Brannenburg/Oberaudorf/Nußdorf/Neubeuern – Auf Tiroler Seite steht sie schon: Rund um den Achensee wurde eine Dosierampel installiert, um den Reiseverkehr zu regulieren. Speziell zu Ferienzeiten soll das gezielte Abstoppen der Autos den Stau direkt in den Gemeinden im Achental verhindern.
Kümmert sich Österreich besser?
Nachdem es bei der unbeliebten Blockabfertigung im Inntal wieder einmal zu einer massiven Belastung in den Gemeinden kam, wünschen sich einige Anwohner ebenfalls eine solche Ampel. „In Österreich kümmern sie sich um ihre Leute, nur in Deutschland passiert wieder nichts”, ist beispielsweise in den sozialen Medien zu lesen. Speziell in den beiden Facebook-Gruppen von Oberaudorf und Brannenburg ärgerten sich einige über das erneute Verkehrschaos mitten in den Gemeinden.
Diesen Aufruhr unter den Einheimischen aufgrund der Blockabfertigung können die Bürgermeister „absolut nachvollziehen“. Inwieweit eine Ampel vor den Gemeinden helfen würde, sei allerdings fraglich, wie der Oberaudorfer Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt verdeutlicht. „Ich habe ehrlicherweise den Sinn einer Dosierampel noch nie verstanden.” Das beste Beispiel sei die Dauereinrichtung vor der Nachbargemeinde Niederndorf. Auf der Tiroler Seite steht kurz nach der Autobahnabfahrt eine Ampel, die den Verkehr nicht nur bei der Blockabfertigung aufhält. Das Problem laut Bernhardt: „Da stehen dann auch die Anwohner im Stau und haben nichts davon.“
Ein ähnliches Szenario befürchtet der Rathauschef in Oberaudorf. Im schlimmsten Fall könnte sich die Autoschlange sogar bis auf die Autobahn ziehen und dort für komplettes Chaos sorgen. „Das Problem bleibt die Blockabfertigung selbst”, betont Bernhardt. Eine Dosierampel sei dabei nur ein weiterer Eingriff, der zur Eskalation beiträgt.
Ähnlich sieht es auch der Brannenburger Rathauschef Matthias Jokisch. „Wir haben hier im Inntal völlig andere Voraussetzungen wie zum Beispiel am Achensee”, sagt er. Wenn sich beispielsweise rund um Brannenburg eine kilometerlange Schlange vor der potenziellen Ampel bildet, würde das unweigerlich zu Behinderungen mitten in den Nachbargemeinden wie Flintsbach oder Nußdorf führen. Und selbst im Achental war die Ampel noch kein reiner Erfolg. Beim ersten Test verzeichneten die Tiroler einen über sieben Kilometer langen Stau. „Das wäre bei uns keine Entlastung”, meint Jokisch.
Etwas weiter vorangeschritten scheint die Diskussion in Neubeuern und Nußdorf. „Beide Gemeinden haben im Frühjahr 2022 gutachterlich feststellen lassen, dass Maßnahmen zur Entlastung der Anlieger möglich sind, auch Dosierampeln an besonders hochfrequentierten Rückreisesamstagen wären in den Inntalgemeinden wünschenswert”, sagt die Nußdorfer Bürgermeisterin Susanne Grandauer. Sie und Christoph Schneider, Bürgermeister von Neubeuern, seien bereit, mit dem Verkehrsgutachter Klaus Schlosser eine Lösung für die Umsetzung dieser Maßnahme zu entwickeln. „Beide Gemeinden sagen dabei dem Staatlichen Bauamt sowie dem Landratsamt Rosenheim die volle Unterstützung zu”, sagt Grandauer.
Noch kein Antrag eingegangen
Auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen liegt beim Landratsamt allerdings kein Antrag für eine Dosierungsampel vor. „Dies gilt sowohl für die Kreisstraße RO1 (östlich des Inn) als auch die Staatsstraße St2089 (westlich des Inn)”, sagt Simone Beigel, Pressesprecherin des Rosenheimer Landratsamtes. Die Landkreisverwaltung habe zudem noch keine Überlegungen angestellt, eine Ampel selbst einzurichten. Sollte ein Antrag an das Landratsamt herangetragen werden, wird dieser laut Beigl mit den zuständigen Fachstellen wie dem Straßenbaulastträger oder der Polizei geprüft. Ob es dazu kommen wird und ob eine Ampel wie am Achensee wirklich hilft, bleibt dementsprechend abzuwarten.