Verkehrsinsel in Achenmühle auf Kippe

von Redaktion

Sondersitzung des Gemeinderates wegen der massiv gestiegenen Baukosten

Rohrdorf – Man hatte sie schon in trockenen Tüchern geglaubt, die Fußgängerüberquerung in Achenmühle auf der Höhe des neuen Dorfplatzes. Dem ist aber nicht so, wie sich jetzt bei einer Sondersitzung des Gemeinderates herausstellte. Schuld daran sind die drastisch gestiegenen Baukosten.

Die Kosten für die seit Langem gewünschte Insel steigen voraussichtlich nämlich um satte 100 Prozent, von 250000 Euro auf 500000 Euro. Die Ursache dafür, so Martin Saller vom Rosenheimer Planungsbüro Infra, liegt letztendlich im Untergrund, dem in der Region sattsam bekannten Seeton.

Jegliches Problem
ausschließen

Für das Landratsamt ist klar: Eine Veränderung an der Kreisstraße RO5 in Achenmühle muss so durchgeführt werden, dass im Nachgang jedes, auch das geringste, Problem, etwa durch ungleichmäßige Setzungen, ausgeschlossen werden kann. Das aber setzt voraus, dass man bei diesem Bauwerk enorm in die Tiefe muss und auch bereits eingebrachte Breitbandkabel neu verlegt werden müssen.

Doch Martin Saller war mit seinen schlechten Nachrichten noch nicht am Ende: Er sähe es als seine Pflicht an, bei einer solchen Kostensteigerung darauf hinzuweisen, dass die Wünsche, die mit einer Überquerung verbunden wären, sich möglicherweise nicht erfüllen könnten: Der Verkehr, das zeige alle Erfahrung, werde durch eine solche Querungshilfe um keinen Stundenkilometer langsamer.

Die Schleppradien der Ausweichkurven um die Fußgängerinsel in der Mitte der Straße seien ja per Norm so auszulegen, dass auch zukünftig ein Sattelzug ungehindert mit einem Tempo von 50 Kilometern pro Stunde durch den Ort rauschen könne. „Die Gefahr besteht: Ihr gebt jetzt ein Heidengeld aus und seid am Ende mit dem Ergebnis unzufrieden.“

Der Gemeinderat stand damit vor einem im Grunde unlösbaren Dilemma: Die Überquerung trotz Verdoppelung der Kosten bauen, damit eine von den Achenmühlern seit Jahren erhobene Forderung erfüllen, obwohl dadurch ein wesentliches Ziel nicht erreicht werden könnte? Oder angesichts der Kostensteigerung darauf zu verzichten und damit eine Ergänzung der Dorfplatzerneuerung, die der Gemeinderat ja selbst fraktionsübergreifend als wichtig erachtet hatte, einfach beiseitezulassen?

Die Diskussion, die durchaus nicht nur entlang der Fraktionsgrenzen verlief, war engagiert. Da gab es Stimmen, wie die von Hans Reck (CSU), der meinte, es gäbe doch in dieser Sache bereits den eindeutigen Beschluss zu bauen. Die Preissteigerung sei auf jeden Fall äußerst lästig, aber letztendlich zu akzeptieren.

Andere, wie etwa Helmut Holderle (Bürgerblock) sagten, die Riesensumme von 500000 Euro auszugeben für ein Bauwerk, das das Tempo im Ort nicht verlangsame und von dem zudem unsicher sei, von wie vielen Bürgern es letztendlich tatsächlich benutzt werden würde – das sei nichts anderes als ein Schildbürgerstreich.

Immer aber war da als Hintergrund der Diskussion das Wissen, dass eine Querungshilfe von den Achenmühlern seit Jahren als wichtig erachtet worden ist. Eine Tatsache, an die nicht nur Katharina Breitrainer (FWB Höhenmoos-Achenmühle) mehrfach erinnerte.

Fast untergegangen wäre bei der intensiven Diskussion ein Vorschlag, der von Maria Haimmerer und Wast Hauser (beide CSU) fast zeitgleich eingebracht worden war: Warum nicht auf der Höhe der geplanten Unterführung einen fest installierten Blitzer aufstellen?

Dies, so bestätigte auch Martin Saller vom Planungsbüro, sei erfahrungsgemäß eine Maßnahme, die tatsächlich zu einer Temporeduzierung führe. Eine, die, wie Bürgermeister Simon Hausstetter (Bürgerblock) ergänzte, sich zudem relativ schnell selbst finanziere, das Beispiel von Kolbermoor zeige es. Ob die Errichtung eines stationären Blitzers möglich sei, müsse freilich erst geklärt werden.

Allerdings löste dieser Blitzervorschlag eine Grundfrage der Diskussion nicht: Wie mit der Tatsache umgehen, dass eine Querungshilfe den Achenmühlern versprochen und auch bereits beschlossen war? War hier, wie Bürgermeister Hausstetter hoffte, eine Lösung zu finden, die für möglichst viele im Gemeinderat Kompromissqualitäten hatte?

Die Entwicklung
abwarten

Am Ende kam man nach intensivem Ringen zu folgendem Beschlussvorschlag: Der Plan, eine Querungshilfe zu bauen, wird nicht gekippt – allerdings derzeit auch nicht verwirklicht. Man will abwarten, wie sich der Fußgängerverkehr über die Rohrdorfer Straße nach Fertigstellung des neuen Dorfplatzes entwickelt.

Steigt er stundenweise auf über 50 Personen, dann wäre nämlich statt einer einfachen Querungshilfe auch die „große“ Lösung, die einer Ampel, möglich, deren Kosten bei diesen Querungszahlen überdies vom Landkreis übernommen werden würden. Daneben ist die Verwaltung beauftragt, schnellstmöglich zu klären, welche Schritte nötig sind, um einen Blitzer fest installieren zu können.

Der Beschluss wurde mit zehn zu sechs Stimmen gefasst.

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