Oberaudorf/Flintsbach – Leicht schraffiert ist sie auf der überdimensionalen Karte des Brenner-Nordzulaufs im Inntal zu erkennen: die Verknüpfungsstelle Niederaudorf. Zwischen den Gemeinden Oberaudorf und Flintsbach sollen die alte und neue Bahnstrecke aufeinandertreffen. Was dafür in den kommenden Jahren auf die Anwohner zukommt, wird auf einer deutlich kleineren Übersicht bei den Bürgersprechstunden der Deutschen Bahn deutlich: rund 40 Hektar Baufläche inklusive Verladebahnhof in Kirnstein.
Viele Fragen
zur Bauphase
„Natürlich bekommen wir diesbezüglich viele Anfragen”, bestätigt Manuel Gotthalmseder, Projektabschnittsleiter der Deutschen Bahn. Demnach sorgen sich vor allem Landwirte um ihre Flächen, die von den Planungen der DB betroffen sind. „Ich kann das auch verstehen. Schließlich ist das gesamte Projekt mit erheblichen Eingriffen verbunden”, sagt Gotthalmseder. Allerdings versuche man, diese durch verschiedene Maßnahmen in Grenzen zu halten. So werde beispielsweise versucht, möglichst viel Material während der Bauphase über die Schiene zu transportieren und die benötigten Fahrten mit Lkw in Grenzen zu halten.
Doch auch der Projektleiter muss feststellen, dass der Ärger über die Existenz der Verknüpfungsstelle seit der Vorstellung der Pläne groß ist. Zu deutlich sind die Forderungen aus den betroffenen Gemeinden. „Wir bezweifeln nach wie vor, dass es diese Verknüpfungsstelle überhaupt braucht”, betont der Oberaudorfer Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt. Schließlich sei eine Verknüpfung nur zwölf Kilometer entfernt in Kufstein ohnehin geplant. Dementsprechend bleibt eine der Kernforderungen der Gemeinde Oberaudorf, die Verknüpfungsstelle Niederaudorf gänzlich wegzulassen.
Wenn die Gleise allerdings schon zusammenlaufen müssen, dann sollte das nicht auf offener Fläche, sondern am liebsten im Wildbarren passieren. Gerade hier gehen die Meinungen von Bahn und Inntal Gemeinden auseinander. Nachdem die Deutsche Bahn aufgrund einer Machbarkeitsstudie die Tunnelvariante als „nicht vereinbar mit den Richtlinien der EU und des Eisenbahn-Bundesamtes“ verworfen hatte, haben die Inntal Gemeinden ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben. Dementsprechend sei eine Verlegung durchaus möglich.
„Wir laufen uns die Hacken ab und werden über die Politik noch stärkeren Druck ausüben“, kündigt Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher an. „Wir wissen, dass eine Verknüpfungsstelle im Berg grundsätzlich möglich ist.“ Demnach sei die Hoffnung längst nicht zerschlagen. „Wir kämpfen weiter für eine Verknüpfungsstelle im Wildbarren.“
Auch für eine der Kernforderungen der Gemeinde Flintsbach macht sich Lederwascher stark: „Ich lasse das Argument nicht gelten, dass man staatlichen Forst für eine temporäre Nutzung nicht abholzen könne, dafür aber mit der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen Existenzen zerstört“, betont er. „Ein Baum wächst wieder. Aber ist eine Existenz einmal weg, dann ist sie weg.“
Deutsche Bahn bleibt
bei ihren Plänen
Während die Betroffenheit im Inntal groß ist, wirft Gotthalmseder einen nüchternen Blick auf die Diskussion. „Wir nehmen es sportlich”, meint der Projektleiter mit Blick auf die Entscheidung im Bundestag im Jahr 2025. Sollte sich dort herausstellen, dass die Verknüpfung in den Berg verlegt werden kann und soll, werde man das akzeptieren. In den aktuellen Planungen bleibt die Verknüpfungsstelle Niederaudorf allerdings erst einmal genauso bestehen, wie sie von der Deutschen Bahn in den Gemeinden vorgestellt wird – an der Oberfläche.