Oberaudorf – Die „Interessengemeinschaft (IG) zum Erhalt bäuerlicher Existenz im oberen Inntal“ hatte bei ihrem Informationsabend im Kursaal ein fast volles Haus. Rund 200 Besucher waren gekommen, um die Ziele der im Januar von 18 Landwirten aus Oberaudorf und Flintsbach gegründeten IG kennenzulernen.
Laut IG-Sprecherin Katharina Kern sei nicht nur die Zukunft der 18 unmittelbar vom Bau des Brenner-Nordzulaufs und seiner Verknüpfungsstelle in Niederaudorf betroffenen Landwirte gefährdet, sondern auch der Tourismus und alles, was mit diesem zusammenhänge. Viele der landwirtschaftlichen Betriebe würden die Einschränkungen während der auf bis zu 15 Jahren geschätzten Bauzeit an der Bahnlinie nicht überleben.
Ortsbäuerin Anna Pichler fürchtet auch, dass die Böden der rund 39 Hektar, die während der Bauzeit als Lager- und Arbeitsflächen gebraucht werden, durch Öl, Treibstoffe und andere Chemikalien so ruiniert werden, dass sie später nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden könnten.
Durch die rund um die Uhr laufenden Bauarbeiten mit ihrem Lärm, Staub und Licht werde nach Einschätzung von Kern zudem die Lebensqualität so stark beeinträchtigt, dass die Gäste ausbleiben würden, was den Niedergang der Hotellerie und Gastronomie zur Folge haben werde. Kaum ein Unternehmen dieser Branchen werde diese Zeit überbrücken können. In Folge würden auch viele Arbeitsplätze verloren gehen. Dieser Befürchtung schloss sich der Betreiber eines Campingplatzes an, der unter den Besuchern war. Pichler meint zusammenfassend: „In irgendeiner Weise wird jeder betroffen sein.“
Die Kritik der Interessengemeinschaft richtet sich dabei nicht grundsätzlich gegen den Bau einer neuen Zulaufstrecke zum Brenner-Basistunnel. Sie lehnt aber den Bau der Verknüpftungsstelle mit der bestehenden Bahnlinie ab, für die sehr viel Fläche gebraucht wird, die dann der Landwirtschaft fehlt. Ortsobmann Sepp Steinmüller brachte es auf den Punkt: „Die Bahn-Planungen bringen das Fassl zum Überlaufen.“
Laut Benno Schmid, der zusammen mit Georg Schweighofer der IG vorsteht, will die Initiative als Nächstes genaue Daten der betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe erheben, mit deren Hilfe dann ein Sachverständigenbüro ein Gutachten erstellen soll, das die Problematik für die Landwirte aufzeigt.
Dr. Matthias Bernhardt sieht die Sache genauso wie die Vertreter der IG. „Wir werden Oberaudorf und Flintsbach nicht aufgeben“, versprach der Oberaudorfer Bürgermeister. Es werde einen Aufschrei geben, und dieser werde „zum richtigen Zeitpunkt“ kommen.