Kolbermoor/Großkarolinenfeld – Dass Internet-Foren nicht nur Schauplatz für Hetze und beleidigende Diskussionen sein müssen, zeigt ein eindrucksvolles Beispiel aus Kolbermoor. „Das hat mich ehrlich gesagt echt überrascht“, sagt Arne Schorer aus Großkarolinenfeld und freut sich über die enorme Hilfsbereitschaft, die er mit einer einfachen Frage binnen kurzer Zeit ausgelöst hat. Über die sozialen Netzwerke hatte der 43-Jährige einen Aufruf gestartet, um ein Handy für einen Obdachlosen zu suchen.
Der Systemadministrator, der seit einigen Jahren in Großkarolinenfeld lebt, kommt eigentlich aus Kolbermoor. Dort hat seine Familie immer wieder Kontakt zu einem Obdachlosen. „Bereits im Dezember hat mein Bruder mich und meinen Neffen gefragt, ob wir helfen wollen, das Fahrrad eines Obdachlosen zu reparieren“, erzählt Arne Schorer Sein Bruder sei eines Tages im Bereich des Friedhofs Kolbermoor mit jenem Mann ohne festen Wohnsitz ins Gespräch gekommen. Dessen Fahrrad, mit dem er seine Tüten transportiert, hatte einen Platten. Kurzerhand montierten die drei einen neuen Schlauch.
Mitte Februar wurde Arne Schorer wieder von seinem Bruder angesprochen, ob er sich das Handy des Obdachlosen anschauen könnte, das nicht funktionierte. Doch den technischen Defekt konnte auch er nicht beheben. „Das Handy einfach so zurückgeben und zu sagen, es geht nicht – das wollte ich dann auch nicht“, sagt Arne Schorer. Er kam zu dem Entschluss, dass wohl genügend alte Handys in irgendwelchen Schubladen liegen, die ungenutzt „vergammeln“. Seine Idee: über eine Whatsapp-Gruppe freiwillige Spender ausfindig zu machen. Dort wiederum wurde er auf eine Kolbermoorer Facebook-Gruppe aufmerksam gemacht, über die er noch deutlich mehr Menschen mit seinem Anliegen erreichen konnte. Der besagte dort gepostete Aufruf stieß dann tatsächlich schnell auf offene Ohren. „Wichtig ist, dass er in Notfällen telefonieren kann und erreichbar ist“, beschreibt Arne Schorer die Situation des Obdachlosen. Das Geld sei knapp, dennoch sollte jeder, besonders in dieser Situation, das „Recht haben, ein funktionierendes Telefon zu besitzen“, findet der 43-Jährige. Wenn man dann noch ein gutes Handy vorm Elektroschrott bewahren könne, sei jedem geholfen.
Erste Hilfsangebote ließen nicht lange auf sich warten. „Dass so viele Leute ihre alten Handys und auch gleich weitere Hilfe angeboten haben, finde ich echt super“, bilanziert Arne Schorer. So konnte er aus den vielen „Angeboten“ sogar ein Handy in „absolut neuwertigem Zustand, komplett mit Ladekabel und sogar Hülle“ auswählen. Der Spender, Herbert Mosner, wurde zuvor auf den Aufruf aufmerksam und entschloss sich kurzerhand zu helfen: „Ich habe das sehr gerne gemacht, ich hatte das Handy übrig“, sagt er den OVB-Heimatzeitungen. Er finde es sehr wichtig, anderen Menschen zu helfen, insbesondere in dieser schweren Zeit.
Arne Schorers Bruder konnte das Smartphone nun an den Obdachlosen übergeben: „Er hat sich gefreut wie ein Schnitzel.“ Was Arne Schorer besonders positiv überrascht: Sein Internet-Aufruf löste eine große Welle der Hilfsbereitschaft aus. Über die sozialen Netzwerke boten andere neben gebrauchten Handys auch noch weitere Unterstützung an. Nicolas Bettinger