Aschau im Chiemgau – Die Gemeinde Aschau und mehrere Eltern schlagen Alarm – in vielen Kindertagesstätten herrscht eine extreme Personalnot. Die erste Krippengruppe musste sogar bereits aufgelöst werden. „Es war noch nie so dringend in unserem Verbund“, sagt Simone Tewes vom katholischen Kita-Verbund Chiemsee. Der Kita-Verbund ist ein Zusammenschluss aus mehreren Kindertageseinrichtungen zwischen Bernau und Aschau.
Keine Chance gegen Personalmangel
Bisher konnten die verschiedenen Einrichtungen bei Personalnot sich immer noch gegenseitig aushelfen. Das reiche mittlerweile aber auch nicht mehr aus, um den Personalmangel zu bewältigen. Um mehr Bewusstsein für die Probleme in der Kinderbetreuung zu schaffen, hat der Kita-Verbund zusammen mit der Gemeinde Aschau den „Prientaler Kita-Aktionstag“ ins Leben gerufen. In Aschau ist die Lage besonders ernst: Es droht die Schließung des beliebten Landkindergartens St. Michael. „Das wäre eine kleine Katastrophe für den Ort“, sagt Bürgermeister Simon Frank. Bis zu 80 Kita-Plätze sind in Aschau in Gefahr. Bereits im vergangenen Kindergartenjahr musste eine Krippengruppe in der Kita St. Marien in Aschau personalbedingt den Betrieb einstellen. Frank findet zur aktuellen Situation klare Worte: „Es brennt lichterloh.“ Beim „Prientaler Kita-Aktionstag“ wollen die Veranstalter die Eltern sensibilisieren, dass ein Kita-Platz eben keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Aber auch auf die Politik soll eingewirkt werden. Neben Landrat Otto Lederer und der bayerischen Familienministerin Ulrike Scharf ist auch Ministerpräsident Markus Söder eingeladen. Frank sieht auf politischer Ebene viel Handlungsbedarf. Beispielsweise ist laut ihm der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung für die Kommunen kaum noch zu stemmen. Die vielen Herausforderungen für die Erzieher werden für ihn unzumutbar. Die Gruppen werden immer größer. Frank sagt, dass die Erzieher mit Sprachbarrieren bei Kindern mit Migrationshintergrund, besonderen Essgewohnheiten und vielen anderen Herausforderungen, die unsere breit gefächerte Gesellschaft mit sich bringt, fertig werden müssen. „Da bleibt kaum noch Zeit für das Kerngeschäft – die Erziehung der Kinder“, sagt er.
„Ich glaube, dass der Beruf Erzieher eigentlich sehr attraktiv ist, aber die Rahmenbedingungen sind schlecht“, sagt er. „Die Erzieher kommen auf dem Zahnfleisch daher. Die Belastung in den Kitas ist eigentlich schon gesundheitsgefährdend.“ In den vorangegangenen Jahren konnten die drei Kindergärten in Aschau noch ausreichend Personal finden. Der Bürgermeister führt das vor allem auf die Lage im Priental und die gute Außenwirkung zurück. Aber auch in seiner Gemeinde ist der Erziehermangel angekommen.
Jedes Mittel
ist recht
Um neues Kita-Personal in das Bergsteigerdorf zu locken, ist den Aschauer Eltern mittlerweile so manches Mittel recht. Einige haben sich sogar dazu bereit erklärt, beim Umzug nach Aschau zu helfen.
„Auch eine Wohnung wäre auf jeden Fall da“, sagt Frank. Beim „Prientaler Kita-Aktionstag“ geht es aber nicht nur um eine Gemeinde, betont Frank. Mit dem Aktionstag am 11. März soll auf die vielen Probleme in der Kinderbetreuung allgemein aufmerksam gemacht werden und auch mehr Wertschätzung für die Arbeit der Erzieher geschaffen werden, sagt Simone Tewes.