Bad Endorf – Die Theatergesellschaft Bad Endorf besteht bereits seit 1790. Unter den zahlreichen Laienspielgruppen Bayerns nimmt sie eine Sonderstellung ein. Alljährlich im Frühsommer lädt sie ein zum religiösen Schauspiel in das Theaterhaus an der Rosenheimer Straße. Premiere ist stets am Pfingstmontag, es folgen mehrere Aufführungen über rund fünf Wochen. Im vergangenen Jahr wurde „Irmengard vom Chiemsee“ zur Aufführung gebracht. Für das Jahr 2024 wird es wiederum einen in Oberbayern weit bekannten Heiligen geben. Paula Aiblinger, langjährige Darstellerin und mehrfache Autorin, hat sich dem Heiligen Bruder Konrad von Altötting gewidmet – und freut sich, dass das Stück jetzt fertig ist. Es erzählt die Geschichte von Bruder Konrad, des „ewigen Pförtners“ von Altötting, der 1849 dem Kapuzinerorden des St. Anna-Klosters beitrat und am Pfingstsonntag 1934 heiliggesprochen wurde. Hauptdarsteller ist Konrad Hamberger (45) – ein Gespräch.
Als Sie von Spielleiterin Paula Aiblinger gefragt wurden, ob Sie Bruder Konrad spielen wollen, hatten Sie ein Leuchten in den Augen.
Ja, das stimmt. Genauso wie mein Vater bin ich nach dem heiligen Bruder Konrad von Parzham benannt. Als ich im Theater Bad Endorf mit sechs Jahren angefangen habe, war Bruder Konrad das erste Stück, bei dem ich mitgespielt habe. Es ist für mich eine große Ehre, meinen eigenen Patron darstellen zu dürfen.
Was fasziniert Sie, was finden Sie herausfordernd an Bruder Konrad?
Vor allem beeindrucken mich seine 100 Prozent Gottvertrauen und seine Ergebenheit zu Gott. Er hat sein ganzes Leben, im Grunde 24 Stunden, am Tag Gott geweiht. Sein Vertrauen war: Gott wird es schon lenken. Es waren auch damals keine leichten Zeiten. In seiner Zeit als Pförtner hatte er diese Ruhe, für jeden ein offenes Ohr, auch wenn sie ihm die Bude eingerannt haben. Im Grunde war er durch nichts aus der Ruhe zu bringen, auch nicht durch den Widerstand seiner Mitbrüder. Er hat immer das Vertrauen gehabt: „Was man den Armen gibt, kommt wieder rein.“ Um Gott gerecht zu werden, hat er auch in der Nacht gebetet, hatte oft nur zwei bis drei Stunden Schlaf.
Darf man kritisch nachfragen? Um Gott gerecht zu werden? Nur zwei bis drei Stunden Schlaf? Das klingt sehr extrem!
Das war ja schon übertrieben und nicht gesund aus heutiger Sicht, aber auch sein Guardian hat das ja damals schon gesagt und ihn ermahnt. Konrad hat schon den ganzen Tag Gott gewidmet und die Nacht hat er dann auch noch gebetet für andere. Er wollte Gott immer nah sein. Er hat ja so viel Gutes getan, hat versucht den Hunger aller zu stillen. Vor allem lagen ihm die Kinder am Herzen. Wenn sie vor der Schule kamen, bekamen sie immer was zu essen, aber er hat auch immer mit ihnen gebetet. Konrad hat alle Leute ermutigt, auf Gott zu vertrauen. Auch wenn ihn Leute beleidigt haben, ausfällig geworden sind, blieb er ruhig.
Es waren damals andere Zeiten. Kann der heilige Konrad für unser Leben in der heutigen Zeit etwas sagen?
A bisserl mehr Bruder Konrad in der heutigen Zeit würde nicht schaden. Auf die Armen mehr schauen, das Selbstlose wieder stärken. Heutzutage gilt halt höher, größer, weiter. Bruder Konrad sind halt einfach die Armen und die Kinder am Herzen gelegen, bei uns geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Sein Credo war: „Wer was hat, soll den Armen was geben.“ Und natürlich diese Gelassenheit, dieses Gottvertrauen, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, sich nicht über etwas aufregen, das nichtig ist. Und besonders seine Menschensicht: In jedem Menschen das Gute sehen. Wenn ein Mensch böse zu ihm war, dann dachte er: Er hat einen Grund, warum er so ist und wir schauen, wie wir ihm helfen können.
Bruder Konrad war vor seinem Klostereintritt Hoferbe und Bauer in Parzham, mit bürgerlichem Namen Hans Birndorfer. Wie sehen Sie den Zusammenhang zwischen dem Heiligen und seiner Herkunft?
Mit Sicherheit hat ihn das Bodenständige in der Landwirtschaft sehr geprägt. Er ist mit vielen Geschwistern aufgewachsen. Seine Eltern haben sehr viel Wert auf das Gebet gelegt, er hat von Grund auf das Vertrauen auf Gott mitbekommen. Vor allem in der Winterzeit wurde der Rosenkranz oft gebetet. Der junge Hansl ist so aufgewachsen, war so begeistert, dass er das auch im außerhöfischen Leben weitergemacht hat, zu Kapellen gewandert ist und auch andere Kinder zum Beten animiert hat.
Wie gehen Sie in der Vorbereitung vor, was ist Ihnen wichtig?
Meine „Hauptquelle“ in der Vorbereitung ist unsere Autorin und Spielleiterin Paula Aiblinger. Sie hat sich monatelang mit Bruder Konrad beschäftigt und mich bereits mit Büchern versorgt. Ich versuche, mich in die Person hineinzuversetzen, sie zu verstehen. Momentan befinde ich mich sozusagen in der Theoriephase. Richtig los geht es dann beim Proben ab Februar, wenn wir auf der Bühne sind.
Was macht für dich das
Theater Endorf aus?
Der Zusammenhalt von ganzen Generationen, von drei bis 90 Jahre, rund 70 Leute auf der Bühne, ungefähr 100 Mitwirkende. Wie das Theater entsteht, von der ersten Probe bis zu den Aufführungen, vom Schreiben des Stücks bis zur Rollenverteilung, Leseprobe und die Entwicklung des Stücks. Es ist immer schön dabei zu sein. Die Einzigartigkeit des Endorfer Theaters seit über 230 Jahren. Ich bin einfach stolz, ein Teil davon zu sein.
Interview: Anton Hötzelsperger