Feldkirchen-Westerham – Er hat kleinen Kindern die Weihnachtstage versüßt und bei großen Kindern – oder besser gesagt bei Erwachsenen – nostalgische Gefühle heraufbeschworen: der Pumuckl, der freche, aber liebenswürdige Kobold mit den feuerroten Haaren, ist zurück. Und wie! Die 13 neuen Folgen „Neue Geschichten vom Pumuckl“, die über Weihnachten im Free-TV bei RTL gelaufen sind und weiterhin bei RTL+ gestreamt werden können, haben der RTL-Senderfamilie nicht nur hervorragende Einschaltquoten beschert, sondern auch Kritiker und Publikum fast einhellig überzeugt. In Folge 7 „Pumuckl geht angeln“ übernimmt Schauspieler Hans Schuler (65) aus Vagen die Rolle des grantelnden Anglers Georg. Ob die Pumuckl-Rolle für ihn ein Job wie jeder andere ist und wen er selbst einmal gerne als unsichtbarer Kobold necken würde, hat Schuler im Interview verraten.
Angenommen, Sie könnten einen Tag als unsichtbarer Kobold leben: Wen würden Sie gerne necken?
Da bin ich momentan überfordert (lacht). Diese Frage wäre vor 40 Jahren gut gewesen, da wäre mir sicherlich schnell etwas eingefallen. Wenn ich jetzt lange darüber nachdenken würde, dann würde mir bestimmt auch jemand einfallen. So auf die Schnelle aber nicht.
Sie spielen in der neuen Reihe „Neue Geschichten vom Pumuckl“ in Folge 7 „Pumuckl geht angeln“ den etwas grantigen Angler Georg. Wie kamen Sie denn zu dieser Rolle?
Regisseur Marcus H. Rosenmüller, den ich schon seit ewigen Zeiten kenne, hat plötzlich bei mir angerufen und gefragt, ob ich gerne in einer neuen Pumuckl-Folge so einen Grantigen spielen würde, der für eine Angelkarte ansteht. Weil ich den Rosenmüller sehr gerne mag, habe ich das sehr gerne gemacht. Letztlich war‘s auch nur eine kleine Rolle.
Auch wenn‘s nur eine kleine Rolle war: Ist es etwas Besonderes für Sie gewesen, beim Pumuckl mitzuspielen? Oder ist es für Sie ein Job wie jeder andere?
Im Wesentlichen ist es natürlich schon ein Job wie jeder andere. Aber das war dann doch etwas Besonderes, wenn man bei der Fortsetzung einer so beliebten Serie mitwirken kann. Zumal mit Ilse Neubauer als Hausmeisterin „Frau Stürzlinger“ auch noch jemand von der „alten Garde“ dabei ist. Außerdem war es natürlich eine große Freude, mit Marcus H. Rosenmüller zu arbeiten, den ich gerne mag und mit dem mich von der ersten Sekunde an eine große Sympathie verbindet. Und es tut natürlich gut, wenn jemand anruft und fragt, ob man mit ihm arbeiten möchte.
Was verbindet Sie mit Regisseur Marcus H. Rosenmüller?
Ich kenne ihn schon seit dessen Zeit an der Filmhochschule vor der Jahrtausendwende. Ich kann mich noch genau an unser erstes Telefonat erinnern, als er ganz aufgeregt angerufen und erzählt hat, dass er im Rahmen der Ausbildung einen Übungsfilm machen muss. Er kannte mich zum damaligen Zeitpunkt aus einigen Serien von Franz Xaver Bogner. Er ist dann zu mir nach Hause gekommen. Dort haben wir bis 5 Uhr morgens in der Küche gesessen, Bier getrunken und über den Film gesprochen. Herausgekommen ist der Film „Nur Schreiner machen Frauen glücklich“, der schon etwas Besonderes ist. Im Wesentlichen handelt der Film von Frauen und von Bier. Ich glaube nicht, dass man das in der heutigen Zeit in dieser Form noch machen dürfte (lacht).
Hatten Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn mit weiteren Darstellern und Verantwortlichen der neuen Pumuckl-Folgen irgendwelche Berührungspunkte?
Ja, beispielsweise mit dem neuen Meister Eder, Florian Brückner, den ich auch schon sehr lange kenne. Mit ihm spiele ich beispielsweise seit Jahren gemeinsam im „Brandner Kaspar“. Wenn man mit solchen Leuten am Set zusammentrifft, ist das auf Bairisch gesagt natürlich eine „gmahde Wiesn“. Wie er den neuen Meister Eder spielt, habe ich wunderbar gefunden.
Wie ist die Pumuckl-Fortsetzung denn Ihrer Meinung nach insgesamt gelungen?
