Bad Aibling – Nichts erinnert mehr an das ehemalige Bewegungsbad im Untergeschoss der Romed-Klinik Bad Aibling: Dort, wo bis vor rund vier Jahren noch das Babyschwimmen stattfand, steht an diesem Tag der offenen Tür unter anderem auch die „Einbein-Challenge“ auf dem Programm, bei der die Klinik nach dem „stabilsten Aiblinger“ sucht. Mit diesem kleinen Wettbewerb stellt sie ihr neues Bewegungsanalyse-Labor offiziell vor.
Modernste
Ausstattung für Labor
Zusammen mit dem Team um Laborleiterin Claudia Oestreich demonstriert er, welch moderne Ausstattung sich in diesem auf den ersten Blick unscheinbaren Raum verbirgt. Physiotherapeutin Bärbel Gattung ist für diese Praxisübungen mit Sensoren an Beinen und Füßen versehen, die beim Gang über die 7,5 Meter lange Laufstrecke jede ihrer Bewegungen am Monitor sichtbar machen: Dort können Claudia Oestreich und Oberarzt Ditto Joseph aus den übertragenen Daten nicht nur Gelenkbeweglichkeit und -winkel, Balancefähigkeit und Funktion der Muskulatur erkennen und analysieren, sondern ebenso das Gangbild, die Druckverteilung und den Laufstil.
Anhand verschiedener Sprungtests auf der Kraftmessplatte lassen sich Stabilität und Dynamik im Bewegungsablauf bestimmen. „Mit den gewonnenen Daten der Analyse werden krankhafte Bewegungsmuster erkannt und entsprechende Therapien sowie Trainingsempfehlungen gegeben“, erläutert Dr. Rieken.
Für ihn und seine Kollegen bieten die Analysen aus dem Labor wichtige Erkenntnisse, denn häufig zeigten Patienten nach „kniegelenknahen Verletzungen“, wie bei einem Schienbeinkopfbruch, bei den Kontrolluntersuchungen zwar ein gutes, ausgeglichenes Gangbild. Bei den im Labor durchgeführten Provokationstests zeige sich dann aber eine deutliche Instabilität der Beinachse. „Und das bedeutet für den Patienten ein stark erhöhtes Verletzungsrisiko bei körperlicher Aktivität.“
Aufgrund der Bewegungsanalyse könnten nun noch individuellere Trainingspläne angeboten werden, die bei konsequenter Umsetzung oft innerhalb weniger Monate zur Verbesserung der Situation führten. Grundsätzlich habe man sich auf die Analyse von unfallverletzten Patienten spezialisiert, so Dr. Rieken. Zu Qualitäts- und Ergebniskontrollen erhalten diese nach dem stationären Aufenthalt standardmäßig das Angebot zur Bewegungsanalyse wie etwa bei Schienbeinkopfbruch, Kreuzbandverletzung sowie komplexer Fuß- oder Wirbelsäulenverletzung. Ebenso etabliert sei die Ganganalyse vor und nach geplanten fußchirurgischen Eingriffen. Bei bestimmten geriatrischen Patienten erfolgen während der stationären Behandlung Gleichgewichtsanalysen und Auswertungen des Gangbildes. „Insbesondere im Rahmen der Sturzprophylaxe bei älteren Patienten und bei Patienten mit unklaren Gleichgewichtsstörungen macht eine Statuserhebung absolut Sinn“, bekräftigt Ärztlicher Direktor Andreas Aresin. Als Chefarzt der Inneren Medizin und Akutgeriatrie weiß er die Standortvorteile durch das Labor für seine Patienten ebenso zu schätzen wie der Chefarzt des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie Rosenheim-Bad Aibling, Prof. Dr. Christian Zeckey, und die Kaufmännische Leiterin der Klinik, Sandra Zabel.
Verletzungsrisiko
genau im Visier
Als Sekundärprophylaxe wird die „Back-to-Work“ oder „Back-to-Sport“-Testung angesehen. Dr. Rieken: „Hier wird geprüft, ob der Patient nach einer Verletzung aufgrund seiner Bewegungsmuster und seines Trainingszustandes wieder in der Lage ist, sich sicher im beruflichen Umfeld zu bewegen, vor allem bei schwerer körperlicher Tätigkeit. Oder seine Sportart wieder aufzunehmen ohne ein deutlich erhöhtes Risiko einer erneuten Verletzung.“ Mit der „Pre-Season-Testung“ bei Leistungssportlern werde überprüft, ob der aktuelle Trainingszustand ausreicht, um in der Sportsaison kein erhöhtes Verletzungsrisiko zu haben.
„Mit unserem Bewegungsanalyse-Labor können wir nun ein ganz anderes Niveau an Patientenbetreuung bieten. Denn so etwas ist beileibe kein Standard an Kliniken“, betont Dr. Rieken. Deutschlandweit gebe es nur etwa 20 ähnliche Labore, hauptsächlich an Forschungseinrichtungen oder Kinderkliniken.