Tipps vom Tunnelexperten

von Redaktion

Gemeinderat Nußdorf lädt Fachmann ein

Nußdorf – In der jüngsten Gemeinderatssitzung in Nußdorf wurde im Kontext der Planungen für den Brenner-Nordzulauf Dr.-Ing. Wolfgang Rauscher als Sachverständiger für Tunnelbau begrüßt. Rauscher, ehemaliger geschäftsführender Gesellschafter eines Ingenieurbüros in München, war an verschiedenen Tunnelbauwerken beteiligt, darunter an Stuttgart 21 und am U-Bahn-Bau in München und gilt als Experte für den Tunnelbau. Seine Erkenntnisse basieren ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Unterlagen der Deutschen Bahn, da er nicht direkt in das Verfahren eingebunden ist.

Viele Fragen
und Unsicherheiten

In Bezug auf die geplante Untertunnelung für den Brenner-Nordzulauf in Nußdorf brachten zahlreiche Fragen und Unsicherheiten im Gemeinderat Diskussionen auf. Diese Fragen basieren vor allem auf einem Bericht der Studiengesellschaft für Tunnel und Verkehrsanlagen (Stuva), der bereits im September des Vorjahres veröffentlicht wurde.

Im Stuva-Bericht werden verschiedene Alternativen für den Tunnelvortrieb beschrieben, wobei „bei allen Alternativen mit hohem Wasserdruck von maximal 30 bar zu rechnen sei.“ Der Bericht empfiehlt daher „einen drainierten Ausbau der Tunnelröhre, entgegen den geltenden Richtlinien.“

Der Tunnel wird voraussichtlich nur einen kleinen Teil des besiedelten Gemeindegebiets unterqueren, am Eingang zum Mühltal, bevor er in Richtung Inn schwenkt.

Der eingeladene Sachverständige erklärte zunächst die verschiedenen Tunnelbauweisen. Der konventionelle Tunnelbau im Sprengvortrieb mit Baggern, Bohrwagen und Spritzbeton ist eine flexible Methode, die besonders bei schwierigen und wechselnden Bergbedingungen geeignet ist. Beim maschinellen Vortrieb mit Tunnelbohrmaschinen (TBM) erfolgt der Abbau des Gesteins mit einem drehenden Bohrkopf. Diese Methode wird voraussichtlich in Nußdorf angewendet werden, wobei im südlichen Bereich eine Maschine und im nördlichen Bereich der konventionelle Vortrieb zum Einsatz kommen soll.

Im Rahmen der Diskussion über den geplanten Tunnelbau im Zusammenhang mit dem Brenner-Nordzulauf wurde die potenzielle Lärmbelastung für Anwohner thematisiert.

Die Überdeckung des Tunnelbauwerks beträgt in Nußdorf in der Tallage etwa 45 bis 60 Meter, verglichen mit sechs bis sieben Metern im Münchner U-Bahn-Bau.

Der Sachverständige betonte, dass mögliche Beeinträchtigungen für Anwohner vom Untergrund abhängen. Laut Rauscher variiert der Schallpegel erheblich, je nachdem, ob ein Haus direkt auf Fels steht oder auf lockerem Material wie Kies. Lockeres Gestein habe eine dämmende Wirkung und könne den Schall absorbieren.

Um etwaige Auswirkungen des Tunnelbaus auf Wohnhäuser zu dokumentieren, schlug Rauscher vor, entsprechende Messgeräte zu installieren. Der Sachverständige empfiehlt, mit der Bahn Zeitfenster für Sprengungen zu vereinbaren, die außerhalb der Nachtstunden liegen. Er geht davon aus, dass dies die Beeinträchtigungen für die Bewohner minimieren könnte. Normalerweise werden solche Messungen und Vorkehrungen von der Bahn übernommen. Insgesamt betonte Rauscher, dass die individuelle Lärmbelastung stark von verschiedenen Faktoren abhängt, einschließlich der geologischen Eigenschaften des Untergrunds und der räumlichen Nähe zu den Bauarbeiten.

Die Wasserableitung aus den entstandenen Tunnelbauwerken erfolgt über ein Drainagesystem. Im Rahmen der Planung eines Tunnels, der für den Mischbetrieb von Personen- und Güterverkehr vorgesehen ist, wird besonderes Augenmerk auf Umweltschutzmaßnahmen gelegt. Es besteht die Möglichkeit, dass durch den Betrieb des Tunnels Verunreinigungen wie Öl, Fett oder Chemikalien eingebracht werden.

Um eine Verschmutzung des Grundwassers zu vermeiden, wird bei der Errichtung des Tunnels darauf geachtet, diese Grund- und Oberflächenwasser strikt voneinander zu trennen. Durch entsprechende Bauvorkehrungen wird sichergestellt, dass keine Verunreinigung des Grundwassers erfolgen kann.

Keine konkrete Gefahr für Quellen

In Bezug auf die Wasserversorgung sieht Rauscher keine konkrete Gefahr für die Sulzberg-Quellen und den Tiefbrunnen Hofpoint-Guggenau durch den Tunnelbau, schlug jedoch vor, zwei bis drei Jahre vor Baubeginn eine hydrogeologische Beweissicherung durchzuführen. Die Möglichkeit von Hangrutschen im Mühltal durch den Tunnelbau und mögliche Grundwasserstauungen sollten rechtzeitig vor Baubeginn untersucht werden.

Da die Planung der Tunnelanlage noch am Anfang steht, können alle auftretenden Unsicherheiten mit der Bahn besprochen werden.

Die Entscheidung über das Brenner-Nordzulauf-Projekt wird voraussichtlich 2025 im Deutschen Bundestag getroffen, die Fertigstellung ist für das Jahr 2040 geplant.

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