Nußdorf – Die Karwoche bringt in Nußdorf alljährlich eine jahrhundertealte Tradition zum Leben, wenn das Heilige Grab in den Hochaltar der Pfarrkirche St. Vitus eingelassen wird. Dieser Brauch reicht bis ins frühe Mittelalter zurück und ist eng mit der Geschichte der Gemeinde verbunden.
Die Stiftung des Heiligen Grabes im Jahr 1846 durch Maria Rietz für den Hauptaltar der Kirche St. Vitus markiert einen bedeutenden Schritt in der Pflege dieses Brauchtums. Historische Kirchenbücher verzeichnen damals Ausgaben von sieben Gulden für den Kistler und 65,48 Gulden für den Maler. Seit dieser Zeit wird das Heilige Grab jedes Jahr am Gründonnerstag aufgebaut und steht Gläubigen bis zum Dienstag nach Ostern zur Besichtigung und zum Gebet offen.
Für 72 Gulden
gestiftet
Als Heiliges Grab wird die Grabeshöhle in Jerusalem bezeichnet. Der untere Abschnitt des Grabes bleibt bis zum Karfreitag leer. Während des Gottesdienstes am Karfreitag, nach der Kreuzverehrung, wird die Holzfigur vom Korpus Christi in das Heilige Grab gelegt.
In der Barockzeit waren Heilige Gräber weit verbreitet, eine Tradition, die darauf abzielte, die Bibel für die Mehrheit der Menschen verständlicher zu machen. Ähnlich wie die Krippe zu Weihnachten waren Heilige Gräber in vielen Regionen fester Bestandteil der Osterbräuche. Die symbolträchtigen Darstellungen in den Heiligen Gräbern dienten dazu, die Leidensgeschichte und Auferstehung Jesu Christi plastisch und eindrücklich zu vermitteln.
Während das Grab zunächst den liegenden Christus in den Mittelpunkt rückt, wird am Ostersonntag in der Auferstehungsfeier die Darstellung durch eine Figur des Auferstandenen ersetzt. Der Christus-Leichnam wird nach unten gefahren und der auferstandene Heiland steigt empor. Das erfolgt mithilfe einer kleinen Seilwinde. „Eine Technik, die wohl auf das Stiftungsjahr 1846 zurückgeführt werden kann“, sagt Peter Moser. Er ist örtlicher Schreinermeister, unter dessen Regie das Heilige Grab seit vielen Jahren aufgebaut wird. Moser selbst pflegt eine persönliche Tradition in Bezug auf das Heilige Grab in Nußdorf, denn seit 1963 – damals war er noch ein kleiner Bub – ist er als Helfer beim Aufbau des Heiligen Grabes dabei. Heute gehen ihm beim Installieren die Ministranten zur Hand und setzen somit die Tradition fort.
Eine auffällige Komponente des Heiligen Grabes sind die zahlreichen bunten Glaskugeln in Gelb, Rot, Grün und Blau, die als Symbole für Sonne und Glück gelten. Diese farbenfrohen Elemente – sie sind mit farbigem Wasser gefüllt – verweisen auf die beginnende helle Jahreszeit. Die Reihenfolge, in der die Kugeln angebracht werden, folgt einem überlieferten, jahrhundertealten Plan. Die Hintergrundbeleuchtung verstärkt die stimmungsvolle Atmosphäre des Grabes.
Bunte Glaskugeln sind
mit Wasser gefüllt
Während in den Anfangsjahren Kerzen für die Beleuchtung sorgten, wurde diese später auf elektrisches Licht umgestellt, aus Sicherheitsgründen. „Heutzutage verwenden wir natürlich dimmbare kleine Lampen, da Kerzen wegen der Brandgefahr für die hölzernen Elemente aus dem Jahr 1720 zu riskant wären“, erklärt Moser. Inmitten nur spärlichen Lichts, das durch die Kirchenfenster dringt, erzeugen die bunten, schimmernden Glaskugeln eine mystische Atmosphäre.
Die ersten Vorbereitungen für die Installation sind bereits angelaufen. Zwei Wochen nach Ostern erfolgt schließlich wieder der Abbau des Heiligen Grabes. Alle Teile werden sorgfältig gesäubert, verpackt und sicher eingelagert, um im kommenden Jahr erneut als Zeugnis alter Traditionen zu künden und als Symbol der Hoffnung und Auferstehung für die Gläubigen von Nußdorf zu dienen.