Thansau – Während eines Wochenendspaziergangs in einem Waldstück zwischen Thansau und dem Weiler Unterimmelberg entdeckte eine Frau in der Nähe einer Biberburg Äpfel auf dem Waldboden. Was auf den ersten Blick aussah wie leckeres Obst, stellte sich als potenzielle Todesfalle heraus. Anstelle des Fruchtfleisches waren die Äpfel mit Rattengift gefüllt. Eine Woche später fand dieselbe Spaziergängerin neben derselben Biberburg erneut vergiftete Äpfel. Daraufhin informierte sie das Landratsamt Rosenheim, welches die Polizei Brannenburg einschaltete. Diese nahm sofort die Ermittlungen auf.
„Wir haben derzeit noch keine konkrete Spur“, sagt Alexander Magg von der Polizeiinspektion Brannenburg. Der Polizeibeamte bestätigt, dass die Äpfel mit Rattengift gefüllt wurden. „Es kann eigentlich ausgeschlossen werden, dass die Äpfel nicht für den Biber gedacht waren“, sagt er: „Zum Glück wurde noch kein toter Biber gefunden.“ Die Nager ohne Genehmigung zu töten, ist strengstens verboten. Biber stehen in Bayern unter besonderem Schutz. Nachdem der Biber im 19. Jahrhundert im Freistaat komplett ausgerottet wurde, leben laut Medienberichten Stand 2021 alleine im Landkreis Rosenheim wieder etwa 750 Tiere. Die Tiere dürfen nur im Notfall gejagt werden, wenn zum Beispiel eine Gefahr für den Straßenverkehr droht. Bei widerrechtlicher Tötung winkt eine satte Strafe. Alexander Magg spricht im Fall der versuchten Vergiftung sogar von bis zu fünf Jahren Haft. „Neben dem Gesetzesverstoß ist es jedoch auch eine zutiefst niederträchtige und versuchte tierquälerische Handlung“, so der Polizist. Im Herbst vergangenen Jahres gab es im Landkreis Miesbach einen ähnlichen Giftangriff auf einen Biber. Das Tier wurde wahrscheinlich mit vergifteten Obststückchen gefüttert, ein Jäger musste das Tier damals mit einem Gnadenschuss erlösen.
Der Grund für die Attacken: Die Tiere bereiten gerade Landwirten so manche Probleme: Sie fressen Feldfrüchte und sorgen mit ihren Dämmen dafür, dass Flüsse über das Ufer treten. So auch der Biber, auf den die Giftattacke geplant war. „Der Biber hat eine landwirtschaftliche Fläche in der Rohrdorfer Filze angestaut“, sagt Michael Fischer. Der Landwirt sei aber bereits mit Mitteln des Landratsamtes und dem bayerischen Biberfonds entschädigt worden.
Fond für
finanziellen Ausgleich
Mit dem bayerischen Biberfond können Schäden in der Forst-, Land- und Teichwirtschaft, die durch den Nager entstanden sind, ausgeglichen werden. Den Fond gibt es seit über zehn Jahren. Auch die untere Naturschutzbehörde des Landratsamts Rosenheim versucht, Zwischenfälle mit Bibern zu verhindern. Neben freiwilligen Entschädigungszahlungen bietet die Behörde Beratungsgespräche mit ehrenamtlichen Biberberatern an.