Ein chinesischer Turm am Fuße der Kampenwand

von Redaktion

Seit über 120 Jahren befindet sich das exotische Bauwerk neben den ehemaligen Pferdeställen in Hohenaschau

Aschau – Gänseblümchen blühen und der Löwenzahn sprießt wie hier im Aschauer Ortsteil Hohenaschau. Unter dem Schloss Hohenaschau ist das mächtige Festhallenareal und als Mittelpunkt dort ziert der chinesische Turm das historische Ensemble. Doch wie kommt ein chinesischer Turm in ein oberbayerisches Dorf wie Aschau?

Dazu die Geschichte: Reichsrat Theodor von Cramer-Klett junior (1874 bis 1938), der damalige Eigentümer der Herrschaft Hohenaschau, besuchte im Jahre 1900 die Weltausstellung in Paris und war von einem dort ausgestellten chinesischen Turm fasziniert. Und so beschloss er, diesen Turm originalgetreu nachbauen zu lassen und dieses markante Bauwerk im Gelände seiner herrschaftlichen Pferdestallung unterhalb des Schlosses, dem heutigen Festhallengelände, aufzustellen.

Als in den Jahren 1998/1999 die Festhalle, der Mittelbau und die Außenanlagen von der Gemeinde Aschau saniert wurden, stellte sich auch die Frage, was mit dem chinesischen Turm geschehen sollte. Der damalige Bürgermeister Kaspar Öttl und die Gemeinderäte waren einhellig der Meinung, dieses einmalige Bauwerk zu erhalten und an seiner Stelle zu belassen.

Leider war die Turmuhr nicht mehr funktionstüchtig, aber eine Aschauer Bürgerin, Christine Göser, regte an, die Uhr reparieren und den Glockenschlag wieder ertönen zu lassen. Es war ihr eine Herzensangelegenheit und sie spendete dazu 5000 Mark.

Ein Spendenaufruf im Gemeindeblatt erbrachte insgesamt 11130 Mark, sodass die Gemeinde nur noch einen Betrag von rund 5500 Mark zu finanzieren hatte. Christine Göser erlebte leider den Glockenschlag nicht mehr, sie starb im August 1999 im Alter von 39 Jahren.

Die Turmuhr wird regelmäßig einmal jährlich von einer Spezialfirma gewartet. Eine „Behandlungsinstruction über die Uhr des Glockenthurmes in Hohenaschau“ vom 26. März 1902 ist in Abschrift im Gemeindearchiv vorhanden, freut sich die Aschauer Gemeindearchivarin Ilse Goßner.

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