Raubling – Frühlingsgefühle sind für viele Inntaler und Rosenheimer seit Jahren mit einem Konzert von Harmonic Brass am Inntal-Gymnasium verknüpft. Fast alle Plätze in der Aula des Gymnasiums waren besetzt durch Fans, die der Blechbläsergruppe seit vielen Jahren die Treue halten. Auch in diesem Jahr wurden sie nicht enttäuscht. Das „Gipfelstürmer“-Programm nahm das Publikum mit auf eine abenteuerliche Reise durch die Bergwelt zu musikalischen Höhen.
Charmant, humorvoll und poetisch führte der Rosenheimer Hornist Andreas Binder als Geschichtenerzähler und Zeremonienmeister durch das Programm. Mit zartem Vogelgezwitscher und der Intrada der Serenade in C von Johann Joseph Fux eröffnete das Quintett schwungvoll die gemeinsame Wanderung vor einem liebevoll gestalteten Bühnenbild, das die heimatlichen Alpen zeigte. Brillant zeigte der Posaunist Alexander Steixner seine Virtuosität in dem Allegro polonese aus Vincenzo Bellinis Concerto Es-Dur. Große Emotionen und wilde Natur erlebte das Publikum auf seiner Reise mit dem Stück Finlandia des nicht nur in seiner Heimat Finnland verehrten Komponisten Jean Sibelius.
Nach der meditativen Rast auf einer Almwiese, bei der Elisabeth Fessler ihrer Trompete in einer Komposition von Jules Massenet schmelzende Töne entlockte, wurde es felsig: Der erste Satz aus Johann Sebastian Bachs Italienischem Konzert ist wohl jedem Konzertbesucher im Ohr, doch die Brillanz dieser Version mit Hans Zellner an der Bach-Trompete klang wie gemeißelt.
Schließlich konnte auch der Tubist Karl-Wilhelm Hultsch mit Caprice No. 24 von Paganini zeigen, mit welcher Leichtigkeit er dieses massive Instrument beherrscht. Dem technisch sehr anspruchsvollen Stück entlockte Hultsch das kapriziöse Gemecker von Bergziegen in der Felswand und löste mit seiner offensichtlichen Spielfreude Begeisterung aus. Anfangs verhalten steigerte sich das Quintett vor der Pause in Edvard Griegs Peer Gynt Suite Nr. 1, sodass sich die großartige Natur in der Halle des Bergkönigs sich mit zunehmendem Tempo rasant vor dem inneren Auge des Publikums auftat.
Romantisch wurde das Publikum anschließend durch zwei Stücke von Richard Wagner und Richard Strauß wieder abgeholt. Jetzt gab es kein Zurück mehr: Die Alpensinfonietta bildete samt Kuhglockengeläut, Wetterumschwung, Gewitter und Sturm den klaren Höhepunkt des Abends. Modern neigte sich dieses Konzert dem Ende zu. In der Filmmusik aus Forrest Gump lief Hans Zellner noch einmal zu Hochform auf und interpretierte diese Heldenreise gefühlvoll mit seiner Trompete.
Elisabeth Fesslers Eigenkomposition „Gipfelstürmer“, die dem Programm den Namen gab, konnte man als keck vertontes Tagebuch der gemeinsamen Reise hören. Schließlich durften alle das Glücksgefühl auf dem Gipfel erleben: Eden Ahbez’ Nature Boy, das dem Publikum in der Version von Nat King Cole bekannt gewesen sein dürfte, zeigte jazzig die Freude an der Natur, bevor mit einem Potpourri aus bekannten Melodien der Rockband Queen der Abend einen fetzigen Abschluss fand.
Nach zwei Zugaben gab es zum Dank stehende Ovationen des begeisterten Publikums in der Aula des Inntal-Gymnasiums. Einen Teil der Gage spendet Harmonic Brass auch in diesem Jahr dem Förderverein der Schule.