Der Automobil-Kenner schnalzt mit der Zunge

von Redaktion

Das Depot „EFA Mobile Zeiten“ ist einmal pro Monat zusätzlich zu den Museumsräumen geöffnet

Amerang – Oldtimer-Liebhaber werden sowohl im Museum als auch im Depot eine solche Ansammlung von automobiler Pracht kaum vermuten. Und das, was sie in Amerang zu sehen bekommen, ist wohl kaum zu toppen.

In der Ausstellung „EFA Mobile Zeiten“ werden die Modelle gezeigt, die den Weltruhm der deutschen Ingenieurskunst in diesem Sektor begründen – eingerahmt von historischen Filmen und informativem Audioguide. Im Depot stehen zusätzlich 170 Meisterwerke in Reih und Glied nebeneinander, die von der eigenen, ortsansässigen Werkstatt liebevoll hergerichtet und auf Hochglanz poliert wurden.

Das von Ernst Freiberger gegründete zeitgeschichtliche Museum ist den Prunkstücken vorbehalten, doch das ist bei Weitem nicht groß genug, um alle verfügbaren Schaustücke zu präsentieren. In einer weiteren Halle kann man all diejenigen Modelle bestaunen, die es nicht dorthin geschafft haben. Deshalb sind sie nicht weniger sehenswert. Beim geführten Rundgang mit Franz Waldleitner geben auch diese erlesenen Modelle ihre Reize zu erkennen, und nostalgische Gefühle werden geweckt. Auf der Windschutzscheibe wird unter anderem der Hersteller etikettiert, der Hubraum, die Leistung und der Preis. Gleich nach dem Eingang stehen Modelle des NSU Prinz in verschiedenen Ausführungen – eine Marke, die bis heute eine treue und gar nicht so kleine Fangemeinde hat. Neckarsulm wurde mit dem Prinz in den 50er-Jahren zu einem bundesweit bekannten Industriestandort. Wenn sich Prinz-Fahrer auf der Straße begegneten, gehörte es zum guten Ton, sich freundlich mit Lichthupe zu grüßen. Legendär ist der NSU Sport-Prinz, das erste Auto mit einem genauso revolutionären wie reparaturanfälligen Antrieb, einem Kreiskolbenmotor. „Das war ein schönes Auto“, sagt Waldleitner bei seiner Führung mit etwas Wehmut in der Stimme. „Früher“, erinnert er sich, „hat man sich halt mehr getraut.“

Er deutet auf raffinierte Konstruktionen von Herstellern, die schon lange in Vergessenheit geraten sind: Gutbrod, Hanomag, Heinkel, Zündapp – renommierte Namen, die einst für den Autobau standen. Und wer kennt noch den Berliner Hersteller Protos, der für sich mit diesen Worten warb: „Auf der ganzen Welt bewährt!“ Die elegante Isabella von Borgward, das putzige Goggomobil aus der Dingolfinger Schmiede von Hans Glas, der kultige Manta von Opel – da schnalzt der Kenner mit der Zunge. Verschiedene BMW-Modelle sind zu bestaunen, darunter die Isetta, und natürlich ist auch Mercedes in diesem Depot vertreten – vom Stuttgarter Autobauer stammt etwa der wuchtige 600er für 210000 Mark aus dem Jahr 1990.

Der Autofan im Ameranger Museum kommt voll auf seine Kosten.win

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