Brannenburg – Dass Josef Mühlbacher bei der Polizei landen würde, war für ihn schon als Jugendlicher klar. „Ich wollte Menschen helfen, keinen reinen Bürojob und eine vielfältige Arbeit“, sagt der 61-Jährige. Vor rund 43 Jahren begann für ihn daher der Weg bei der Bereitschaftspolizei Dachau.
Doch es dauerte nicht lange, bis der gebürtige Kiefersfeldener wieder in die Region zurückkehrte. 1983 kam er zur Polizei Rosenheim, bei der fünf Jahre später seine Kommissar-Laufbahn begann, die ihn 1995 nach München brachte. Nach 17 Jahren „Schreibtischarbeit” bei der Polizeiabteilung im bayerischen Innenministerium kehrte Mühlbacher erneut in den Landkreis zurück und übernahm 2012 als Polizeihauptkommissar die Leitung in Brannenburg. „Ich wollte noch einmal an die Basis und mich außerdem um meine Eltern kümmern”, erklärt der Kiefersfeldener.
„Du funktionierst einfach irgendwie“
Doch schon in der ersten Woche bekam der neue Leiter die Rückkehr zum Polizeialltag heftig zu spüren. „Ich hatte den Schrank noch gar nicht eingeräumt, da bekamen wir die Meldung von einem tödlichen Unfall einer 16-Jährigen”, erinnert sich Mühlbacher. Die Radfahrerin war von einem Lkw erfasst worden und starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Mühlbacher musste die Todesnachricht den Eltern überbringen. „Bei solchen Sachen funktionierst du einfach irgendwie”, meint der Hauptkommissar. Erst später, wenn der Fall abgeschlossen ist, werden solche Erlebnisse in Gesprächen mit Kollegen, der Partnerin oder den Eltern verarbeitet. „Erst dann beginnt das Nachdenken.“ In Erinnerung bleibt Mühlbacher auch der Anschlag auf das Flüchtlingsheim in Nußdorf. Im März 2018 warfen zwei Männer einen Molotow-Cocktail auf die Unterkunft. „Da hatten wir einfach nur Glück, dass der selbst gebaute Brandsatz nicht zündete”, sagt Mühlbacher. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand, die Täter wurden wenig später zu knapp vier Jahren Haft verurteilt.
Doch nicht immer gingen die Fälle so glimpflich aus, wie etwa bei der wohl größten Einbruchsserie Rohrdorfs, die sich an Silvester 2016 abspielte. Innerhalb einer Nacht stiegen drei Albaner in 13 Wohnungen ein und erbeuteten Gegenstände im Wert von rund 60000 Euro. „Dabei waren die Eigentümer sogar teilweise im Haus“, meint Mühlbacher. Doch durch den Lärm rund um den Jahreswechsel kamen die Diebe unbemerkt davon. Nur durch die Spurensicherung und die Ermittlungen der Brannenburger Polizisten wurden die Täter einige Wochen später im Ausland gestellt.
Einen Fall, der weit über die Landkreisgrenzen hinausging, erlebte Mühlbacher am Samerberg im Januar 2021. Ein anonymer Tipp wies die Polizei auf das unscheinbare Haus eines Landwirts hin. „Da hätte ich eigentlich gar nicht gedacht, dass das für einen Durchsuchungsbeschluss reicht”, meint der 61-Jährige. Doch schon kurze Zeit später fielen er und seine Kollegen „aus allen Wolken”. Denn vor ihnen erstreckte sich eine weitläufige Cannabis-Plantage. 62 Kilo Rauschgift sowie Drogengeld im Wert von 30000 Euro wurden beschlagnahmt. Die Kriminalpolizei ermittelte später noch diverse Zwischenhändler und hob das gesamte Netzwerk aus.
Berg- und Gleitschirmunfälle
Nach zahlreichen weiteren Herausforderungen, wie die für die Region typischen Berg- und Gleitschirmunfälle oder die Zusammenführung mit der Polizei Kiefersfelden geht Mühlbacher nun in den Ruhestand. Dafür übergab er nach 43 Jahren Polizeiarbeit die Leitung der Polizeihauptkommissarin Karin Walter. Polizeipräsident Manfred Hauser verabschiedete Mühlbacher nach „ausgezeichneter Arbeit mit stetigem Engagement.“
Mühlbacher will nun die Zeit nutzen, um Dinge zu erledigen, die seit Langem liegen geblieben sind. „Am Haus gehört einiges gemacht und meine letzte größere Reise ist mindestens zehn Jahre her”, meint der pensionierte Hauptkommissar. Auch wenn sich in seiner Laufbahn einige Schwierigkeiten und „Abgründe“ aufgetan hätten, steht für Josef Mühlbacher nach seiner Laufbahn fest: „Ich wollte den Menschen mit meiner Arbeit helfen, und das habe ich nie bereut.”