Bad Endorf – Mit dem diesjährigen Bühnenstück „Ein seltsames Paar“ von Neil Simon trafen die Hirnsberger Theaterleute voll ins Schwarze. Es wurde bestes Theater geboten; die Zuschauer zeigten sich begeistert. Spielleiter Uwe Drahtschmidt hatte nach dem „Boandlkramer“ im vergangenen Jahr diesmal das Theaterstück gewählt, das 1968 in einer Hollywood-Verfillmung mit Jack Lemmon und Walter Matthau bekannt wurde. Bis heute wird das Stück nicht nur am Broadway, sondern auch auf allen Theaterbühnen der Welt gespielt.
Eine Dame
in der Pokerrunde
Aber Drahtschmidt wäre nicht Drahtschmidt, wenn er nicht doch einige Änderungen in der Komödie vorgenommen hätte. Doch die waren nur zum Besten, wie beispielsweise die Pokerrunde nicht nur aus Männern bestehen zu lassen. Kurzerhand fügte der Spielleiter hier eine Polizistin (Vero Reiser) ein. Gelungen! Gleichzeitig war das Stück eine große Herausforderung für die Laienschauspieler.
Oscar (Mathias Jehl) und Felix (Matthias Haupt) sind Freunde, sehen sich einmal wöchentlich beim gemeinsamen Pokerabend in Oscars Wohnung. Seit der geschieden ist, herrscht bei ihm das Chaos. Die Wohnung verstaubt, der Kühlschrank voll abgelaufener Lebensmittel und leere Bierdosen am Boden. Eine Junggesellenbude per excellence.
Als Felix dann nach zwölfjähriger Ehe von seiner Frau vor die Tür gesetzt wird, nimmt Oscar ihn bei sich in seiner Acht-Zimmer-Wohnung auf. Beide versprechen sich von dieser Zweckgemeinschaft nur Vorteile: halbe Miete und Haushaltungskosten, denn sie müssen ja Alimente zahlen. Doch was am Anfang aussieht wie eine ganz normale Männer-WG, endet in Streit und Ärger.
Der pingelige Felix, der anspruchsvoller nicht sein könnte, beweist mit seiner Kleinlichkeit, dass Sauberkeit und Wahnsinn enge Verwandte sind. Außer Staubsauger, Luftwaschfilter und diversen Kochutensilien hat Felix alle nur erdenklichen Desinfektionssprays in seiner Aussteuer und beginnt die Männerkiste gnadenlos zu zerputzen.
Die Pokerrunde fühlt sich in der sterilen, nach Putzmitteln riechenden Wohnung, nicht mehr wohl. Als Felix auch noch ein Rendezvous mit den polnischen Schwestern Miriam und Camilla (Sophie Fritz und Lisa Linner) vermasselt, reißt Oscar endgültig der Geduldsfaden, und er schmeißt erst die Spaghetti – oder besser die Linguine – an die Wand und dann Felix aus der Wohnung. Der aber landet, zur Überraschung von Oscar, der sich große Vorwürfe macht, weich in den Armen der beiden Schwestern.
Im charmanten Trachtenheim Letten, natürlich wieder ausverkauft, sorgte eine mit viel Akribie und großer Liebe hergerichtete Bühne sowie die gemütliche Anzwies-Muse für das passende Ambiente.
Kurz vor Beginn der drei Akte erschienen die Bluesecker Brothers (Jonathan und Valentin Drahtschmidt) und stimmten das Publikum auf die Komödie ein. Ein Theaterstück mit brillanten Wortgefechten und großartiger Mimik der Schauspieler. Matthias Jehl und Matthias Haupt spielten die Rollen des Oscar und Felix so fantastisch gut, dass es immer wieder Szenenapplaus gab. Auch die Szenen mit der Pokerrunde war absolut gelungen. Weitere Mitwirkende des tollen Theaterstücks waren Björn Wunderlich (Frank), Martin Rupp (Ben) und Simon Rußwurm (Ritsch). Theresa Maier war für die Maske verantwortlich und Uwe Drahtschmidt für die Regie, der am Schluss noch ein letztes Bonmot einfügte: Einige Gstanzl als Dankeschön.
Langanhaltender Applaus war der Lohn für eine gelungene Aufführung. Nächstes Jahr übrigens plant der Regisseur, ein eigenes Stück zu schreiben.