„Bitte einsteigen“ in den Oldtimer-Simulator

von Redaktion

Mit einem „Adler“ aus den Anfangszeiten des Automobils über die Landstraßen zuckeln: Oldtimer-Fans können sich diese Träume erfüllen – in der Ausstellung „EFA mobile Zeiten“ im Automobilmuseum Amerang. Nicht nur zum Saisonstart an Karfreitag.

Amerang – Die Oldtimer sind blitzblank geputzt, die Mitmach-Stationen funktionieren auf Knopfdruck, die „Mitfahr-Bar“ steht parat zum Einsteigen: Das Museum für deutsche Automobilgeschichte in Amerang ist bereit für den Saisonstart am Karfreitag. Gesamtbetriebsleiter Philipp Kennewell hat den Arbeitsoverall bereits ausgezogen. Nur der Medien-Techniker für die Stationen mit Interaktionen werkeln noch ein wenig. Und auch in der weltweit größten Modelleisenbahn-Ausstellung der Spur II beugt sich noch ein Handwerker mit einem winzigen Schraubenschlüssel über einen Mini-Zug.

„Einsteigen!“, möchte Philipp Kennewell am liebsten ausrufen. Endlich geht es wieder los nach der Winterpause. Im Dornröschenschlaf befanden sich die „Mobilen Zeiten“ jedoch nicht, denn die vergangenen Wochen wurden genutzt, um das Angebot erneut zu erweitern, sagt der Betriebsleiter. Seit der Eröffnung im Jahr 1990 hat sich die Ausstellung, die ihre Existenz der Sammelleidenschaft von Amerangs Ehrenbürger Ernst Freiberger senior zu verdanken hat, gewandelt: vom Museum mit statischer Präsentation zur Ausstellung mit Interaktionen.

Ein neues Simulationsgerät

Neueste Errungenschaft: die „Mitfahr-Bar“, ein Simulationsgerät. Virtuell steigen die Besucher als Beifahrer ein in legendäre Fahrzeuge, die auch in der Ausstellung zu sehen sind, und fahren mit Kennewell mit. Im Adler, im Mercedes 500 K von 1935, im Mercedes 305 SL von 1958, der sich durch Flügeltüren öffnet, und im Rennwagen BMW 3.0 CSL. Eine Minute lang geht es in den Oldtimern durch Amerang und das Wasserburger Land, eher gemächlich, und im Renntempo über die Strecke von Le Mans. Es ist so, als ob der Gast wirklich mitfahren würde.

Kennewell ist nicht nur im Film die Freude anzusehen, auch jetzt an der Station kommt er nicht mehr raus aus dem Schwärmen über Automobile, bei denen das Fahren noch richtig Arbeit war und noch nicht die Automatik das Sagen hatte. Der 33-Jährige, Neffe von Unternehmer Ernst Freiberger, ist begeisterter Autofahrer, engagierter Oldtimer-Bastler und erfahrener Kenner alter Vehikel. Die vier Ein-Minuten-Filme für die Mitfahrstation zu drehen, gehörte für ihn zu den schönsten Aufgaben der Saisonvorbereitung, sagt er.

Mobilität spüren, mit allen Sinnen erleben: Dazu wird auch eine „Hörbar“ beitragen, die noch in Arbeit ist. Per Knopfdruck können die Besucher den Sound der Straße hören: wie ein Oldtimer startet, wie er klingt, wenn der Chauffeur Gas gibt.

In einem der seltenen und kostbaren Vehikel mitfahren: Auch das geht – im „Auto des Monats“. Die Zeit-Slots auf der Terminliste sind in der Regel innerhalb weniger Tage ausgebucht, berichtet Kennewell. Auch das Ratespiel in den sozialen Netzwerken, bei dem die Automobilfans anhand kleiner Details das Fahrzeug des Monats erkennen sollen, sei ein beliebter Wettbewerb.

Es gibt sie also noch: die Autofans, auch wenn der Benziner so langsam seinem Ende entgegenrollt. Dass das Automobil im Wandel ist, quasi ein Symbol für die gesellschaftliche Entwicklung, auch das thematisiert die Ausstellung unter dem Dach der Ernst-Freiberger-Stiftung. Sie hat bei der Wiedereröffnung im Jahr 2019 das etwas angestaubte Museums-Image abgeschüttelt und sieht sich seitdem eher als zeitgeschichtliche Präsentation zum Thema Mobilität. Deshalb gehört auch ein Elektrofahrzeug zur Schau.

Geschichte, transportiert über das Auto als roter Faden: Unter diesem Motto stehen auch die Sonderausstellungen. In dieser Saison widmen sie sich der legendären Rennstrecke Le Mans und ihren Fahrzeugen sowie dem Motorsport von Opel, in den 90er- und 2000er-Jahren eine Instanz im Rallye-Sport.

Die Ausstellung ist in Bewegung, sogar die Kunst, die seit 2023 in die Präsentation integriert wird. Zum Saisonstart am Karfreitag wird eine mobile Künstlerin in der Ausstellung live malen: Ulissa lässt sich seit 1990, als auch das Automuseum in Amerang gegründet wurde, von Automobilen aller Art, vom Old- bis Youngtimer, vom Lkw bis zum Sportscar, inspirieren.

Ihre Werke hängen in der Ausstellung, die auf diese Weise auch zur Kunstgalerie wird. Neue Arbeiten kommen live erstellt dazu. Die Künstlerin wird sich von den Vehikeln in Amerang zu Werken inspirieren lassen, berichtet Eva-Maria Müller, Assistenz der Geschäftsleitung.

Touchgames
im Kinderland

Auch das bringt Leben ins Museum, das laut Kennewell auch im „Kinderland“ in Bewegung gerät: dank Touchgames, interaktive Stationen und vielen Mitmach-Möglichkeiten. Eine Kleidertruhe steht parat: Mädchen und Buben können in die Rolle von Eisenbahn-Schaffnern oder Chauffeuren edler Limousinen schlüpfen. In der Modelleisenbahn-Welt muht die Kuh, hämmert es in der Bahn-Werkstatt, brummt der Betriebslärm einer Industrieanlage im Miniatur-Format.

Mobile Zeitenin Amerang

Artikel 2 von 11