Neubeuern – Die Familie, seine Arbeit, die Dorf-, aber vor allem die Glaubensgemeinschaft haben Albert Bauer, der kürzlich im Alter von 87 Jahren verstarb, geprägt. „Gib uns unser tägliches Brot“, dieses Gebetswort war für den Bäckermeister die Richtschnur im Glauben und bei der Arbeit. Pfarrer Christoph Rudolph dankte für das über 40-jährige Wirken des Verstorbenen im Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung und für die freundschaftliche Verbundenheit. Nach der Krankensalbung sei er still im Kreise der Familie, wie es sein Wunsch war, verschieden, so der Pfarrer.
Der immer freundliche, offene und großzügige Mitbürger war in den kirchlichen Gremien ein bestimmender Teil. Erneuerungen, bauliche Veränderungen an den Kirchen in Neu- und Altenbeuern habe er mit Umsicht begleitet, darunter die neue Orgel in seiner Pfarrkirche am Marktplatz.
Aufbruch, Wachstum und eine verbindende Gemeinschaft hätten diese Generation geprägt, so Bürgermeister Christoph Schneider in seiner Laudatio. Auch wenn der frühe Morgen sein Arbeitsleben bestimmte, habe sich Albert Bauer in die Dorfgemeinschaft eingebracht, wie bei den Festlichkeiten zur 1200-Jahr-Feier oder der Marktrechtserhebung.
16 Jahre, seit 1978, war er Mitglied im Marktgemeinderat. Der Marktplatz war seine Stube, das mächtige Haus am Markteingang sein Domizil und Ruheort. Das Haus war immer mit Leben gefüllt, mit ihm und seiner Frau Anna, den vier Kindern und einer weit über 20-köpfigen Schar von Enkeln und Urenkeln.
Aber auch wer einmal ein Dach brauchte, fand hier eine Bleibe. Sein sozialer Einsatz habe ihn geprägt, so der Bürgermeister. Das Haus am Markt erwarb er Anfang der 60er-Jahre. Um- und Ausbauten unter schwierigsten Bedingungen – das Haus steht unmittelbar an der Felswand des Schlossbergs – habe er mit seiner Familie gemeistert. Bevor es ihn nach Neubeuern zog, erlernte er bei seinem Vater in Grafing den Bäckerberuf. Über Arbeitsstellen in Rosenheim und Litzldorf kam er nach Neubeuern.
Die Gründung des christlichen Sozialwerkes Neubeuern-Nußdorf-Samerberg gestaltete Bauer mit. Die Pfarrwallfahrt nach Birkenstein regte der „Bertl“ in den 80er-Jahren an, um für die Neubesetzung der Pfarrstelle zu bitten, mit Erfolg. Die Wallfahrtskirche war sein Kraftort, ebenso das wöchentliche Rosenkranzgebet in der Pfarrkirche. Eingebunden in zahlreiche Ortsvereine waren ihm Tradition und Brauchtum wichtig.
Hauptmann Sepp Stadler von den Neubeurer Gebirgsschützen verwies auf die vielen Ausrück- und Arbeitstermine, die der Albert mit einer Brotzeit begleitet habe. Die Messfeier gestalteten der Kirchenchor, die Beerdigungsmusik sowie Pfarrer Rudolph, Diakon Stürzer und Pfarrer Dr. Xaver Komba aus Tansania. Letzteren hatte die Familie Bauer, als er seine Doktorarbeit in München schrieb, betreut und aufgenommen. Ein persönlicher Rückblick über viele Aktionen mit Albert Bauer und ein Lied in seiner Landessprache zeigten seine Ehrerbietung.
Die Fahnen seines Heimattrachtenvereins aus Grafing, des Trachtenvereins Edelweiß Neubeuern, der Gebirgsschützen und der KAB umrahmten den Altar. Familie und Freunde führten den Leichenzug zur letzten Ruhestätte an. swt