Schechen – Kaum liegen ein paar Zentimeter Schnee, rasen die ersten Kinder mit halsbrecherischem Tempo die Hänge hinunter. Mit bunten Rutscherln, Bobs und Schlitten aus dem Baumarkt wird gerodelt, was das Zeug hält. Bei so vielen modernen und billigen Alternativen aus Plastik, sollte man meinen, dass der klassische Holzrodel längst abgelöst wurde: Robert Wechselberger beweist das Gegenteil.
Rodel entstehen
in Handarbeit
„Die Leute wollen immer noch hochwertige Rodel“, sagt er. In seiner Schreinerei in Schechen stellt er in zweiter Generation Holzrodel in verschiedenen Ausführungen her. In Wechselbergers Werkstatt läuft vieles in Handarbeit. „Unterm Jahr arbeite ich meistens alleine, in der Vorweihnachtszeit brauche ich dann aber einen Helfer“, so der Schreiner.
Für seine Rodel greift Wechselberger zu besonders bruchfestem Eschenholz. Dieses wird zuvor mehrere Jahre vor seiner Werkstatt getrocknet. Die Sitzfläche besteht entweder aus Holzleisten oder Gurten. Unter die Kufen spannt er breite Edelstahlschienen. Der Unterschied zum Schlitten liegt im Detail. Das Gerüst eines Schlittens ist starr gebaut. Das Gerüst eines Rodels ist hingegen flexibler und wendiger. Die Kufen liegen nicht flach auf dem Boden, sondern sind leicht gekrümmt. Der Handwerker baut zwischen 1500 und 2000 Stück pro Jahr.
In der Firma Wechselberger werden auf diese Weise seit vielen Jahren die Holzrodel hergestellt. Angefangen als Wagnerei hat Wechselbergers Großvater noch Kutschen und Wagen hergestellt. Mit dem Siegeszug der motorisierten Fahrzeuge entschied man sich, von der Wagnerei auf die Skischreinerei zu wechseln. In den 80er-Jahren entdeckte Wechselbergers Vater dann das Bauen von Holzrodeln für sich.
Seit knapp 40 Jahren werden in der Werkstatt der Wechselbergers mittlerweile Rodel hergestellt. Im Gegensatz zur Wagnerei und zur Skischreinerei ist beim Rodelbau aber kein Ende in Sicht.
Wie Wechselberger sagt, läuft das Geschäft mit den Holzrodeln noch immer gut. „Ganz besonders während der Corona-Zeit haben die Leute viele Rodel gekauft“, meint er: „Wahrscheinlich waren es viele Ungeimpfte, die keine Liftkarten kaufen konnten und in dieser Zeit das Rodeln für sich entdeckten.“
Rodel ist
nicht gleich Rodel
Konkurrenten gibt es trotzdem reichlich auf dem Markt. Dazu zählen auch die weitaus billigeren Modelle aus dem Baumarkt. Unterschiede zu seinen Rodeln sieht Wechselberger vor allem beim verwendeten Holz und bei den Schienen. „Die billigeren Modelle sind meist aus schlechter geeigneten Buchenholz gefertigt und haben dünnere Schienen“, sagt er. Laut Wechselberger sind diese weniger für die Rodelbahn geeignet. „Man will ja den Rodel, nachdem man ihn hochgezogen hat, nicht wieder runterziehen müssen.“
Die diesjährige Rodelsaison läuft laut Wechselberger noch nicht optimal. „Dieses Jahr kam der Schnee zu früh und zu viel auf einmal“, meint er. Wechselberger hofft auf weiteren Schnee in den nächsten Wochen, damit das Geschäft dieses Jahr noch einmal angekurbelt wird.