Raubling – Sind Tiere mittlerweile nur noch etwas für Reiche? Wenn es nach den Erfahrungen von Josef Hofer (Name von Red. geändert) geht, ist die Antwort eindeutig. Seine Katze Sarah litt an Verstopfungen. Also brachte er sie übers Wochenende in die Rosenheimer Tierklinik. Als er sie am Montag danach wieder abholte, war er schockiert. „Ich bekam eine Rechnung von knapp 1500 Euro.“ Zu viel für das Ehepaar Hofer, das nicht mit einer solchen Summe gerechnet hatte.
Kosten können drastisch steigen
„Dabei geht es uns gar nicht darum, die Klinik schlechtzureden”, betont Claudia Hofer (Name ebenfalls geändert). Vielmehr wollen die beiden anhand ihres Falles zeigen, wie teuer die Haltung eines Haustieres geworden ist. Speziell, wenn die Tiere einmal krank werden, können die Kosten in die Höhe schnellen. Im Fall von Katze Sarah waren laut Hofer mehrere Röntgenaufnahmen, ein Ultraschall, eine Infusion, Einläufe und Blutuntersuchungen Teil der Behandlung. Die Folge: Eine Rechnung, die für die Raublinger zu hoch war.
Dass die Kosten bei allen Haustieren hoch ausfallen können, ist für den Schechener Tierarzt Dr. Carsten Brock keine Überraschung. „Das ist durchaus nicht unüblich”, meint er mit Blick auf den vierstelligen Betrag. Speziell seit der neuen Gebührenordnung, die seit gut einem Jahr gilt, sind die Tarife über Nacht und an Wochenenden strikt festgelegt. Die Praxen hätten kaum noch Handlungsspielraum. Stationäre Aufenthalte über einen längeren Zeitraum sind somit kaum noch lukrativ.
„Mit einer durchgehenden Versorgung über Nacht muss man mittlerweile rund 1600 Euro einnehmen, damit sich das für die Kliniken überhaupt noch rechnet“, meint Brock. Die Folge ist für den Schechener Tierarzt klar: Das Angebot für stationäre Betreuung nimmt ab. Da die Nachfrage aber hoch bleibt, wird es teurer. „Und dabei hilft uns auch keine Versicherung“, meint Claudia Hofer. Denn hier gibt es laut der Katzenbesitzerin Altersgrenzen und mit 14 Jahren sei Sarah schon längst darüber. „Außerdem werden bei Versicherungen auch nicht immer alle Kosten abgedeckt“, erklärt Brock und hat auch hier ein Beispiel parat. So wird bei einem Bandscheibenvorfall eines Tieres zwar oft die Operation, aber nicht die zuvor notwendige MRT-Untersuchung bezahlt.
„Und die ist in vielen Fällen schon genauso teuer wie die Operation selbst.“ Die meisten seiner Kunden hätten aus Angst vor einer bösen Überraschung daher keine Versicherung für ihr Tier. „Das sind maximal 20 bis 30 Prozent”, sagt Brock.
„Wer kann sich Haustiere leisten?“
Für das Raublinger Ehepaar ist das Thema Tierversorgung „ein Wahnsinn.” „Wer soll sich das denn noch leisten, wenn das Tier einmal krank wird?“, sagen die beiden. Auch die Vielzahl der „teilweise unnötigen“ Untersuchungen wie im Fall von Sarah können sie nicht nachvollziehen.
Auf OVB-Anfrage, inwieweit das Vorgehen bei der Katze überzogen war und ob solche Kosten häufiger entstehen, gab die Tierklinik Rosenheim keine Antwort. Allerdings gab es laut Claudia Hofer nochmals ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Tierarzt. Das Ergebnis: „Wir bekommen 400 Euro zurückerstattet“, sagen die Raublinger, die damit das Konto des Enkelkindes zumindest nicht ganz so stark belasten müssen.