„Es ist so schön, wenn mittags die Sonnenstrahlen darauf fallen“

von Redaktion

Mit Herzblut und Leidenschaft gestaltet Lara Holzer in ihrem Haus in Ecking ihre orientalische Weihnachtskrippe

Riedering – Drei mal einen Meter groß ist die Platte, auf der Lara Holzer in ihrem Haus in Ecking ihre orientalische Weihnachtskrippe aufgestellt hat. Viel Platz für Maria, Josef und das Kindlein im Stall – und doch wirkt das Ensemble mit Ochs und Esel, mit Hirten, Schafen, Mägden, Hühnern sowie den später ankommenden Heiligen Drei Königen samt großem Gefolge stimmig.

Die 20 mal 27 Zentimeter großen Figuren wirken keineswegs starr, sondern dank der beweglichen Gliedmaßen lebendig. Überhaupt lässt die gesamte Szenerie den Betrachter andächtig staunen: Was für eine große Krippe, und doch wirkt sie nicht überladen oder überfrachtet. Vielleicht liegt es daran, dass Lagerfeuer und Laternen die Szenerie illuminieren und dass sich viel echte Natur auf der Platte findet. Auf Feld, Wald und Flur gesammelte Moose, Zweige und Äste ergänzen die Szenerie. Solnhofer Platten, „ein Geschenk meines Sohnes“, schmiegen sich ebenfalls wie selbstverständlich in die Landschaft. Selbst der Hintergrund der orientalischen Krippe wirkt täuschend echt. Das sei aus der Not entstanden. Vor dem Bücherregal habe die Krippe nicht wirken können, lächelt die Krippengestalterin. Aus unterschiedlich blauem Tonpapier fertigte sie den Abendhimmel mit funkelnden Sternen am Firmament. Lehmfarbene Häuser und grau-braune Felsen, ebenfalls aus Tonpapier, versinnbildlichen das Heilige Land.

Wie kommt man dazu, sich eine solch große Krippe zu schaffen und jedes Jahr aufs Neue aufzubauen? „Bei meinem Bruder hatte ich eine Krippe gesehen“, erzählt die 79-Jährige. Und da war es um sie geschehen, sie wollte auch eine haben. Also kaufte sie 1967 in einem Krippengeschäft an der Münchner Frauenkirche – „den Laden gibt’s heute noch“ – Maria, Josef und das Jesuskind.

Doch dabei sollte es nicht bleiben, die Sammelleidenschaft war geweckt. Jedes Jahr kam etwas Neues hinzu. In einer Rosenheimer Holzschnitzerei am Brückenberg entdeckte sie unbekleidete Holzfiguren, denen sie passende Gewänder machte. Selbst geschneidert? I wo. Aus vielen gekauften Stoffresten habe sie daheim am Küchentisch Kostüme zusammengestellt, ehe sie dann alles wickelte und klebte. Eine ungewöhnliche Form der Maßschneiderei, zugegeben, aber ihr habe das Anziehen und das Ausstatten der Figuren mit den passenden Accessoires, sei es ein gedrehter Turban oder ein sorgfältig drapiertes Kopftuch, großen Spaß gemacht.

Ihr Vater war Herrenmaßschneider. Auch ihre Mutter war gelernte Maßschneiderin. Sie selbst habe für kleinteiliges Schneidern nicht die Geduld. Da male sie lieber. Im Wohnzimmer mit sich nach oben öffnender Galerie hängen wahrlich viele geschmackvoll zusammengestellte Bilder. Von ihr, handsigniert: Landschaften, Stillleben und Blumen.

Eigentlich wollte sie nach der Schule die Kunstschule besuchen, jedoch empfahl ein Kunde ihres Vaters, ein Finanzbeamter, eine Ausbildung zur Steuergehilfin. „Der meinte, damit könne man sich immer über Wasser halten.“ Also wurde über sie hinweg entschieden. „Aber als ich meinen Mann kennengelernt habe, habe ich sofort mit dem Arbeiten aufgehört.“

Die Erinnerung daran lässt sie noch heute lächeln. Das Malen habe sie nach einem Schicksalsschlag wieder angefangen, nur für sich, ohne einen Kurs besucht zu haben: „Malen ist für mich Therapie.“ Es ist ihr Gespür für Farben, für Proportionen, das ihr auch beim Aufstellen der Krippe zupasskommt. Und natürlich viel Herzblut.

Allein der Aufbau dauert zwei Tage. An Lichtmess wird alles sicher weggepackt und ordentlich verstaut. Und im Advent werde alles wieder aufgebaut. Ihr Mann habe ab und an geholfen, aber eigentlich war das „ihr“ Ding. Außerdem habe es ihr Freude bereitet, ihren Mann zu beobachten, der schon während des Krippenaufbaus und solange die Krippe aufgebaut war, von seinem Lieblingsplatz aus den Anblick auf die Krippe genossen hat. Als ihr Mann im April verstarb, habe sie die Krippe nicht mehr aufbauen wollen. Aber ihre beiden Kinder sowie der Anruf der OVB-Redakteurin ermunterten sie dazu.

Jetzt sei sie es, die sich jeden Tag von ihrem Lieblingsplatz aus an der Krippe erfreut. „Sie sollten mal sehen, wie schön das ist, wenn mittags die Sonnenstrahlen auf die Krippe fallen. Oder abends, wenn nur die Krippe erleuchtet ist.“ Sie sei sich sicher, dass ihr Mann jetzt von oben die Krippe bewundert. Heuer hat der Begriff „stade Zeit“ für Lara Holzer besondere Bedeutung gewonnen. elk

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