Schechen – Lorenz Baumann ist verärgert. Die heftigen Schneefälle Anfang Dezember haben das am Mast befestigte Telefonkabel zu seinem Hof abgerissen. Seit Wochen wartet er nun darauf, dass die Telekom etwas unternimmt. Stattdessen wird er nur vertröstet. „‚Wir bitten um ein bissl Geduld‘ heißt es jedes Mal, wenn ich anrufe“, sagt er. Gemeinsam mit seiner pflegebedürftigen Mutter (84) lebt er auf seinem Hof in Hinterreuth bei Schechen.
Etliche Anrufe später ist nichts passiert
Wie Baumann berichtet, ist sein Hof das einzige Haus, das von dieser Leitung versorgt wird. Das Kabel ist am 3. Dezember gerissen. Seitdem hängt es vom Masten herab. Nicht zum ersten Mal: „Dreimal ist das schon passiert. Aber so lange wie dieses Mal hat eine Reparatur noch nie gedauert“, berichtet Baumann.
„Beim ersten Anruf bei der Telekom war ich noch sehr optimistisch“, erklärt der 60-Jährige. Er habe das Anliegen geschildert und berichtet, dass er vor allem wegen seiner Mutter auf das Telefon angewiesen sei. Denn mit einem Handy könne sie nicht umgehen. Die Mitarbeiterin der Telekom habe ihm daraufhin mitgeteilt, dass sie einen Notfall-Vermerk gesetzt hätte. „So würde es schneller gehen“, sagt der Schechener. Aber es passierte nichts.
Zahlreiche Anrufe später hängt das Kabel immer noch in der Wiese des Nachbarn. Erst für den 25. Januar, gut sechs Wochen nach dem Wintereinbruch, hat die Telekom ein Reparaturteam angekündigt. Die Hoffnung, dass dieser Termin nicht erneut wieder abgesagt wird, ist groß. „Ich mache mir vor allem wegen meiner Mutter Sorgen“, sagt Baumann. Denn wenn er das Haus verlässt, ist sie von der Außenwelt abgeschnitten. Auch Baumanns Schwester ist verärgert. Sie lebt im Bayerischen Wald und telefoniert sonst jeden Tag mit der Mutter. Auch sie macht sich Sorgen.
Wie Lorenz Baumann ergeht es aber auch anderen Bürgern im Landkreis: So ist das auch die bittere Realität für zahlreiche Haushalte in den Bad Aiblinger Stadtteilen von Moos bis Gröben. Und auch Maximilian Durchdenwald aus Stephanskirchen hat Ähnliches erlebt: „Unser Telefonkabel ist Anfang Dezember gerissen und es hat vier Wochen gedauert, bis es repariert wurde.“ Zu lang, findet er.
Der Stephanskirchener hat eine Baggerfirma, deren Betrieb durch den Ausfall stark eingeschränkt war. „Bei meinem Vater, der eine Sanitärfirma hat, war es das Gleiche.“ Besonders ärgert es ihn, dass die Straße vor 15 Jahren saniert wurde. „Da hätte man das Kabel einfach eingraben können. Wollten sie aber damals nicht“, so Durchdenwald.
Wie die Telekom auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen mitteilt, ist die Leitung an drei Stellen durchgerissen. „Damit wir helfen können, ist es zunächst immer wichtig, dass betroffene Kunden uns ihre Störung melden“, so eine Sprecherin des Unternehmens. Die Telekom biete auch Ersatz an, damit die Kunden für die Dauer des Festnetzausfalls weiterhin telefonisch erreichbar seien und im Notfall Hilfe holen können.
Das könne beispielsweise eine kostenfreie Anrufweiterleitung aufs Handy oder auf den Anschluss eines Angehörigen sein. „Für alle Telekom-Kunden, die kein eigenes Handy besitzen, bieten wir in diesen Fällen Notfall- oder Seniorenhandys an.“ Baumann bestätigt, dass er dieses Angebot zwar erhalten habe. Die Realität aber sei so, dass es für Senioren, wie in diesem Fall auch bei seiner Mutter, trotzdem eine Herausforderung sei, mit einem Handy umgehen zu müssen.
Wetter
verzögert Reparatur
Warum die Reparatur an der Leitung so lang dauere, nennt die Telekom-Sprecherin die „im Winter herrschende Wetterlage“. Deswegen könnten manche Arbeiten nicht wie geplant ausgeführt werden. Es komme zu Verzögerungen. „Wir bedauern, dass wir den Entstörungsprozess bisher nicht abschließen konnten und entschuldigen uns bei unserem Kunden. Die Grundgebühren für den Störungszeitraum werden selbstverständlich entsprechend gutgeschrieben“, so die Sprecherin.
Zwar haben betroffene Kunden laut der Verbraucherzentrale gemäß des Telekommunikationsgesetzes (TKG) ab dem dritten Tag einen Entschädigungsanspruch in Höhe von fünf Euro pro Tag. Allerdings gelte dieser nicht, wenn die Störung auf höherer Gewalt beruhe, wie beispielsweise starker Schneefall.