man keine Erklärung findet, verantwortlich machen: Missernten, Unfälle, das unartige Kind oder das Haustier, das nicht tut, was es soll.
Gut, dass dem interessierten Zuhörer auch gleich so manch’ Verhaltensmaßregel zu Abwehr oder Prävention unerwarteter Drudenbegegnungen an die Hand gegeben wurde. Die Beste: „Wer ned dran glabt, kann ned von da Drud druckt werdn.“
Die drei Musikantengruppen hatten zu den wundersamen Mären des „Drudentums“ die passende volksmusikalische Stückauswahl getroffen. Von „Jetzt zieht der Herbst ins Land“, „Erntedank“ über „Draußt im Woid is finsta“ brachte der Inhofer Dreigsang mit Zither- und Gitarrenbegleitung von der Boarischen Almmusi mit wohl aufeinander abgestimmtem und perfekt intoniertem dreistimmigen Gesang zum Schwärmen.
Kurzweilig und stimmungsaufhellend waren auch die instrumentalen Einsätze, etwa der „Schuxn Boarische“ mit zwei Gitarren, das „Almlüfterl“, welches Sinhart mit der Ziach und Dräxl-Sinhart an der Harfe durch den Hilgerhof wehen ließen, und ein traumschönes Harfensolo. Am Ende war klar, dass die heimtückische Drude im Hilgerhof mit zünftiger Musi gebannt war, sodass das Gesangsstück „Wie schön der Tag oft endet“ ohne unliebsame Zwischenfälle als harmonischer Abschluss des Heimatabends erklang.bek