Stephanskirchen – Am Hang der Innleiten in der Nähe von Leonhardspfunzen steht ein neu gebautes Häuschen. Dahinter unberührter Wald. Das Häuschen ist etwa fünf auf fünf Meter groß und sticht mit den weiß gestrichenen Wänden aus dem umliegenden Grün heraus. Martin Abfalter, Geschäftsführer der St. Leonhardsquellen, sperrt die Metalltür auf. Im Inneren befindet sich ein kleines Rohrsystem. Darin fließt das Wasser der neuen „Ich bin“-Quelle. Unter dem Häuschen musste 35 Meter tief gebohrt werden, um auf die Wasserader zu stoßen. „Die Quelle hätte genügend Druck, um mit eigener Kraft an die Oberfläche zu kommen“, erklärt Martin Abfalter.
Wasserpendler
statt Geologen
Bei der Suche nach Wasser setzt man bei den St. Leonhardsquellen nicht auf Geologen, sondern auf sogenannte Wasserpendler. Mit einem Pendel gehen sie ein Gebiet ab und „erspüren“ dabei unterirdische Wasseradern. „Das hat bisher eigentlich immer sehr gut funktioniert“, sagt der Geschäftsführer: „An der Stelle, an der die Pendler das Wasser vermutet haben, haben wir dann eine erste Probebohrung gemacht.“
Dort ist man auch auf Wasser gestoßen, aber die Wasserexperten waren mit dessen Qualität noch nicht ganz zufrieden. Sie haben das Wasser nicht auf seinen Nährstoffgehalt geprüft, sondern auf die Feinstofflichkeit. Feinstofflichkeit ist ein Begriff aus der Esoterik. Es soll sich dabei um eine energetische Struktur handeln, die man mit den menschlichen Sinnen nicht wahrnehmen kann, aber spüren. Der Physiker Florian Aigner hält auf wissenschaftlicher Ebene nichts von Theorien dieser Art. „Man kann es chemisch und physikalisch untersuchen“, sagt er: „Wasser bleibt Wasser.“ Die Experten, die das Wasser testen, haben aber, davon ist Abfalter überzeugt, für genau diese wissenschaftlich nicht nachweisbare Feinstofflichkeit ein ganz besonderes Gespür.
Dadurch, dass diese Experten vom Wasser der ersten Bohrung nicht überzeugt waren, wurde weiter gesucht. Erst einige Meter entfernt waren sie dagegen mit der Qualität des Wassers zufrieden. Dort wurde die Quelle gefasst. Auf den Namen ‚Ich bin“ ist der Geschäftsführer selbst gekommen: „Der Name ist mir einfach mal gekommen und hat mir auf Anhieb gefallen.“ Das „Ich bin“-Wasser reiht sich in eine breite Palette von verschiedenen Quellwassern der St. Leonhardsquellen ein. „Es gibt beispielsweise eine Sonnenquelle, eine Lichtquelle und sogar ein Wasser, das nur bei Vollmond abgefüllt wird.“ Auf Nährstoffbasis unterscheiden sich die Wasser kaum, aber auf der feinstofflichen Ebene gebe es sehr wohl Unterschiede, sagt Abfalter. „Wer sich darauf einlässt, kann es spüren“, sagt er: „Es geht darum, herauszufinden, welches Wasser am besten zu einem passt.“ Ungefähr 50 Millionen Liter Quellwasser füllt das Unternehmen jährlich ab. In Leonhardspfunzen gibt es außerdem eine Kapelle mit einem Brunnen, an dem man sich frisches Quellwasser zapfen kann. „Es kann vorkommen, dass man dort bei gutem Wetter sogar mal ein bisschen anstehen muss“, sagt Abfalter. Trinkt man es direkt vom Brunnen, hat es einen sehr metallischen Geschmack. „Das liegt am hohen Eisengehalt“, sagt er.
Deshalb empfiehlt er, das Wasser erst zwei Tage in der Flasche stehenzulassen, dann setzt sich das Eisen am Boden ab. Probiert man das Wasser der „Ich bin“-Quelle, schmeckt man das Eisen nicht mehr heraus. Dieses wird mit der Hilfe von Quarzsand direkt an der Quelle herausgefiltert.
Sorge wegen
Brenner-Nordzulauf
Martin Abfalter will zusammen mit den Wasserpendlern nach neuen Quellen in der Region um Leonhardspfunzen suchen. Was ihm aber Sorge bereitet, sind die Pläne für den Brenner-Nordzulauf. Nur wenige Hundert Meter südlich von Leonhardspfunzen soll dieser aus dem Wald brechen und den Inn überqueren. Wie sich das dann auf die Quellen auswirken wird, kann Abfalter noch nicht sagen. Für ihn und für alle, die es mit dem Quellwasser haben, gilt es abzuwarten und zu hoffen, dass die Quellen vom Bauprojekt nicht betroffen sind.