Natürlich kenne ich auch alle alten Folgen und habe gemeinsam mit meinen Kindern – wie wahrscheinlich fast alle Eltern – die Serie geschaut. Wenn man sich an so etwas heranwagt, besteht natürlich immer die Gefahr, dass es nur ein schlechter Abklatsch wird. Ich weiß ja, wie schwierig es ist, an einen derartigen Erfolg anzuknüpfen und war daher wie jeder gespannt, wie das gelingt. Mir hat auf jeden Fall wahnsinnig gut gefallen, mit wie viel Gefühl das umgesetzt worden ist. Ich halte es für sehr gelungen. Es würde sich absolut anbieten, noch mehr Folgen davon zu machen. Für mich gibt es nur zwei Projekte, bei denen Neuauflagen nicht nur ein Abklatsch geworden sind: der „Brandner Kaspar“ und Pumuckl.
Mit Erni Singerl, die in den alten Pumuckl-Folgen Meister Eders Zugehfrau gespielt hat, hatten Sie einen gemeinsamen Auftritt im Komödienstadel. Hatten Sie mit anderen früheren Pumuckl-Größen ähnliche Berührungspunkte?
Ja, ich hatte das Glück, mit der großartigen Erni Singerl spielen zu dürfen. Auch mit Gustl Bayrhammer, der im Pumuckl den Meister Eder verkörperte, bin ich in Berührung gekommen. Das weiß nur fast niemand. Das war 1976, als Bayrhammer als Tatort-Kommissar bekannt war und mein Cousin Franz Xaver Bogner als Regie-Assistent bei der Tatort-Folge „Das Mädchen am Klavier“ mitwirkte. Damals war ich noch kein Schauspieler, wollte aber eine Laufbahn als Stuntman beginnen. Bogner hat mich dann für einen Motorrad-Stunt an den Chiemsee geholt, was letztlich auch sehr gut gelungen ist. Im Gespräch mit anderen Stuntmen habe ich dann aber erfahren, dass die Wahrscheinlichkeit, sich bei dieser Tätigkeit jeden einzelnen Knochen im Körper zu brechen, ziemlich groß ist. Das war‘s dann für mich mit der Karriere als Stuntman (lacht).
Von Erni Singerl über Gustl Bayrhammer bis zu Toni Berger: Diese Riege wird gerne mit dem Prädikat „Volksschauspieler“ ausgezeichnet. Sind Sie auch ein Volksschauspieler?
Die große Frage ist ja, wie man einen Volksschauspieler definiert. Für mich ist das ganz einfach: Für wen soll ich denn meine Rollen spielen, wenn nicht für das Volk? Also sehe ich mich als Volksschauspieler.
In welchen Rollen sind Sie in der nächsten Zeit zu sehen?
Jetzt habe ich erst einmal eine schöne Episodenrolle für die TV-Serie „Sturm der Liebe“ gedreht. Wie es weitergeht, weiß ich noch nicht. Ich sehe das aber ganz entspannt und warte, was kommt. Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten als Schauspieler ja gelernt, dass man entsprechend wirtschaften muss, um auch mal Zeiten überbrücken zu können.
Das klingt so, als könnten Sie es sich leisten, auch mal eine Rolle abzulehnen, wenn Sie davon nicht überzeugt sind.
Ja, das habe ich auch schon einmal gemacht. Vor einigen Jahrzehnten hatte ich die Anfrage für einen Softporno. Ich wurde da von den Machern eingeladen, ebenso mein Kollege Sepp Schauer. Wir sollten da gemeinsam in einer Szene vorkommen. Wir haben dann im Drehbuch geblättert, uns immer wieder Blicke zugeworfen und haben dann beide gesagt: „In diesem Film sehen wir uns nicht.“ (lacht).
Softpornos fallen für Sie also flach. Gibt es andere Rollen, die Sie unbedingt einmal spielen möchten?
Darüber habe ich mir schon viele Gedanken gemacht. Ich habe für mich aber keine klare Traumrolle identifiziert. Ich habe beispielsweise nie so empfunden, dass ich unbedingt eine Rolle wie Richter Adam in „Der zerbrochne Krug“ spielen muss. Die reizvollsten Rollen sind für mich die, von denen ich persönlich am weitesten weg bin. Die sind für mich die größte Herausforderung.
Sie leben seit fast 30 Jahren im Feldkirchen-Westerhamer Ortsteil Vagen. Was macht dieser Ort für Sie aus?
Vor allem, dass Vagen wirklich noch zum deutlich ländlich geprägten Raum gehört. Das ist der Grund, warum ich hier lebe. Ich bin nicht so der Halbmensch. Wenn ich mir beispielsweise wuchernde Siedlungen in verschiedenen Kommunen ansehe, wo man nicht mehr weiß, ob das noch Land oder schon Stadt ist, dann knabbert so etwas einfach an der Lebensqualität. Und im Vergleich dazu hat Vagen eben eine sehr hohe Lebensqualität. Weil es hier unter anderem auch noch keine Discounter, keine Gewerbegebiete, stattdessen aber noch einige im Dorf integrierte Bauernhöfe gibt.
Interview: Mathias Weinzierl