Retter der Schloßbergkuppe

von Redaktion

Professor Dr. Georg Kraus erhält Bürgermedaille

Stephanskirchen – Wohnblöcke auf der Schloßbergkuppe? Waren Anfang der 1970er-Jahre tatsächlich geplant. Professor Dr. Georg Kraus stemmte sich mit der ersten Bürgerinitiative in der Gemeinde Stephanskirchen dagegen. Dafür gab es jetzt die Bürgermedaille für Kraus, die zweithöchste Auszeichnung, die Stephanskirchen zu vergeben hat. Und im Gegenzug ein Relief des Schlosses fürs Rathaus.

Die Bürgermedaille, die seit 1957 nun zum 19. Mal verliehen wurde, ist ein bleibender Ausdruck des Dankes an Menschen, die sich in besonderer Weise um das Gemeinwohl der Gemeinde verdient gemacht haben. In Kraus‘ Fall sind es heimatkundliche und soziale Verdienste.

Doktorarbeit entstand am Schloßberg

Professor Dr. Georg Kraus, 1938 in Niederbayern geboren, studierte Philosophie und Theologie an den Universitäten Passau und Rom. Seine Doktorarbeit schrieb er im Haus von Verwandten am Schloßberg. 1967 wurde er zum Priester geweiht. Als Kaplan übernahm er 1973 kurzzeitig die Vertretung der Pfarrei St. Georg in Schloßberg und legte in dieser Zeit den Grundstein für die Jugendarbeit in der Pfarrei, die er noch über zehn Jahre begleitete. Außerdem, verriet der Bürgermeister schmunzelnd, taufte der junge Kaplan den damals kleinen Karl Mair.

Die Bürgermedaille bekam er natürlich aus einem anderen Grund: „Dank des Weitblicks und des unermüdlichen Einsatzes von Professor Dr. Georg Kraus durfte das historische Gelände auf der Schloßbergkuppe nicht mit Wohnblöcken bebaut werden und ist bis heute allen Bürgern frei zugänglich“, so Bürgermeister Karl Mair in seiner Laudatio. In den 1970er-Jahren rief Kraus die Bürgerinitiative „Rettet die Schloßbergkuppe“ ins Leben, „das erste bürgerliche Engagement dieser Art in der Gemeinde“, so Mair.

2012 gründete Kraus zusammen mit seiner Cousine Anni Aigner, der ersten Kindergärtnerin in Schloßberg, die „Professor-Georg-Kraus-Stiftung“. Die Stiftung, die von der Gemeinde Stephanskirchen verwaltet wird, hat den Zweck, bedürftige Kinder, insbesondere aus alleinerziehenden Familien, zu unterstützen. Sie ist, so betonte Kraus, beiden Stiftern „eine Herzensangelegenheit“. Die Förderung und das Wohlergehen der Menschen in der Gemeinde Stephanskirchen waren und sind Professor Dr. Georg Kraus ein großes Anliegen.

Kraus empfand die Verleihung der Bürgermedaille als „tiefst erfreuliche Überreichung“. Er sorgte für Erheiterung, als er nicht nur erzählte, dass er wegen der Doktorarbeit am 19. August 1969 seinen Wohnsitz nach Stephanskirchen verlegte und die Bestätigung der Gemeinde noch immer habe. Er zog sie auch noch aus der Jackentasche. Der heimatforschende Bürgermeister unterzog das Zettelchen amüsiert einer spontanen, aber gründlichen Prüfung.

Die seelsorgerische Arbeit in Schloßberg habe ihn zwar durchaus mit Freude erfüllt, letztlich habe er aber doch den akademischen Weg gewählt, so Kraus, mittlerweile emeritierter Professor für Dogmatik. Ehrenamtlich sei er aber in Schloßberg gerne engagiert geblieben.

Noch immer erleichtert

Die Schloßbergkuppe zu bebauen, das habe er nicht hinnehmen können, sagte Kraus zu diesem Teil seines Engagements. Schließlich schaue die Schloßbergkuppe schon seit 10000 Jahren hinüber nach Rosenheim. Gut 500 Jahre stand dort ein Schloss der Wittelsbacher. 1743 wurde es im österreichischen Erbfolgekrieg zerstört. „Wir haben es mühevoll geschafft, den Bau von drei großen Wohnblöcken zu verhindern.“ Kraus wirkte Jahrzehnte später immer noch erleichtert ob dieses Ausgangs. Der kleine öffentliche Park samt Rosengarten gefällt Kraus – das sei nachhaltige Nutzung.

Die Ehrung wurde musikalisch vom Männergesangverein Schloßberg begleitet. Wolfgang Zeller, Leiter des Gesangsvereins und ehemaliger Zögling von Anni Aigner, hatte eigens einen Liedtext auf Kraus umgetextet.

Artikel 1 von 11