Feuerwehr Ziegelberg bald Geschichte

von Redaktion

Eigenständigkeit endet am 31. Dezember – In Zukunft wohl nur noch Löschgruppe

Stephanskirchen – Sich mit den Frauen und Männern anzulegen, die als Ehrenamtliche eine Pflichtaufgabe der Gemeinde erfüllen, kann für Kommunalpolitiker schnell zum Stolperstein werden. Und doch heißt es für die Freiwillige Feuerwehr Ziegelberg am 31. Dezember 2023 um Mitternacht „aus und vorbei“. Zumindest als eigenständige Feuerwehr. So hat es der Gemeinderat entschieden.

Hauptgrund: Die Mindeststärke von 27 Aktiven wird seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr erreicht. Hinzu kommt: Die Fahrzeuge sind beide aus den 70er-Jahren, eines ist derzeit außer Dienst gestellt.

Warum jetzt? 1975 schlossen die Gemeinde und die Firma Hamberger einen Vertrag, der aus der bisherigen Werksfeuerwehr eine freiwillige Feuerwehr machte. Hamberger verpflichtete sich in diesem Vertrag, die auf dem Betriebsgelände beheimatete Feuerwehr zu finanzieren, sie in Sachen Ausbildung und Ausrüstung sowie Gerätehaus immer auf dem neuesten Stand zu halten. Diesen Vertrag hat die Firma Hamberger gekündigt.

Der Vertrag sei veraltet, eine Überarbeitung nötig, begründet Michael Paringer, bei der Firma Hamberger zuständig für die Feuerwehr, die Kündigung des fast 50 Jahre alten Vertrags zum Ende des Jahres 2025. Das sieht Bürgermeister Karl Mair durchaus ähnlich. Denn in den vergangenen knapp 50 Jahren habe sich viel verändert. So sind die meisten Einsätze der Feuerwehr Ziegelberg längst nicht mehr auf dem Firmengelände. Und wenn doch, dann wird meist die Feuerwehr Schloßberg mit alarmiert.

Die Gespräche laufen bereits seit 2021. Ein Knackpunkt: das liebe Geld. 1975 hatte sich die Firma Hamberger verpflichtet, die Kosten für die neue Freiwillige Feuerwehr Ziegelberg zu übernehmen. 20000 Euro seien das im Mittel pro Jahr für persönliche Schutzausrüstungen, kleinere Gerätschaften und die Instandhaltung der Fahrzeuge, sagt Paringer. Die Kosten für das Gerätehaus, mitten im Werksgelände, seien da noch nicht enthalten.

Dieses Gerätehaus mitten im eingezäunten Werksgelände findet der Bürgermeister irgendwie symptomatisch für die bayernweit vermutlich einmalige „Doppelzuständigkeit“ von Gemeinde und Firma. Wenn Mair, qua Amt Dienstherr der Feuerwehrleute, zum Ziegelberger Gerätehaus will, muss er sich an der Pforte der Firma Hamberger anmelden. Sonst kommt er nicht hin.

Dass die Entscheidung des Gemeinderates, die Freiwillige Feuerwehr Ziegelberg als eigenständige Einheit aufzulösen, nicht bei allen Ziegelberger Aktiven gut ankommt, wurde jüngst bei der Bürgerversammlung publik. Einige Aktive möchten die Selbstständigkeit gerne bewahren. Andere wiederum haben wenig Probleme, dass Ziegelberg zu einer Löschgruppe der Feuerwehr Schloßberg wird. Sie sind ohnehin in beiden Wehren aktiv. Wieder andere stehen der Ziegelberger Wehr nur zur Verfügung, wenn sie bei Hamberger arbeiten. Denn sie wohnen zum Teil nicht in der Gemeinde.

