Vogtareuth – Über eine Länge von sechs Kilometern soll sich der Flutpolder bei Vogtareuth am Inn entlang erstrecken. Ein Flutpolder ist ein Wasserrückhaltebecken, das bei extremen Hochwasser künstlich geflutet wird und so mögliche Überschwemmungen verhindern kann.
Mehr als zehn Prozent des Vogtareuther Gemeindegebiets sollen für solch einen Flutpolder genutzt werden. Ein gewaltiger Eingriff in die Landschaft. Dementsprechend hoch war auch das Interesse der Bürger und Politiker bei der Vorstellung der Studie. Erhofft haben sich die Zuhörer Informationen zum Standort Vogtareuth, aber bekommen haben sie etwas anderes.
Innstudie
vorgestellt
Dreieinhalb Stunden wissenschaftlicher Vortrag über die allgemeine Vorgehensweise, Analysen, Ökologie und Sedimentierung des Inns. Alles sehr theoretisch und die Redner der TU München, dem Landesamt für Umwelt, dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und der Universität Kassel setzten einiges an Vorwissen voraus.
Entsprechend groß war auch der Unmut unter den Zuhörern, Sätze wie: „Was hat das überhaupt mit Vogtareuth zu tun?“, und: „Wir sind hier nicht bei Ihnen an der Universität“, waren vielfach aus dem Publikum zu hören. „Wir sprechen nicht die gleiche Sprache“, sagt auch die stellvertretende Landrätin Marianne Loferer von der CSU über die Redner: „Eigentlich keine schlechte Sache, aber sie bringen es einfach nicht richtig rüber.“
Vogtareuth war dabei nicht die erste Informationsveranstaltung dieser Art. Am Vortag wurde die Studie bereits in Neuburg am Inn vorgestellt. Neuburg am Inn ist neben Vogtareuth einer von zehn möglichen Flutpolder-Standorten. Um diese potenziellen Standorte zu finden, wurde der Inn und die Salzach auf über 280 Kilometer untersucht. Unter den zehn potenziellen Standorten eignet sich laut den Experten Vogtareuth ganz besonders gut. In Vogtareuth ist genug Platz, um einen Flutpolder mit einem Fassungsvermögen von 17,4 Millionen Kubikmetern zu bauen. Auch von den ökologischen Gegebenheiten und der Lage sei Vogtareuth sehr gut.
Mit dem Flutpolder könnte bei einem Hochwasser der Pegelstand in Wasserburg um bis zu 15 Prozent gesengt werden, selbst auf den Pegelstand in Passau hätte dieser noch Auswirkungen. Im Zusammenspiel mit Staustufen und Deichen ist die Region so besser auf Naturkatastrophen wie das Hochwasser von 2013 oder von 2005 vorbereitet.
Wichtig war Professor Stephan Theobald von der Universität Kassel zu betonen, dass Flutpolder nur eines von vielen möglichen Werkzeugen zur Hochwasserbekämpfung sind.
Offene
Fragen
Viele Fragen blieben aber offen. So auch die Fragen des Zweiten Vogtareuther Bürgermeisters Hans Bürger-Schuster. Er wollte wissen, welche Auswirkungen das Projekt auf die Bauern hat, die dort ein Grundstück haben und ob der Hang zum Inn stabil genug für diese Menge an Wasser ist.
Beide Fragen konnten nicht beantwortet werden. „Das sind alles Fragen, die noch geklärt werden müssen“, bilanzierte Andreas Ettl vom Staatsministerium vom Umwelt und Verbraucherschutz, während der Unmut in Vogtareuth weiter wächst.