Der Heiland, der Pfarrer und der Buddha

von Redaktion

Ist das auch Ökumene? Wenn sich der Pfarrer, der Heiland und der Buddha wöchentlich in Großkarolinenfeld treffen? Womöglich sind gar Menschen dabei, die in einer atheistischen Gesellschaft geprägt sind. Und was machen die da? Einblick in eine Meditationsgruppe, in der buddhistische und christliche Traditionen aufeinandertreffen.

Großkarolinenfeld – Ralf Heiland, der wirklich so heißt, ist Physiotherapeut in Großkarolinenfeld. Irgendwann kam der evangelische Pfarrer Dr. Richard Graupner zu ihm in die Praxis zur Behandlung und schon bald kam die Sprache auf ein Thema, das die beiden verbindet: die Meditation.

Tradition in Asien kennengelernt

Physiotherapeut Heiland meditiert sei 15 Jahren in der buddhistischen Tradition. Auch Graupner hat diese während eines längeren Aufenthalts in Asien intensiv kennengelernt und später wieder in Deutschland bei einem Jesuitenpater praktiziert. Und so haben sich Ralf Heiland und Richard Graupner schon bald darauf verständigt, dass man doch als Nachbarn einmal gemeinsam meditieren könnte und sich austauschen über das, was beide Traditionen, die buddhistische und die christliche, verbindet.

Ungefähr zehn Teilnehmer zwischen Mitte 30 und Mitte 70 kommen zu den Treffen, berichtet Richard Graupner. Mitglieder der Kirchengemeinde und andere. Am Beginn erzählt Richard Graupner von den christlichen Mystikern des Mittelalters wie Meister Eckhart oder Teresa von Ávila, die selbst meditiert haben und den Weg zu Gott als einen Weg in die Stille und nach innen beschrieben haben. Ralf Heiland führt in die Gedankenwelt des Buddhismus ein, in die „vier edlen Wahrheiten“ über das Leid und wie es überwunden werden kann. Mit Körperübungen bereiten sich die Teilnehmenden dann auf die Meditation im Schweigen vor. Jeder sitzt, wie es für ihn am besten passt. „Da soll es keinen Zwang geben“, betont Ralf Heiland.

Unterschiedliche spirituelle Wege

Richard Graupner findet es besonders spannend, zu erfahren, welche spirituellen Wege die Meditierenden in ihrem Leben schon gegangen sind. Darüber tauscht man sich im Anschluss bei einem Tee aus. Mal ist es die Meditation, mal Pilgern oder wie war das in einer vollkommen atheistischen Gesellschaft. Denn auch das verbindet den Heiland und den Pfarrer: ihre Herkunft aus der ehemaligen DDR, die jede Form von Religion strikt ablehnte. Noch bis Februar trifft sich die Meditationsgruppe in der Praxis in der Pfälzerstraße zur christlich-buddhistischen Mediation. „Es geht auf alle Fälle weiter“, sagt Richard Graupner. Denn der Pfarrer und der Heiland haben so richtig Freude an dem Projekt.

re/Sylvia Hampel

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