Von denen, die selbstständig bleiben wollen, wird gerne angeführt, dass von Schloßberg aus die Einsatzzeiten nicht eingehalten werden können. Was laut Bürgermeister nur für einen Straßenzug knapp nicht der Fall ist. Das wurde schon 2020/21 bei der Erarbeitung des gemeindlichen Feuerwehrkonzepts durch Dr. Tobias Brinkmann – selbst aktiver Feuerwehrmann in Aschau – geprüft. Schon damals war die Integration der Ziegelberger nach Schloßberg Thema. „Wir haben damals das Konzept intensiv mit den Feuerwehren durchgesprochen“, sagt Mair.

Und den Ziegelbergern schon im Herbst 2022 zugesagt, dass sie zum einen ihren Feuerwehrverein behalten können. Und dass sie zudem künftig den Zweiten stellvertretenden Kommandanten der Feuerwehr Schloßberg stellen können.

Den Kommunalpolitikern sei klar, dass die Entscheidung, die Feuerwehr Ziegelberg aufzulösen, ein weitreichender Beschluss sei – der sicherlich auch Enttäuschung auslösen werde, schrieb Mair im August den Aktiven. Denn sie waren engagiert im Einsatz, und das zum Teil seit vielen Jahren, obwohl die Zukunft der Feuerwehr Ziegelberg nicht erst seit letztem Jahr unklar ist. Dafür sei die Gemeinde auch dankbar.

„Ich würde die Auflösung gerne vermeiden. Aber manchmal müssen harte Entscheidungen getroffen werden“, sagt Mair. „Wir können nicht als Gemeinde eine Feuerwehr auf Privatgelände unterhalten.“ Zumal der Regierung von Oberbayern und der Kommunalen Unfallversicherung ein Vertrag letztlich egal wären, „die schauen auf den Zustand der Fahrzeuge, der Ausrüstung und des Gerätehauses.“

Die Ziegelberger hätten gerne einen Aufschub bis Ende 2025. Zu diesem Zeitpunkt hat Hamberger den Vertrag gekündigt. Bis dahin sei der Standort aber gesichert, heißt es in einer E-Mail aus den Reihen der Feuerwehrleute an die Gemeinderäte. So sei noch mehr Zeit für Gespräche über die Zukunft der Ziegelberger Wehr. Und dann beschaffe die Firma Hamberger auch ein „einsatztaktisch gleichwertiges Fahrzeug“ für das nicht mehr einsatzfähige Tanklöschfahrzeug, heißt es weiter. Kein neues Fahrzeug, sagt Paringer auf Nachfrage der OVB-Redaktion, aber etwa 20000 Euro würde die Firma investieren.

Löschgruppe oder
Betriebsfeuerwehr

Zunächst hatte die Gemeinde eine „Löschgruppe Ziegelberg“ innerhalb der Feuerwehr Schloßberg angestrebt, auch aufgrund der schon bisher guten Zusammenarbeit der beiden Wehren und der Doppelmitgliedschaft einiger Aktiver. Die Firma Hamberger übernähme dann die Kosten für das Gerätehaus auf dem Firmengelände, die Gemeinde die laufenden Kosten für die Feuerwehr. Löschgruppen sind übrigens im Berchtesgadener Land schon weit verbreitet.

Zuletzt kam verstärkt die Überführung der Freiwilligen Feuerwehr Ziegelberg in eine Hamberger-Betriebsfeuerwehr ins Spiel. Bei der Variante gingen sämtliche Ausrüstungsgegenstände inklusive Fahrzeuge ins Eigentum der Firma Hamberger über. Genau wie die Verantwortung für die Wehr. Auflagen von staatlicher Seite müsste die Betriebsfeuerwehr nicht erfüllen, sie käme auch nicht außerhalb des Firmengeländes zum Einsatz.

Die Bitte um Aufschub bis Ende 2025 kann Mair menschlich nachvollziehen. Der Bürgermeister hält aber fest: „Der Aufschub löst die Probleme letztlich nicht, verschiebt sie nur.“ Einen würdigen Abschied von der Freiwilligen Feuerwehr Ziegelberg haben sich deren Aktive gewünscht. Den wird es geben.

Werksfeuer und Betriebsfeuerwehr

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