Frasdorf – Der Bürgersolarpark in Frasdorf nimmt wieder Fahrt auf. Nachdem das Projekt im Mai 2023 durch eine Stimmengleichheit im Gemeinderat abgelehnt wurde, hat das Gremium in seiner jüngsten Sitzung mit vier Gegenstimmen beschlossen, das gemeindeeigene Grundstück am Westrand des Ortes der VR Energiegenossenschaft Oberbayern Südost für einen möglichen Bau zur Verfügung zu stellen. Die Details des Pachtvertrages werden dem Gemeinderat in einer der nächsten Sitzungen zur Beschlussfassung vorgelegt. Die Grundeigentümer sind grundsätzlich mit der Bebauung ihrer Wiesen entlang der Autobahn mit einem Solarpark einverstanden.
Unterschriftenaktion fordert Umsetzung
Bürgermeister Daniel Mair (CSU) erläuterte dem Gremium und den zahlreichen Zuhörern im Sitzungssaal erneut den Werdegang der Freiflächen-PV-Anlage, die damalige Ablehnung des Bürgersolarparks in der Gemeinderatssitzung und die aktuelle baurechtliche Beurteilung von PV-Anlagen entlang von Autobahnen. Nach der Ablehnung durch den Gemeinderat im vergangenen Jahr zeigten viele Frasdorfer Interesse an dem Projekt und forderten mit einer Unterschriftenaktion dessen Umsetzung. Der Strom werde im Dorf benötigt und hier auch verbraucht.
Mair führte die Argumente für das Projekt erneut auf: „Wenn wir Strom und Energie vor der Haustür günstig erzeugen und bekommen können, ist es besser, den Strom ohne große Transportwege da zu erzeugen, wo er verbraucht wird und nicht teuren Strom von der Nordsee zu importieren.“ Die Lage des Solarparks direkt an der Autobahn sei gut, die Optik stelle kein Hindernis dar, da der gesamte Park begrünt werde und sowohl für die vorbeifahrenden Autofahrer als auch für die Frasdorfer durch Hecken weitestgehend unsichtbar sei.
Der angeführte „Verbrauch von fünf Hektar gutem Bauernland“ für den Solarpark sei ein Totschlagargument, mit dem sich jedes Bauvorhaben in der Gemeinde verhindern lasse, so Mair. Die Wiesen direkt neben der viel befahrenen BAB A8 entsprächen vielleicht ohnehin nicht ganz dem „Reinheitsgebot“. Eine weitere Nutzung als Grünland und Viehweide sei mit entsprechender Planung und dem Bau hoher Paneels möglich.
Albert Pastötter und Norbert Zollhauser von der VR Energiegenossenschaft Oberbayern Südost stellten die Entwicklung des Projektes seit der Erstpräsentation und dem ablehnenden Gemeinderatsbeschluss im Mai 2023 vor. Die Genossenschaft möchte schnellstmöglich in die weitere Planung einsteigen. In der kommenden Woche wird noch abschließend mit einem weiteren Grundstückseigentümer verhandelt. „Damit wir wissen, worüber wir bei dem Vorhaben sprechen: Es handelt sich um eine 4400 kWp Agri-PV-Freiflächenanlage auf einer Fläche von 4,8 Hektar. Mit dieser Anlage lassen sich jährlich rund 4,84 Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugen. Diese Strommenge reicht rechnerisch für etwa 1380 Dreipersonen-Haushalte.“ Mit der Nutzung des Sonnenstroms werden künftig 2274 Tonnen CO2 pro Jahr in der Gemeinde vermieden.
Die Investitionssumme beträgt 3,75 Millionen Euro, 1,37 Millionen müssen von den Bürgern im Rahmen einer Bürgerbeteiligung eingebracht werden. Die VR Energiegenossenschaft wird allen Frasdorfern die Möglichkeit anbieten, sich finanziell an dem PV-Park zu beteiligen.
Der Bau und die Umsetzung des Gesamtprojekts sollen durch regionale PV-Firmen erfolgen. In den kommenden Jahren sind laut Pastötter und Zollhauser rund eine Million Euro an Steuereinnahmen für die Gemeinde zu erwarten, sowie eine Dividende für die beteiligten Bürger von 1,7 Millionen Euro.
Auch weiterhin
als Weide nutzbar
Ein Hauptgrund der Ablehnung des Projekts war im Mai 2023 der Wegfall von fünf Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Der Landwirt, der den Grund im Augenblick gepachtet habe, würde damit zehn Prozent seiner Produktionsfläche verlieren. Andere Pachtflächen in vergleichbarer Größe und gleichen Preisen stünden aber in der Region als Ersatz nicht zur Verfügung. Außerdem könne der Bauer bei der Höhe der Pacht nicht mit dem Angebot der Bürgerenergiegenossenschaft mithalten, wenn er produktiv bleiben wolle.
Albert Pastötter und Norbert Zollhauser schlugen dem Gremium vor, für den Frasdorfer Solarpark die PV-Anlage hoch aufgeständert zu bauen. Die Nutzung des Solarparks als Viehweide wäre zu großen Teilen weiter möglich, die Kühe können unter den Solarpaneels weiden, die Flächen freihalten und hätten sogar noch Schatten durch die Paneels. Der betroffene Landwirt könne die Fläche, abzüglich 15 Prozent Verlust für den Bau der PV-Anlage und die Eingrünung, weiterhin nutzen.
„Es entsteht eine klassische Doppelnutzung: Wir erhalten die Nahrungsproduktion durch die Beweidung und gewinnen Sonnenenergie auf einer einzigen Fläche.“