Vogtareuth – Welche Momente die besonderen bei ihrer Arbeit sind? Tanja Forderer-Barlag überlegt einen Moment, dann geht ein Lächeln über ihr Gesicht: „Da gibt es viele, doch mit das Schönste ist, wenn die Familien hier reinkommen, ihr Zimmer sehen, dann das restliche Haus und wenn man dann den Stein richtiggehend hören kann, der ihnen vom Herzen fällt.“
Da ist das Haus dann eine große, positive Überraschung: Es ist groß, hell, und vor allem: Es strahlt schon beim Eintreten ein „Sei willkommen“ und freundliche Wärme aus. Vielleicht ist es ja doch so, dass die Menschen, die in den Häusern leben und arbeiten, an sie etwas abgeben.
Sicherer Hafen
Und um Tanja Forderer- Barlag und ihr Team zu beschreiben, bestehend aus derzeit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin und zehn Ehrenamtlichen, braucht es eigentlich nur zwei Worte: warmherzig und liebevoll. Für die Eltern ist dieser erste Eindruck durchaus sehr wichtig. Denn von Anfang an zu spüren, dass bei all dem Ungewissen, das auf das kranke Kind und damit die ganze Familie wartet, hier ein fester und sicherer Hafen sein wird, ein echter Rückzugs- und Zufluchtsort – das ist eine große Erleichterung.
Und für viele wie etwa Manuela Mayer wird das Haus dann sogar zu einer Art Heimat auf Zeit. Ihr zweijähriger Sohn Florian liegt derzeit noch auf der Intensivstation. Das Haus macht es möglich, dass auch seine Brüder, die beiden neun Monate alten Zwillinge Adrian und Bastian, vor Ort sein können.
Manuela Mayer muss sie jetzt nicht übers Wochenende bei der Oma abgeben, dann drei Stunden von Bad Saulgau nach Vogtareuth fahren, um bei dem kranken Florian zu sein, für den die Woche über Papa Roland da war. Die Gewissheit, dass sie auch Weihnachten hier in Vogtareuth verbringen werden, schreckt sie nicht: Die Großeltern, sagt Manuela Mayer, werden kommen und auch unter den Familien gibt es schnell Kontakt, zum Beispiel wenn gemeinsam gekocht wird.
Etwa zu Jennifer und Marc Spinnräker, die wegen ihrer Tochter Elise hier waren, rechtzeitig zu Weihnachten aber wieder nach Hause durften.
Ein Kontakt, der durchaus fröhlich ist. Als die Ehrenamtlichen für die Familien kurz vor Weihnachten einen Samstagsbrunch ausrichteten, gab es an den Tischen viel Gelächter – und ja, durchaus auch glückliche Gesichter. Für Tanja Forderer-Barlag liegt gerade darin ein wichtiger Zweck der Ronald-McDonald-Häuser: eben nicht nur Aufenthaltsmöglichkeit zu sein, sondern, so weit wie irgend möglich, so was wie ein Stück „Zuhause“ zu bieten. Dreiundzwanzig Häuser gibt es in ganz Deutschland, fünf in Bayern, das Haus in Vogtareuth dabei ganz neu, erst im vergangenen Mai eröffnet. Manches ist deshalb hier noch im Aufbau. So hofft Tanja Forderer-Barlag, die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter mit der Zeit auf etwa 20 steigern zu können. Erst mit ihrer Hilfe können dann besondere Veranstaltungen wie der Samstagsbrunch zu einer wöchentlichen Regel gemacht werden.
Ausgebaut werden soll auch die Idee des „Volunteerings“. Dabei kommen Firmen mit ihren Belegschaften ins Haus und das Ergebnis ist ein Erlebnistag für alle. Die Mitarbeiter der Firmen haben einen Tag zum Kennenlernen und Zusammenfinden, der einmal so ganz anders aussieht, als die sonst üblichen Veranstaltungen, Rafting etwa, oder gemeinsam irgendwo klettern. Und auch für die Familien im Haus sind solche Tage etwas Besonderes: Bei der letzten solchen Veranstaltung stürmten die weiblichen Firmenmitglieder die Gemeinschaftsküche, um dort Plätzchen für alle zu backen, während die Männer sich nach draußen begaben, um im Wald stilecht einen Weihnachtsbaum zu „erlegen“ und dann auch gleich aufzustellen und zu schmücken.
Kurz, es rührt sich ständig etwas im Haus, keine Familie ist mit sich und ihren Sorgen allein und auf sie zurückgeworfen. Und da sind, auch das kann man wohl nicht hoch genug einschätzen, ja immer wieder Beispiele von Krankheitsgeschichten, die mehr als positiv verlaufen und die auch anderen zeigen, dass man Hoffnung nie aufgeben darf.
Zum Samstagsbrunch vor Weihnachten etwa kam der 17-jährige Felix Mikhail mit seiner Familie. Er war an einer besonderen Form einer Gehirnhautentzündung erkrankt, bei der die Überlebenschancen minimal sind. Auch Felix war über Monate dem Tod näher als dem Leben.
Nie die
Hoffnung verloren
Zwar musste er jetzt zur Nachkontrolle noch einmal in die Klinik, doch er ist voll und ganz dabei, wieder ins Leben zurückzufinden. Eine Tatsache, die er, wie er selber sagt, auch seiner Familie zu verdanken hat, Eltern und Geschwistern, die nie gänzlich die Hoffnung verloren haben, es könnte am Ende doch vieles wieder gut werden.