Verhandlungen mit Interessenten laufen

von Redaktion

Interview Insolvenzverwalterin Birgitt Breiter über Zukunft des Katharinenheims

Bad Endorf – Der Verein „Katharinenheim Endorf“ ist gescheitert. Im November wurde das Insolvenzverfahren über Alters- und Demenzheime, Tagespflege, betreutes Wohnen, Behinderten-Wohngemeinschaften und drei Kitas eröffnet. Fünf Monate später hat Insolvenzverwalterin Birgitt Breiter, Fachanwältin für Insolvenz- und Sanierungsrecht aus Holzkirchen, gute Nachrichten. Wie sie es schaffen will, das Unternehmen in den nächsten drei Monaten in ein zukunftssicheres Fahrwasser zu steuern, erklärt sie im OVB-Interview.

Frau Breiter, Insolvenzen zeugen von wirtschaftlichem Misserfolg. Haben Sie trotzdem gute Nachrichten?

Ein Insolvenzverfahren ist vor allem für die betroffenen Menschen erst einmal ein Schock: Im Fall des Katharinenheims sind das 310 Beschäftigte, 221 Bewohner und etwa 250 Familien, deren Kinder die Kindertagesstätten besuchen. Es ist uns gelungen, alle aufzufangen und davon zu überzeugen, dass wir wirklich um eine Fortführung der Einrichtungen bemüht sind und eine zukunftsfähige Lösung suchen. Inzwischen sind wir an einem Punkt, an dem es richtig Spaß macht, denn die Mitarbeiter sind sehr motiviert. Man spürt, dass sie ihren Job gern machen. Und das Wichtigste: Der Betrieb läuft weiter.

Wie steht es um die Zahlen?

Wir haben uns inzwischen einen Überblick verschaffen können. Dabei wurde auch deutlich, dass es nicht einfach ist, ein Unternehmen in der Größenordnung im Ehrenamt zu führen. In den vergangenen Jahren haben sich viele Fehler eingeschlichen. Beispielsweise wurde der Investkostensatz nicht mehr verhandelt, ist aktuell etwa auf dem Stand von vor 20 Jahren. Das ist einer der Gründe, weshalb sich Schulden in nicht unerheblicher Höhe ansammeln konnten. Parallel dazu führen wir Pflegesatz- und Investkostensatzverhandlungen mit den Pflegekassen und dem Bezirk Oberbayern.

Sind Umstrukturierungen in den Einrichtungen erforderlich?

Wir haben für die Menschen mit Behinderung in den Wohngemeinschaften neue Unterkünfte gesucht oder sind noch dabei. Dieses Projekt müssen wir aus verschiedenen Gründen beenden. Weitere strukturelle Änderungen sind nicht geplant.

Normalerweise werden im Rahmen von Insolvenzverfahren Stellen gestrichen. Wieso haben Sie eine neue Stelle geschaffen?

Personalentwicklung und -organisation sind essenzielle Aufgaben eines Unternehmens. Deshalb gibt es im Katharinenheim jetzt eine Ansprechpartnerin für die Organisations- und die Personalentwicklung, also auch für die Probleme und Sorgen der Mitarbeiter. Um eine bessere Fachkraftquote zu erreichen, starten die ersten Mitarbeiter bereits im September Weiterbildungen zur Pflegefachkraft. Wir bieten den Mitarbeitern künftig auch Sprachkurse und weitere Fortbildungsmöglichkeiten direkt im Hause an. Zudem halten wir in Bad Endorf und Thansau weitere fünf Apartments für neue Mitarbeiter frei.

Gibt es für die Übernahme des Katharinenheims bereits Interessenten?

Vor 14 Tagen wurde im Rahmen des Insolvenzverfahrens der Investorenprozess eröffnet. Wir haben deutschlandweit Unternehmen angeschrieben. Der Rücklauf ist sehr erfreulich. Es gibt Interessenten, die die Immobilien kaufen und als Betreiber agieren möchten. Andere wiederum möchten nur die Immobilien erwerben und wünschen den Betrieb der Einrichtungen durch Dritte. Wieder andere möchten die Einrichtungen nur betreiben. Wir sind also breit aufgestellt. Wöchentlich finden inzwischen mehrere Besichtigungen der Einrichtungen statt.

Stimmt es, dass sich auch Wohlfahrtsverbände beworben haben, unter anderem die Caritas?

Ja. Alle Interessenten reichen Angebote ein. Nach ausführlicher Prüfung werden wir in enger Abstimmung mit der Mitarbeiter-Vertretung in den nächsten zwei bis drei Monaten eine Entscheidung treffen, die auch im Sinne der Mitarbeiter und Bewohner ist. Die Mitarbeiter haben eine gewichtige Stimme, nicht nur als Gläubiger, sondern vor allem als wertvollstes Gut des Katharinenheims. Sie liegen mir sehr am Herzen.

Interview: Kathrin Gerlach

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