„Weihnachten muss erlebt werden“

von Redaktion

Riederinger Hirtenkinder mit unverkitschter Darstellung des Geschehens unterwegs

Riedering – „Wir sind die Riederinger Hirtenkinder. Wir spielen nicht, wir sind als Hirten unterwegs.“ Glaubhaft wirken sie, die elf Hirtenkinder, die heuer beim Riederinger Hirtenspiel mitwirken. Sie erzählen die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht der Hirten, als ob das Wunder der Heiligen Nacht sich hier im Chiemgau ereignet: Sprechend und singend, mal leise, mal laut, mehrstimmig, a-cappella oder von Ziach, Flöte und Querpfeife begleitet, frech, lebendig, ehrfurchtsvoll und charmant und – wie es das Brauchtum gebietet – natürlich auf boarisch.

Weihnachten
elfmal gebucht

Wie selbstverständlich proben sie miteinander, vom siebenjährigen Xaver bis zur 16-jährigen Magdalena. Alles muss sitzen für den ersten Auftritt, der heute, Samstag, ansteht. Bis Weihnachten sind sie elfmal gebucht, zwischen München und Salzburg und in Tirol werden sie auftreten, am 24. Dezember sind sie noch einmal in der Riederinger Pfarrkirche zu bewundern. Und dann ist auch für sie Weihnachten. „Im Advent sind wir als Riederinger Hirtenkinder unterwegs. Erst an Weihnachten beginnt für mich die stade Zeit,“ sagt Magdalena. Dennoch ist für sie die beste Zeit im Jahr die Adventszeit, wenn sie als Hirtenkind auftritt. Seit Jahren ist sie dabei, und doch machen die Proben und die Auftritte immer wieder Spaß. Beim Hirtenspiel, da zählt das Gruppenerlebnis, das Miteinander, da darf das Kartenspielen zwischen den einzelnen Auftritten nicht fehlen. „Es wird nie langweilig,“ sagen Sepp (14), Filomena (13) und Johanna (15) unisono. Seit 1988 gibt es die Riederinger Hirtenbuam. Initiiert hat sie der Huagl-Sepp, der Josef Staber. Als kleiner Junge sah der das Salzburger Hirtenstück beim Salzburger Adventssingen, das 1946 von Tobi Reiserer erfunden wurde. Und es inspirierte ihn als Jugendleiter des Riederinger Trachtenvereins für die Weihnachtsfeier anno 1988. Die Schauspieler damals: vier seiner Kinder, fünf Kinder der Riederinger Familie Brückner – von denen einige heute Film- und Fernsehschauspieler sind – und ein Nachbar der Stabers. Heuer sind neun der elf Mitwirkenden Nachkömmlinge der allerersten Besetzung. Schorschi Staber findet es faszinierend. Er, der bei der Uraufführung grad einmal einen Monat alt war, wirkte später selbst unter seinem Vater über zehn Jahre als Schauspieler und ist seit über zehn Jahren selbst Spielleiter. „Alle von damals können noch ihre Texte und Lieder,“ sagt Regina (10) bewundernd. Sie übe mit ihrer Tante Bella, die damals mitwirkte. Seit Oktober laufen die Proben. „Vier Wochen haben wir nur gesungen und Stimmübungen gemacht,“ berichtet Marinus (11). „Und ab sofort müssen uns immer warm anziehen,“ fügt Josef (10) hinzu. Denn erkälten darf sich keiner, alles muss ohne Mikro gehen, und so mancher Bühnenraum – wie beim Berchtesgadener Adventssingen – ist riesig. Die Geschichte lehnt sich an den biblischen Text an: Da ist der Kaiser Augustus, der „alle Leit zähln wui“, da wird wegen der Volkszählung gejammert („S’Vertraun war beim Deifi, zum Kaiser, zum Staat“) und die bayerische Volksseele im gemurmelten Konjunktiv zum Besten gegeben: „A Jungfrau soi sei Muatta sein…“. Im fortissimo wird aufgeweckt: „Steh auf in Gott’s Nam, steh auf.“

Mit viel Herzblut
auf der Bühne

Es steckt sehr viel Herzblut und Begeisterung im Stück. Und wenn sie sich aufmachen, um das Kind, das in der Krippe geboren ist, zu bewundern, dann wirkt das vollkommen unverkitscht und klischeefrei. Bei ihrem Auftritt wird die Weihnachtsgeschichte lebendig, aber auch Tradition und das bayerische Brauchtum.

Für alle Mitwirkenden einfach „die natürlichste Sache der Welt, das kann man nicht erklären.“ Das müsse erlebt werden, sagt Schorschi Staber. „Des ist hoid a so.“

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