Heiraten mit nackten Füßen im Sand

von Redaktion

Regina Schlosser macht den Traum von der ganz persönlichen Trauung wahr

Großkarolinenfeld – Die Zeiten, in denen eine Hochzeit ohne kirchliche Trauung undenkbar war, sind vorbei. Laut statistischem Bundesamt gab es im Jahr 2022 gut 390000 Eheschließungen – aber nur etwa 35000 davon ließen sich, so die Feststellung der katholischen Bischofskonferenz, auch kirchlich-katholisch trauen. Gerade mal knapp neun Prozent. Nimmt man die evangelische Kirche hinzu, dann sind es 16 Prozent.

Keine Bindung
mehr zur Kirche

Das bedeutet aber nicht, dass die jungen Ehepaare keinen Wert mehr auf spirituelle Begleitung an diesem wichtigen Tag ihres Lebens legen. „Viele haben nur keine echte innere Verbindung mehr zur Institution Kirche, sind vielleicht sogar ausgetreten“ sagt Regina Schlosser aus Großkarolinenfeld. Sie ist freie Traurednerin und gehört damit zu einem relativ neuen Berufsstand, der aber immer größere Bedeutung gewinnt. 

„Denn“ so sagt Regina Schlosser, „die standesamtliche Trauung allein ist ja oft ein vergleichsweise nüchterner Vorgang – das ‚Fest für alle Sinne‘ muss woanders stattfinden.“ Und wenn man sich in Standesämtern umhört, so scheint das zu stimmen. „Auf dem Land hat man vielleicht noch ab und zu Gelegenheit, vorab mit dem Brautpaar in näheren Kontakt zu kommen und bei der Traurede auf die beiden ganz persönlich einzugehen“, sagt eine Standesbeamtin aus der Region, die nicht genannt werden möchte, „in den Städten ist das aber schon rein zeitlich nicht möglich“.

Und um das „in Kontakt kommen“ geht es Regina Schlosser und ihren Kolleginnen und Kollegen in diesem Beruf in erster Linie: Wer einem Brautpaar an diesem Tag gerecht werden will, muss viel wissen, über die beiden, über ihre Vorstellungen, Hoffnungen und Wünsche, meint sie. Und das geht ihrer Überzeugung nach nur, wenn man sich schon bei der Vorbereitung Zeit nimmt, versucht, das Paar näher kennenzulernen. „Schon weil wichtig zu sehen ist, ob die Chemie zwischen mir und dem Brautpaar stimmt. Man muss das Gefühl haben, auf gleicher Wellenlänge zu sein“.

Sie sieht genau hier einen Punkt, weshalb selbst manche Paare, die noch eine kirchliche Bindung haben, bisweilen auf einen freien Trauredner setzen: „Weil man sich den aussuchen und mit ihm dann auch völlig frei besprechen kann, welche Punkte einem für eine Traurede wichtig sind“. Ein weiterer entscheidender Punkt ist, dass man auch den Ort beliebig wählen kann – ob in einem geliebten Gebäude, ob auf einem Berggipfel, einem Strand in Italien: Bei einer freien Trauung ist alles möglich. 

Einfühlungsvermögen hält Regina Schlosser für die wichtigste Eigenschaft eines Trauredners. Denn manchmal tun sich Paare schwer dabei, das zu formulieren, was ihnen eigentlich wichtig ist. „Wenn man ein Gespür für andere Menschen hat, kann man versuchen, ihnen dabei zu helfen“, sagt Schlosser.

Und was würde Regina Schlosser machen, wenn sie das Gefühl bekäme, dass die beiden eigentlich gar nicht zueinander passen? „Wenn das ein wirklich deutlicher Eindruck wäre, würde ich wohl ablehnen, hier eine Traurede zu halten“, sagt sie. „Das wäre schon das Äußerste, denn sich da näher einzumischen, geht natürlich absolut gar nicht. Man muss auf dem Grat zwischen Nähe und respektvoller Distanz zu wandern verstehen“.

Das heißt auch, dass sich ein professioneller Hochzeitsredner aus der gesamten Planung drumherum heraushält – dafür, sagt Regina Schlosser, gibt es eigene Hochzeitsplaner. Was nicht heißt, dass nicht auch Regina Schlosser „gut vernetzt in unserer Region“ wäre, wie sie sagt – auf entsprechende Nachfrage könnte sie gerade bei kleineren Hochzeiten den einen oder anderen wertvollen Tipp beisteuern.

Eigene Trauung
gab den Anstoß

Ziel ist es jedenfalls, so sagt sie, dass die Hochzeit für das Brautpaar ein Höhepunkt in ihrem Leben ist, den man gerne in Erinnerung behält. So wie sie es bei ihrer eigenen freien Trauung vor sieben Jahren erlebt hat: „Dass das ein wunderschönes Erlebnis war – auch das hat mich darauf gebracht, mich hiermit beruflich zu beschäftigen“. Und dabei ihr Herz einzubringen.

Eine Chance, die ihr, die im Hauptberuf in einer Firma als Projektmanagerin arbeitet, bisweilen etwas fehlt: „Auch dort arbeitet man mit Menschen, versucht herauszufinden, was sie wollen und ihnen beim Erreichen ihrer Ziele zu helfen. Aber dort spielt sich die Arbeit vor allem auf einer rationalen Ebene ab. Hochzeiten hingegen haben immer ihren ganz besonderen Zauber“.

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