Höhenmoos/Prien – Zwei Bischöfe während eines einzigen Gottesdienstes hat auch die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Prien noch nicht so oft gesehen. Der scheidende Metropolit und Erzbischof der Erzdiözese Ternopil/Ukraine Vasyl Semenyuk, lädt zusammen mit Weihbischof Volodymyr Firman am Samstag, 2. März, um 9.30 Uhr alle Wohltäter und Spender des Chiemgauer Helferkreises für Ternopil in der Ukraine zu einem griechisch-katholischen Dankgottesdienst in die Pfarrkirche in Prien ein, um sich für die jahrzehntelange Unterstützung aus der Region zu bedanken.
„Wir sind gebührend
vorbereitet“
Alle Gläubigen aus der Region sind zu diesem Gottesdienst willkommen, besonders eingeladen sind auch die vielen Frauen und Männer aus der Ukraine, die seit dem Beginn des Krieges in der Region Schutz und Hilfe gefunden haben. „Wir haben uns auf dieses große Ereignis gebührend vorbereitet und hoffen auf zahlreiche Beteiligung“, so Katharina Schmid, Vorsitzende des Helferkreises für die Diözese Ternopil.
Erzbischof Vasyl Semenyuk scheidet mit dem Erreichen der Altersgrenze aus dem aktiven Dienst aus. Es ist ihm ein persönliches Anliegen, sich von allen zu verabschieden, die das Priesterseminar und die Diözese Ternopil seit so langer Zeit unterstützen. Sein potenzieller Nachfolger Weihbischof Volodymyr Firman ist bei allen Mitgliedern des Helferkreises bestens bekannt. Er kam als junger Seminarist in den Chiemgau, war als enger Mitarbeiter des Erzbischofs am Aufbau der Marienwallfahrt nach Zarvanytsja beteiligt, baute die wirtschaftlichen Betriebe zur Versorgung der Seminareinrichtungen aus und leitete bis zu seiner Ernennung zum Bischof alle Einrichtungen und Eigenbetriebe der Diözese.
Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist er – wie alle Geistlichen des Landes – turnusmäßig auch als Militärpfarrer in den Schützengräben im Osten des Landes eingesetzt. „Meine bisherigen Aufgaben sind mir in vollem Umfang geblieben“, stellte er zu seiner Ernennung lakonisch fest, „dazu sind jetzt noch zusätzlich die Aufgaben als Bischof gekommen“.
Katharina Schmid und Weihbischof Firman stellten übereinstimmend fest: „Die Arbeit des Helferkreises bleibt durch den Krieg in der Ukraine geprägt – und es ist leider kein Ende des Krieges in Sicht!“ Die Bevölkerung der Ukraine hat sich gegenüber der Vorkriegszeit fast halbiert. Viele Bewohner, vor allem Frauen und Kinder, haben das Land verlassen und Zuflucht in ganz Europa und Nordamerika gesucht. Wann sie zurückkehren können, ist ungewiss und was sie dann im Lande vorfinden werden, weiß keiner zu sagen.
Viele Orte sind dauerhaft zerstört, es wird lange dauern, sie wieder aufzubauen, große Landstriche müssen von Munition und Minen gesäubert werden. Zahllose Menschen wurden aus dem Kriegsgebiet evakuiert und in die „ruhigeren Regionen“ an der Westgrenze als Binnenflüchtlinge verbracht und dort temporär angesiedelt. Die im Land verbliebene Bevölkerung ist physisch und psychisch schwer belastet, dazu erlebt das Land kriegsbedingt eine Mangelwirtschaft.
Mit Hilfslieferungen aus dem Chiemgau wurden die Verantwortlichen in der Diözese Ternopil mit allen wichtigen Dingen, die auf den in der Westukraine erstellten „Bestelllisten“ standen, zur Versorgung der vielen Flüchtlinge unterstützt.
Katarina Schmid erkundigte sich genau nach den unmittelbaren Bedürfnissen und schickte das Benötigte dann postwendend auf den Weg in die Ukraine. Ganz oben auf den Listen stand dabei immer finanzielle Hilfe für den Kauf von Saatgut, für die Beschaffung von Dieselkraftstoff für die Landwirtschaft und zum Betrieb der Notstromaggregate. Diese sind ständig im Einsatz, ohne Strom gibt es kein Wasser und es funktioniert auch keine Heizung. 85 Flüchtlinge, Frauen, Kinder und alte Menschen aus dem ganzen Land suchten alleine in den Räumen des Seminars von Ternopil Zuflucht.
Weihbischof Firman berichtet weiter, dass die Diözese landesweit sauberes Trinkwasser lastwagenweise an Bedürftige in den Schutzräumen der Region verteilt, auch unter dem Hinblick, dass damit die Pumpen und damit die Wassergewinnung in Zarvanytsja ständig weiterlaufen können.
Die eigenen Betriebe der Diözese konnten auch unter Kriegsbedingungen weiterlaufen, kein Mitarbeiter aus den Einrichtungen und Betrieben, aus der Landwirtschaft und den Gartenbetrieben musste entlassen werden. Eine große Hilfe bei der Versorgung der Zivilbevölkerung ist die Unterstützung durch „Sternstunden“ – die Benefiz-Aktion des Bayerischen Rundfunks. Zur direkten Versorgung der vielen aus der Ostukraine nach Westen geflüchteten Kinder und Mütter in der Region Ternopil mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln stellt „Sternstunden“ monatlich 10000 Euro zur Verfügung. Zweimal monatlich werden in Ternopil 2000 bis 2500 Lebensmittelpakete an die Geflüchteten verteilt, jede Tüte im Wert von etwa zehn Euro; das bedeutet für die Diözese einen monatlichen Kostenaufwand von 40000 bis 50000 Euro.
Der Helferkreis für die Diözese Ternopil will die Diözese auch weiterhin finanziell unterstützen. Spenden werden unter dem Stichwort „Helferkreis für die Diözese Ternopil“erbeten.
Auch ein
wenig Traurigkeit
Katharina Schmid versicherte, dass Ternopil, das Seminar und Zarvanytsja in der Region nicht vergessen seien. „Wir können den Betroffenen ihre psychischen Probleme nicht abnehmen, wir hoffen aber, dass wir durch unsere Hilfstransporte ein wenig zur Linderung der alltäglichen Versorgungsprobleme beitragen können.“ Zunächst freue sie sich nun auf den Gottesdienst in Prien mit den beiden Bischöfen, auch wenn sie traurig darüber sei, dass der seit langen Jahren vertraute Erzbischof Wassyl Semenjuk aufhöre. „Wir hoffen, dass er auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst noch die Verbindung mit dem Helferkreis im Chiemgau halten kann“.